Seit vielen Monaten schlägt die Personalknappheit in Mannheimer Kitas und Krippen voll durch. Zum Teil dauerhaft werden Randzeiten gekürzt, Ganztagsbetreuung über längere Zeit gestrichen oder mitunter ganze Gruppen geschlossen. Der neue OB ist sich des Problems bewusst. Nicht von ungefähr hat Christian Specht in seiner 100-Tage-Bilanz im November über „Sofortmaßnahmen für mehr Personal“ gesprochen. Zwar könne er nach so kurzer Zeit „nicht eine Politik komplett verändern“ – aber „Anreize setzen, Impulse geben und Tempo aufnehmen“.
Tempo aufnehmen – das ist ein gutes Stichwort. Was im Moment Tempo aufnimmt, sind allerdings nicht die Fortschritte, sondern die Rückschläge. So ist die Stadt jetzt gezwungen, zwei Horte zu schließen, um das frei werdende Personal in Kitas und Krippen einzusetzen. Hintergrund: Auf Betreuung in der Kita besteht ein Rechtsanspruch, auf Schulkindbetreuung aber nicht.
Juristisch betrachtet ist die Begründung für den bisher beispiellosen Eingriff nachvollziehbar. Aber erstens nutzt das den betroffenen Eltern nichts. Sie verlieren vor und nach dem Unterricht ihrer Kinder einen Betreuungsplatz – den sie in der Regel dringend brauchen, um arbeiten zu können. Zweitens möchte nicht jede Betreuungskraft, die bisher im Hort gearbeitet hat, in eine Kita wechseln. Es droht die Gefahr, solche Erzieherinnen oder Erzieher ganz zu verlieren. Und drittens ändert sich in absehbarer Zeit die Gesetzeslage. Denn zum Schuljahr 2026/27 tritt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler in Kraft. Und dann?
Die Sofortmaßnahmen, die der OB erwähnte, wurden samt und sonders schon vor seiner Wahl in die Wege geleitet. Als neuen Punkt hat er angekündigt, Erzieherinnen und Erzieher von fachfremden Aufgaben zu entlasten. Das muss er jetzt konkretisieren, sich weitere Sofortmaßnahmen ausdenken und als Chef der zweitgrößten Stadt im Land auch den Bund drängen, beschlossene Rechtsansprüche mit viel Geld und Konzepten zu hinterlegen.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Gegen Personalmangel in Mannheimer Kitas und Horten mehr Tempo nötig
Die ersten Horte schließen, um das dadurch frei werdende Personal in Kitas einsetzen zu können. Bertram Bähr sieht darin einen Rückschritt im Kampf gegen den Personalmangel und fordert mehr Tempo beim Gegensteuern