Mannheim. Die schlechten Nachrichten von traditionsreichen Mannheimer Unternehmen setzen sich fort. Erst kürzlich hat der Sensorenhersteller Pepperl + Fuchs angekündigt, die Produktion in Mannheim schließen zu wollen. Nun hat das mit 346 Jahren älteste Unternehmen der Stadt, die Eichbaum-Brauerei, einen Antrag zur Insolvenz in Eigenverantwortung gestellt.
Der Gang zum Amtsgericht wirft viele Fragen auf, etwa die, wie es überhaupt dazu kommen konnte, obwohl die gerade abgetretene und erfolgreiche Marke Karamalz eigentlich frisches Geld in die Kasse spülen müsste. Dazu wiederum interessiert, wie mit dem Wegfall der Karamalz-Produktion die Auslastung des Betriebs sichergestellt werden soll.
Viel zur Aufklärung beitragen können hätten die Geschäftsführer Andreas Hiby-Durst und Markus Lopsien. Doch sie haben sich dem Vernehmen nach anders entschieden, sollen der Betriebsversammlung am Dienstag ferngeblieben sein und lassen somit die mehr als 300 Beschäftigten mit ihren Ängsten um ihren Arbeitsplatz allein. Das ist nicht nur schlechter Stil, das Vorgehen wird Eichbaum auch viel Vertrauen in den Unternehmensbeziehungen mit Lieferanten und Kunden kosten.
Mehr noch: Dass das Management untertaucht und damit allen Spekulationen rund um die Firma freien Lauf lässt, ist unverantwortlich. Zudem erhebt der Betriebsrat schwere Vorwürfe und fordert die Geschäftsführung zum Rückzug auf. Es ist daher unvorstellbar, wie diese unter diesen Vorzeichen die Zukunft von Eichbaum mitgestalten soll – so wie es das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ja eigentlich vorsieht. Noch komplizierter wird es dadurch, dass die Familie Hiby-Durst alleiniger Inhaber der Brauerei ist.
Es ist unvorstellbar, wie die Geschäftsführung unter diesen Vorzeichen die Zukunft von Eichbaum mitgestalten soll
Nun bedeutet eine Insolvenz nicht zwangsläufig das Aus für einen Betrieb. Oft ist die Restrukturierung verbunden mit einem Neustart eine Chance auf bessere Zeiten. Allerdings sind dafür die Voraussetzungen in der Braubranche schlecht. Sie kämpft seit Jahren mit sinkenden Absatzzahlen. Etwas stabiler ist noch der Export, auf diesem Gebiet ist auch Eichbaum stark. Doch hier schmälern Einfuhrzölle wie in den USA und der weggebrochene Markt in Russland ebenfalls die Absatzchancen. Die Erlöse der erfolgreichen Marke Karamalz – früheren Angaben zufolge mit einem Umsatzanteil von 20 Prozent – streicht jetzt die Brauerei Veltins ein.
Aber vielleicht hat der Inhaber von Eichbaum noch einen strukturierten Plan, den er nun mit Unterstützung des Sachwalters umsetzt. Es wäre den Mitarbeitern, der Stadt und der Marke zu wünschen.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Eichbaum-Insolvenz: Verhalten des Managements ist unverantwortlich
Die Insolvenz der Mannheimer Eichbaum-Brauerei wirft Fragen auf. Doch das Management taucht unter - unverantwortlich, meint Christian Schall.