Ein Konzerthaus in der Altstadt und ein Kongresszentrum in der Bahnstadt – hier tagen, dort das Abendprogramm genießen – mit diesem Konzept sind der Öffentlichkeit die beiden Groß-Investitionen in Heidelberg verkauft worden. Dass die vor allem mit Spenden sanierte Stadthalle wieder die musikalische Heimat des Festivals „Heidelberger Frühling“ sein wird, ist gesetzt. Doch die Heidelberger sollen auch ihre „gute Stube“ wiederbekommen, in der Bälle genauso wie Fasnachtsfeten möglich sind.
Nun zieht sich die Sanierung der maroden Stadthalle ein Jahr länger hin. Und die Universität, die vorübergehend die Neue Aula als Ausweichspielstätte zur Verfügung stellte, geht offenbar nicht in eine Verlängerung. Aber die Festivalorganisatoren und die Stadtverwaltung stehen bei Künstlern und Agenturen in der Pflicht. Und international klingende Namen wie der des „Frühlings“-Taktgebers Igor Levit und des neuen Generalmusikdirektors Mino Marani wollen gehalten werden. Ein Dilemma, das nun mit fast einer Million Euro Steuergeldern gelöst wird.
Denn wie kann es sein, dass das Philharmonische Orchester im vor zehn Jahren für 60 Millionen Euro sanierten Theater keinen Platz findet und sich sogar in seiner Existenz bedroht sieht? Und dem „Frühling“ sollte zuzumuten sein, für eine weitere Übergangssaison im Umland Konzertsäle zu buchen.
Möglicherweise ist die Million Euro das kleinere Übel, sollten tatsächlich hohe Regressforderungen drohen. Oder aber es handelt sich hier um den Versuch, das Kongresszentrum durch die Hintertür eben doch noch zu einem Konzerthaus zu machen – ein Mehrwert, der zu viel kostet.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Dilemma kostet eine Million