Es gab allen Grund zur Kritik. Auch wenn das nicht jeder beim Deutschen Handballbund (DHB) wahrhaben wollte. Allen voran Bundestrainer Alfred Gislason nicht. Die Heim-EM im Januar war auf gar keinen Fall so gut, wie sie vom DHB gesehen und verkauft wurde. Trotz des Halbfinaleinzugs. Am Ende stimmte zwar das Ergebnis, aber nicht das Erlebnis.
Und so war es jetzt auch beim Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele in Paris. Das Ziel wurde erreicht. Aber nicht mit Glanz und Gloria, sondern mit zwei erwartbaren Siegen und einer Niederlage. Weshalb die Zweifel am Bundestrainer Gislason bleiben. Und zwar so lange, bis ein Medaillengewinn endlich für Ruhe sorgt.
Die große Chance
Es ist das Schicksal eines Trainers, dass in jeder Sportart und erst recht im Profisport in erster Linie die Ergebnisse stimmen müssen. Besonders bei einer Nationalmannschaft. Weshalb es bereits bei den Olympischen Spielen um den viel zitierten und gewiss auch zu häufig genutzten „nächsten Schritt“ geht.
Doch selten traf diese Formulierung besser zu als bei der DHB-Auswahl. Nach Platz fünf bei der WM und Rang vier bei der EM ist klar, was zeitnah folgen muss: Edelmetall. Weil es nicht mehr reicht, sich auf einem ebenfalls viel zu oft zitieren „guten Weg“ zu wähnen. Von Entwicklung darf nun ganz einfach nicht mehr nur gesprochen werden, sondern sie muss auch sichtbar und entsprechend durch etwas Greifbares dokumentiert werden.
Paris bietet dafür eine große Chance. Sogar die größte von allen. Denn das olympische Handball-Turnier gilt als das leichteste. Das Leistungsniveau ist schwächer als bei einer EM oder WM, weil ganz einfach die Startplätze für die dominierenden europäischen Nationen stark begrenzt sind.
Blick auf die Heim-WM
Ein Medaillengewinn in Frankreich hätte fraglos Signalwirkung für das DHB-Team. Zumal die Perspektive dieser Mannschaft mit ihrer Ansammlung an Hochbegabten stimmt. 2027 soll bei der Heim-Weltmeisterschaft der Titel her. Nichts anderes als dieser Triumph ist das Ziel. Nichts anderes ist aber ebenso die Messlatte. Und das ist auch gut so, weil man von dieser Generation und damit auch von diesem Trainer viel erwarten darf.
Gold gewinnt man allerdings selten einfach so aus dem Stand. Solch ein Triumph deutet sich in der Regel mit vorherigen Erfolgen an. Weshalb es an der Zeit ist, so langsam mit dem Sammeln von Edelmetall anzufangen. Damit es 2027 kein böses Erwachen gibt. Vier Siege dürften nicht noch einmal für einen Halbfinaleinzug reichen.
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