Dieter Thomas Kuhn - Der Tübinger Künstler zelebrierte am Freitag im Bad Mergentheimer Schlosshof eine unvergessliche Party mit vielen friedfertigen Fans in witzigen Siebziger-Jahre-Klamotten

Tausende von „Kuhnis“ feiern Love, Peace und die Seventies

Von 
Sabine Holroyd
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Bad Mergentheim.. Es war ein schöner Tag. Nicht der letzte im August, sondern der fünfte im Juli. Die Sonne brannte dennoch so, als hätte sie’s gewusst. Gewusst, dass Dieter Thomas Kuhn da ist. Das erste Mal in seinem Leben in Bad Mergentheim. Das allererste Mal.

Es hatte wirklich lange gedauert bis zu dieser Premiere. Und als Dieter Thomas Kuhn, 54 Jahre jung, in die bunte Menge sah in seinem silberfarbenen Anzug, den Blick über den Schlosshof und die uralten Bäume schweifen ließ, in tausende seliger Gesichter schaute, wusste er spätestens jetzt: „Es war an der Zeit“.

Über 4000 Fans sahen das genauso. Mit tollkühnen Perücken, schrillen Klamotten, überdimensional großen Peace-Ketten und manche gar in wahnwitzig hohen Plateauschuhen waren sie aus allen Himmelsrichtungen zum Schloss gepilgert, amüsiert beäugt von den vielen Zaungästen in den Straßencafés, und hatten um Einlass begehrt.

Es war Freitag. Es war Wochenende. Und es war Sommer.

Lange bevor der sympathische Botschafter der siebziger Jahre, der weit mehr kann als alte Hits in neuem Gewand zu präsentieren, die Bühne betritt, groovt sich die Menge schon mal ein. Nach der Melodie von „Sierre Madre“ singen die Fans mantraartig „Dieter, Dieter Thomas Kuhn“. Als dann „Musik ist Trumpf“, die Erkennungsmelodie der gleichnamigen Show aus dem Jahr 1975 erklingt, gibt es kein Halten mehr: Die „Kuhnis“ flippen kollektiv aus.

Grob geschätzt die Hälfte der Menschen im Schlosshof hat diese Sendung von Peter Frankenfeld aus Altersgründen zwar nie gesehen, aber das macht ja nichts.

Leider sind noch viele weitere Künstler nicht mehr da, deren Lieder Kuhn in den nächsten Stunden covert: beispielsweise Roy Black, Rex Gildo, Jürgen Marcus, Daliah Lavi, Udo Jürgens und Rio Reiser. Von letzterem stammt der Tourtitel „Für immer und dich“. Eine wunderbare Version à la Kuhn wird es am Ende geben, völlig ohne Kitsch und Klamauk.

Zum Glück erfreuen sich aber viele andere Sänger, deren Songs der Tübinger mit seiner erstklassigen und ziemlich coolen Kapelle zelebriert, guter Gesundheit: Peter Maffay, Reinhard Mey, Howard Carpendale und Udo Lindenberg, um nur ein paar zu nennen.

Es macht einfach Spaß zu sehen und zu hören, wie etwa 20-Jährige neben älteren Semestern „Fremde oder Freunde“, „Über sieben Brücken“, „Griechischer Wein“ oder „Liebe ohne Leiden“ schmettern. Das ist lustig und anrührend zugleich. Da werden Sonnenblumen geschwenkt, da liegt man sich in den Armen und singt lauthals und ohne Scham „Schön ist es auf der Welt zu sein“ mit. Ja, das ist es an diesem Abend besonders. Und mittendrin der zeitlose Zeremonienmeister, der sichtlich genießt, aber zum Glück nicht schweigt.

„Danke schön, Bad Mergentheim! Ich liebe Euch!“ verabschiedet er sich nach zweieinhalb Stunden schillernder, schweißtreibender Show von der tobenden Menge, den vielen glücklichen „Kuhnis“.

Es war Sommer in Bad Mergentheim. Und aus Fremden wurden Freunde. Hossa!

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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