Kolumne #mahlzeit

Die Ski-WM in Saudi-Arabien ist nicht absurder als Wellenreiten im D-Land

Trojena, das Wüstenwunder: Saudi-Arabien will mit einer Ski-WM 2029 in der Wüste Geschichte schreiben. Das kann Kolumnist Stefan M. Dettlinger nicht gut finden, oder? Als Konter hat er einen genialen Gegenvorschlag.

Von 
Stefan M. Dettlinger
Lesedauer: 
© kako

Ganz ehrlich, an der Welt kann man schon verzweifeln, das heißt: Am Menschen, der auch rund 300 Jahre nach Beginn der Aufklärung bar jeder Vernunft einfach weiterwurstelt und das in die Mülltonne tritt, was sich über Milliarden von Jahren als lebenswertes Biotop für uns Lebewesen entwickelt hat. Also bitte: Wen das nicht rasend macht, ist meiner Meinung nicht ganz bei Trost.

Jetzt wollen sie allen Ernstes die Ski-WM 2029 in Saudi-Arabien machen. Grmpf. Die Sache ist safe. Nur noch ein Event könnte die Katastrophe verhindern: der Weltuntergang, den Schurken in Moskau, Tel Aviv oder Teheran ja derzeit anzetteln. Also: Entlang des Roten Meers bauen sie eine futuristische Stadt. 170 Kilometer lang. Von dort sollen die Sportler hoch in die Wüstenberge von Trojena fahren, wo es das letzte Mal vor drei Millionen Jahren geregnet und noch nie geschneit hat.

Dass Ski-Fahrer nicht den IQ von Astrophysikern haben – naheliegend. Würden die sonst in Lichtgeschwindigkeit auf zwei Plastikleisten Hänge runterbrettern? Dass nun aber beim Wort Saudi-Arabien bei den Champions die Endorphine Niagara spielen – unverständlich. Offenbar muss man nicht intelligent sein, um gut Skifahren zu können. Für Tanner Hall etwa, einen US-amerikanischen Freestyle-Skifahrer (sieben mal Gold), war sofort klar, dass er dabei sein will. „Wir bringen Schnee in die Wüste und versuchen, unsere Kultur an Menschen weiter zu geben, die sie wahrscheinlich noch nie gesehen haben.“ Mein Gott: Wie dumm ist das denn? Ich bin da ganz bei Felix Neureuther: „Die Pläne für diese WM sind absolut pervers, absurd und vollkommen unzeitgemäß“, sagte er neulich der „Zeit“: Es müsse erst zum Super-GAU kommen, bevor Einsicht einkehre.

Den Super-GAU haben wir doch längst. Vieles bei der nahenden Klimakatastrophe ist irreversibel, ergo: Die sind dann einfach so! Dessen ungeachtet hatten die Saudis für eine Promoveranstaltung schon mal 500 Tonnen Kunstschnee auf eine Big-Air-Schanze in Riad gekarrt und die Preisgelder verdoppelt – sonst kommt die Kultur dort nicht an. Der Spaß kostet übrigens nur 500 Milliarden Dollar. Das sind elf Nullen nach der 5. Das ist in etwa der bundesdeutsche Haushalt 2024 (476 807 656 000 Euro).

Mehr zum Thema

Kolumne #mahlzeit

Tempo per Fernsteuerung

Veröffentlicht
Von
Stefan M. Dettlinger
Mehr erfahren
Kolumne #mahlzeit

So erlebte Mark Twain das Nationaltheater Mannheim - und ich "Dune"

Veröffentlicht
Von
Stefan M. Dettlinger
Mehr erfahren
Kolumne #mahlzeit

So raufen Alya und Bela sich zusammen

Veröffentlicht
Von
Stefan M. Dettlinger
Mehr erfahren

Traditionell erfreuen sich die Saudis übrigens an der Falkenjagd, an Pferde- oder Kamelrennen. Aber im Zuge der Globalisierung muss alles überall möglich werden, und sei es noch so idiotisch. Sie spielen ja jetzt auch in Ägypten Tennis und Golf. Ich werde mich dafür einsetzen, dass man die WM im Wellenreiten nach Deutschland verlegt – an den Chiem-, Bagger- oder Bodensee. Versuche haben ergeben, dass man mit einer kleinen, unterirdisch detonierten Atombombe ganz gezielt kleine Tsunamis auslösen kann, die alle kalifornischen Strand- und Cliffbrecher locker in die Tasche stecken. In solchen Wellen kann man dann – inklusive Surf-Orgasmus – von Konstanz bis Bregenz reiten und ins Gebirge hinauf direkt in ein Tropical Island reinfahren, wo am Strand schon Caipirinha oder White Russian warten. Das wird kommen!

Schreiben Sie mir: mahlzeit@mannheimer-morgen.de

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke