Ausstellung - Kunstprojekt Harte Zeiten/Ciezkie Czasy zeigt parallel Werke von Künstlern aus Polen und Deutschland

Zwei Städte, 20 Kunstschaffende - eine Brücke zwischen Mannheim und Bydgoszcz

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Das deutsch-polnische Kunstprojekt Harte Zeiten ist noch bis zum 7. November im Port25 in der Hafenstraße in Mannheim zu sehen. © Port25

Harte Zeiten - so die Überschrift zu dem großen Ausstellungsprojekt von Bydgoszcz und Mannheim, jeweils beheimatet an den öffentlich geförderten Ausstellungsorten der Partnerstädte. 20 Künstlerinnen und Künstler aus Polen und Deutschland - ausgewählt von den jeweiligen Kunstorten und Kunstvereinigungen wie dem Künstlerbund Baden-Württemberg - präsentieren parallel ihre Werke in Bydgoszcz und Mannheim, hier in Port25, in Polen in der Galeria Miejska bwa. Das Projekt besteht nicht nur aus den Ausstellungen, sondern auch aus Workshops, Symposien, Lesungen, Konzerten und Performances.

Stadtpräsident und Oberbürgermeister als Schirmherren

Harte Zeiten/Ciezkie Czasy ist ein deutsch-polnisches Projekt, das mit Ausstellungen, Atelierbesuchen und einem Symposium auf Dialog und Austausch ausgerichtet ist.

Dahinter steht der Wunsch, in Zeiten, in denen das politische und gesellschaftliche Klima spürbar rauer wird, die gemeinsamen europäischen Werte vor dem Hintergrund humanistischer Traditionen als Gegengewicht zu betonen. Kunst ist immer ein Spiegel der Gesellschaft.

Ein dreisprachiger Katalog wird am Ende des Projekts veröffentlicht.

Das Ausstellungsprojekt steht unter der Schirmherrschaft des Mannheimer Oberbürgermeisters, Peter Kurz, und des Stadtpräsidenten von Bydgoszcz, Rafal Bruski.

Die Ausstellung: Port25 – Raum für Gegenwartskunst, Hafenstraße. 25-27. Die Ausstellung läuft bis zum 7. November. Öffnungszeiten: Mi-So 11-18 Uhr. 

Missmut übertrumpft Farben

Beginnen wir mit Elisabeth Bereznicki (geboren 1955 in Warschau, lebt in Freiburg), in deren Leben sich die beiden Ländern eng verbinden: Ein schönes zeichnerisches Selbstporträt von ihr als Mädchen wird konfrontiert mit dem Foto einer Demo gegen das polnische Abtreibungsverbot im letzten Jahr, künstlerisch anspruchsvoll und überzeugend präsentiert.

Ähnlich kritisch äußert sich Marta Szymielewicz (geboren 1991 bei Bydgoszcz), die ihre Großmutter malerisch festhält, zunächst wirkt die Farbenfreudigkeit, aber dann übertrumpft der missmutige Gesichtsausdruck der Großmutter und ihr Lieblingsspruch, sinngemäß: Uns geht’s gut und der Rest ist mir scheißegal.

Das hier präsentierte Werk von Isa Dahl (geboren 1965, lebt in Stuttgart) unterscheidet sich sehr von ihren leuchtstarken, abstrakten Malereien, denn in den aufgehängten Postkartenständern befinden sich handgeschriebene Ansichtskarten, die so auf freundliche Art und Weise auf einen veritablen Kulturwandel aufmerksam manchen.

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Ganz frisch geht es weiter mit einer App, die Stefanie Reling-Burns (geboren 1969 in Stuttgart) entwickelte und die unverdrossen mit ihrer Arbeit LOPLAS auf friedliche, schöne, ruhige Plätze in der Welt hinweisen möchte, die für alle Menschen da sind.

Ganz dunkel, gar schwarz sind die wunderbaren Gemälde von Krzysztof Nowicki (geboren 1988 in Bydgoszcz), die über vorhandene Herrscherporträts gelegt sind und Vergänglichkeit und Tod ansprechen.

Übel kann es dem Betrachtenden bei der Arbeit von Ulrika Jäger (geboren 1944, lebt in Stuttgart) ergehen, die an mehreren Gestellen häufig aus Gummi, Kunststoff oder Metall bestehende, aber unklare Gegenstände präsentiert, die irgendwie alle mit der Pflege zu tun haben, aber sehr, sehr unheimlich wirken.

Irgendwie nett erscheinen da die kleinen Fäuste von Piotr Grodzki (geboren 1957 in Koronowo), was aber sicher nur an der Größe liegt, sie sind sehr klein aus Ton geformt, der Uniformstoff macht es nicht mehr gefährlicher. Eher harmlos wirken und leider zu sehr an Matthias Weischer erinnern die Gemälde von Jan Jansen (geboren 1988, lebt in Stuttgart).

Erschreckende Bilder

Grzegorz Pleszynski (geboren 1955, lebt in Bydgoszcz) wird wieder politisch, seine Assemblage auch Verkehrsschildern mit den Namen der EU-Nationen - GB liegt am Boden - wie auch das Video einer Demo von Rechten in Polen wirken eher erschreckend.

Nett gruselig geht es hingegen bei Marta Filipiak und Lukasz Owczarzak (geboren 1971 und 1980, leben in Bydgoszcz) zu, die einen kleinen Raum mit Dioramen bespielen, die sich bei näherer Betrachtung als Bilder einer Gruselkammer entpuppen. Eine sehr sehenswerte, zum Nachdenken anregende Ausstellung!

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