Literatur - Blick in den Schwarzwald

Jürgen Glockers Kleinstadtroman „Schopfloch“

Von 
Maria Herlo
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Treffsichere Pointen und mit leichter Hand verstreute Spötteleien sind die Zutaten, aus denen das Buch des Literaturwissenschaftlers Jürgen Glocker besteht. Der umfangreiche Band „Schopfloch – Ein Kleinstadtroman“ des 1954 geborenen Autors, Verfasser von Romanen, Essays und Erzählungen, besticht durch die stimmig evozierte Atmosphäre einer fiktiven Kleinstadt im Hochschwarzwald, die aber überall sein kann, wo „das Geschwätz, das Gezischel und Gemurmel von der dünnen Schicht der sogenannten Gebildeten zur Fama stilisiert wird“.

Aufgeblättert wird das Kleinstadtleben vom „kreuzbraven“ Lehrer und Ich-Erzähler Max Mohr anhand der Biografie seines Freundes Konstantin Klingele, beginnend mit dessen Zeugung an einem Rosenmontag bis hin zum schrecklichen Ende.

Wissende und Angepasste

Wegen des „glibberigen Fetts und des schlechten, im Hals brennenden Schnaps“, den Konstantins Eltern an der Fasnachtsparty zu sich genommen haben und anschließend in eine Art Besenkammer verschwanden, war Konstantin von Beginn an für ein Leben „in Unrast und Süchten“ prädestiniert.

Zwei ganz unterschiedlichen Protagonisten, der angepasste Lehrer Mohr und der Hochstapler Konstantin, der oft auch der Wissende genannt wird, machen nicht nur die zwei Seiten des Menschen sichtbar, sondern auch das Ringen um Anerkennung, Erfolg und Macht. Der Ich-Erzähler schildert zwar die Geschehnisse aus seiner Sicht, lässt aber weitere Stimmen mittels E-Mails, Briefe, Zeitungsberichte, Protokolle zu Wort kommen.

Obwohl der Autor einen satirisch-kritischen Blick auf das beschaulich-provinzielle Schopfloch wirft, ist nicht zu übersehen, dass der Roman auch eine Liebeserklärung an seine Heimat, den Schwarzwald, ist. „Ja“, schreibt er an einer Stelle: „Ich mag meine Heimat, ich mag die Landschaft, die Berge. Die frische saubere Luft früh am Morgen.“ 

Freie Autorin

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