Internationales Orgelfestival

Wie die Neckarstadt über die Konfessionsgrenzen orgeln will

Beim Internationalen Orgelfestival in der Mannheimer Neckarstadt präsentieren die christlichen Kirchen ab 16. September vier Abende mit Musikern aus Frankreich, Deutschland und Mannheim - Stargast ist Daniel Roth aus Paris

Von 
Stefan M. Dettlinger
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Wer Beate Rux-Voss eine Frage stellt, bringt ihre Gedanken zum Sprudeln. Wer wissen will, warum Rux-Voss, seit Januar 2021 Kantorin in der Neckarstadt, ab Freitag, 16. September, ein internationales Orgelfestival veranstaltet, bringt sie zum Schwärmen von den tollen Orgeln in Mannheims größter evangelischer Gemeinde, vom Überwinden konfessioneller Grenzen und von der deutsch-französischen Freundschaft.

Sie wird allein schon dadurch gepflegt, dass zum ersten Konzert ein renommierter Gast nach Mannheim kommt: Daniel Roth, Titularorganist der Eglise Saint-Sulpice in Paris, spielt gleich zum Auftakt am 16. September zwei kurze Konzerte: um 19 Uhr in der evangelischen Lutherkirche, um 20.15 Uhr dann an Herz Jesu der Katholiken.

Daniel Roth war einmal Rux-Voss’ Lehrer. „Zu ihm habe ich immer noch guten Kontakt“, sagt sie, „er wird deutsche und französische Musik spielen, evangelischer und katholischer Herkunft.“ Sie habe über Roth auch die Lehren des Theologen und Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer kennengelernt, sagt Rux-Voss und meint: „Schweitzer hatte ja auch Orgelunterricht in Saint-Sulpice – bei Charles-Marie Widor.“

Idee beim Spaziergang

Orgelkonzerte sind unter allen Veranstaltungen sicherlich nicht die Bestseller. Doch Rux-Voss rechnet mit rund 100 Besuchern pro Konzert. Und die Finanzierung scheint zu stehen: „Das Budget umfasst 4500 Euro für alles – ja, die Unterstützer finanzieren das teilweise mit. Zu ihnen gehört etwa das Kulturamt, das Land, 150 Jahre Neckarstadt und natürlich die beiden christlichen Kirchen, die ja Veranstalter sind und auch ihre Instrumente und Räume zur Verfügung stellen.

Auf die Idee kam Rux-Voss beim Ökumenischen Spaziergang durch die Neckarstadt im vergangenen Jahr mit Martin Geipel, musikalischer Vertreter der katholischen Musik im Seelsorgebezirk. Die beiden hätten sich gesagt, dass die exzellenten Orgeln in den Kirchen es wert wären, nicht nur in Gottesdiensten zum Einsatz zu kommen. Rux-Voss zufolge sticht dabei vor allem die deutschromantische Voit-Orgel in der Diakoniekirche Luther heraus. Sie kommt auch nicht nur bei Daniel Roth zum Einsatz, sondern auch bei dem Abend am 2. Oktober, 19 Uhr, mit Michael Vetter aus Bautzen, der zu Fritz Langs Stummfilm „Metropolis“ improvisieren wird.

Rux-Voss wolle mit dem Festival im Rahmen des Jubiläums „150 Jahre Neckarstadt“ einen Akzent setzen und Menschen aus nah und fern ökumenisch, also überkonfessionell, zusammenbringen, sie feiern und staunen lassen, wie sie sagt.

Viele weitere Ideen

Dass Beate Rux-Voss dabei selbst auch in die Tasten und an die Register greift, versteht sich von selbst. Bei der Lichtmeile wird sie am 7. Oktober um 19.30 Uhr in der St. Bonifatiuskirche „In 80 Minuten um die Welt“ reisen – mit Musikstücken aus vielen Gegenden der Welt. Den Abschluss des kleinen Festivals macht dann Katholik Geipel um 18 Uhr St. Bonifatius und das Duo Christine Zimmermann (Klarinette) und Klaus Krämer (Orgel) um 20 Uhr in der Herz Jesu Kirche – im Rahmen des Orgeltags Mannheim.

„Wir freuen uns über jeden“, meint Rux-Voss verständlicherweise. Ihr wichtigstes Anliegen ist aber auch: „Konfessionsgrenzen mögen überbrückt werden.“ Und dann blickt sie auch schon in die Zukunft: „Auch für das nächste Jahr gibt es schon viele Ideen.“ Wer sieht, was diese Frau alles in der Neckarstadtgemeinde macht, tut und werkelt, dürfte da kaum überrascht sein.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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