Mozartfest

Tausendsassa und Multitalent

Kit Armstrong an der Orgel

Von 
Dr. Klaus Linsenmeyer
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Beim diesjährigen Mozartfest tauschte Kit Armstrong den Klaviersessel mit der Orgelbank. In der Augustinerkirche begegneten wir einem Tausendsassa, der sich mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn Bartholdy und Charles Marie Widor hören ließ und sich als Multitalent auswies.

Ein Mathematik-Kompositions-und Klavierstudium nämlich hat der junge Armstrong absolviert, und obendrauf versucht er sich jetzt auch an der Orgel. Johann Sebastian Bach jedoch war in seiner Programmfolge ausgeklammert, zumal Mozarts Fantasie und Fuge C-Dur KV 394 und ausgewählte Sätze aus Sinfonien von Widor kaum extravagante Pedalanforderungen stellen. Somit begab sich der junge Organist auf ein Terrain, das anspruchsvolle Pedalisierung umging. Als Entschädigung konnte Armstrong immerhin mit Widor virtuos glänzen, aber auch der französischen Tonfärbung den typischen Ausdruck verleihen. Die innere Logik der Werke machte er wie selbstverständlich transparent. Seine Interpretation setzte nicht auf schnöde Effekte, sondern auf farbig gestaltete Empfindsamkeit in milden Registrierungen. Den meditativ-sanften Gehalt der Sätze aus den Sinfonien Nr.4 und 10 verwandelte Armstrong in einen spirituellen Gedankenstrom, ohne das kammermusikalische Ausdrucksvermögen auszuklammern. Französische und deutsche Klang-Charakteristika ertönten auf überzeugende Weise und mit Widors Bravour-Toccata aus der fünften Orgelsinfonie brausten Sturmfluten durch den Raum.

Bereits mit Mendelssohns Sonate Nr.6 d-Moll op.65/6 erreichte Armstrong die rechte Mischung aus Würde und fließender Transparenz. Die Auswahl von György Ligetis Miniaturen der Musica ricercata erinnerte an das folkloristische Ambiente der Nachkriegsmoderne mit perkussiven Zügen und permanent ostinaten Additionen abstrakter Muster. Hier ließen besonders die hübschen Klangkombinationen aufhorchen.

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