Mannheim. Sie ist noch immer Königin der Instrumente. Doch von den krisenhaften Entwicklungen in beiden großen Kirchen wird auch die Orgel mitgerissen. Manche Kirchengemeinden können sich deren Erhalt nicht mehr leisten. Dieser negativen Dynamik will der Mannheimer Orgeltag gegensteuern, der bereits zum neunten Mal stattfindet.
Der Orgeltag wird vom stellvertretenden Landeskirchenmusikdirektor der badischen evangelischen Landeskirche, Johannes Michel, und vom katholischen Bezirkskantor Klaus Krämer gemeinsam mit den haupt- und nebenamtlichen Organistinnen und Organisten an beiden großen Kirchen organisiert. „Mannheim ist eine Orgelstadt“, sagt Johannes Michel mit Blick auf die historische Bedeutung zahlreicher Pfeifeninstrumente. So stammen einige Orgeln aus renommierten Werkstätten, ob die Voit-Orgel in der Lutherkirche oder die Steinmeyer-Orgel in der Christuskirche. Die älteste Orgel in den Quadraten steht mit der Voit-Orgel in Sankt Sebastian. Und ein Instrument aus der Orgelbauwerkstatt von Johann Heinrich Schäfer beherbergt die Mannheimer Dreifaltigkeitskirche. Eine Klais-Orgel erklingt bis heute in der Jesuitenkirche, während man an Heilig Geist auf die neue Göckel-Orgel von 1990 stolz ist. Die Beglaubigung für den Rang Mannheims als Orgelstadt hat ihr nicht zuletzt Wolfgang Amadeus Mozart verliehen, der auf seinen Reisen beinahe alle Orgeln, die in den Mannheimer Kirchen standen, bespielt haben soll.
Der Orgeltag, der am Freitag, 11. Oktober, 18 Uhr, beginnt und am Sonntag, 13. Oktober, 18 Uhr, zu Ende geht, will nicht nur die historische Bedeutung der Mannheimer Orgelmusik vermitteln. Johannes Michel wie Klaus Krämer geht es dabei vor allem um die breite Öffentlichkeit. Nicht nur Orgelliebhaber sollen auf ihre Kosten kommen, sondern auch Familien mit Kindern.
Programm für Liebhaber und die breite Öffentlichkeit
So kann man in der Erlöserkirche Seckenheim das Orgelkonzert „Die Konferenz der Tiere“ für Kinder oder in der Johanniskirche Lindenhof das Orgelmärchen „Der Katzenkrimi“ und in der Melanchthonkirche Neckarstadt das Orgelwerk „Hänsel und Gretel“ erleben.
Doch es finden auch Konzerte mit ambitionierten Programmen statt, etwa ein Orgelkonzert mit einer Auswahl der bekanntesten Orgelwerke in St. Bonifatius Neckarau oder in St. Franziskus Waldhof mit Werken von Bach, Mendelssohn und Durflée. Daneben werden mehrere Orgelführungen angeboten, und die Orgel wird in Kombination mit anderen Instrumenten - Flöte, Schlagzeug - präsentiert. Acht hauptamtliche Kirchenmusiker tun in den evangelischen Mannheimer Kirchen und zwei auf katholischer Seite ihren Dienst. Sie werden unterstützt von zahlreichen nebenamtlichen Organistinnen und Organisten. Interkonfessionelle Vertretungen sind die Regel. Auch, wenn sich Kirchenmusiker Michel „große Sorgen“ um die Zukunft der Orgel macht, soll der Orgeltag ein hoffnungsvolles Zeichen setzen. Zwar mussten sich einzelne Kirchengemeinden in jüngerer Vergangenheit von ihren Orgeln trennen, weil die teuren Instrumente nicht zu halten waren. Doch diese haben in den örtlichen Schwesterkirchen neue Standorte gefunden, wie Bezirkskantor Krämer versichert: „Mannheimer Orgeln bleiben in Mannheim.“
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