Mannheim. „Nur“ Platz 17 und 15 hat Soffies „Für immer Frühling“ in den jüngsten Single-Charts belegt, aber die Tendenz ist stark steigend – und allein auf Spotify steuert der Hit der Wahl-Mannheimerin die Marke von sieben Millionen Streams an. Damit ist der politische Ohrwurm schon jetzt eines der erfolgreichsten Lieder einer Popakademie-Studentin – und liefert den idealen Soundtrack zu den millionenfach besuchten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus der vergangenen Wochen.

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Die 24-jährige Sofie Aspacher aus der Region um Backnang hat gerade ihr erstes Semester in Mannheim hinter sich und wird jetzt mit einer regelrechten Lawine des Erfolgs konfrontiert: „Ich bin natürlich maximal überrannt“, sagt die Indie-Pop-Sängerin und Songwriterin im Gespräch mit dieser Redaktion. „Ich bin ja noch ganz neu auf diesem Level und muss das alles erstmal ein bisschen ordnen. Sowohl was mein musikalisches Projekt angeht, als auch privat.“
Viele Hasskommentare als Schattenseite des Erfolgs
Aber der Erfolg hat auch dieselbe Schattenseite, die exponierte Frauen in den „sozialen Medien“ regelmäßig besonders stark durchleiden müssen: drastische Ausbrüche von verbalem Hass. Am Anfang seien die Kommentare hauptsächlich positiv gewesen, so Soffie. „Dann wurde es immer böser und aggressiver, so dass ich die Kommentare nur noch in Momenten öffne, in denen ich mich stabil genug fühle. Weil einem da die grausamsten Dinge an den Kopf geworfen werden.“
Dafür kann sie auf ihrer Künstlerinnenseite bei Spotify den Streaming-Millionen beim Wachsen zuschauen: „Bald werden es sieben Millionen sein“, sagt die Wahl-Mannheimerin – und das Staunen in ihrer Stimme ist immer noch unüberhörbar. Bei ihrem zunächst über TikTok populär gewordenen Lied „Für immer Frühling“ passt aber auch alles: Es ist ein unwiderstehlicher Ohrwurm, fröhlich und voller aufmunternder Energie. Und mit einem sehr hübschen Chor-Effekt im Refrain, einer zwingend groovenden Klavierlinie und sparsamen elektronischen Beats, die sich als Gesamtpaket im Gedächtnis einbrennen.
@soffiemusic Ich würde gern im land, in dem für immer frühling ist, wohnen, wer kommt mit? #neuemusik #deutscherindie #fyp #neuemusikfürdich #deutschemusik #femaleproducer #producing #songwriting ♬ Für immer Frühling (Akustik Demo) - soffie
Perfektes Timing
Vor allem ist das Timing der Veröffentlichung perfekt – nicht nur, weil das Land seit der offiziellen Veröffentlichung von Soffies Song am 2. Februar frühlingshaftes Wetter im Winter erlebt. Viel wichtiger: In Zeiten einer teilweise hasserfüllt geführten Migrationsdebatte trifft ein milde, aber entschieden formuliertes Plädoyer für Toleranz wie die Zeilen „In das Land, in dem für immer Frühling ist / Darf jeder komm’n und jeder geh’n, denn es gibt immer ein’n Platz am Tisch (...) Alle sind willkomm’n, kein Boot, das sinkt im Mittelmeer“ offene Türen ein.
Kein aggressiver Ton trotz teilweise hasserfüllter Debatte
„Ich glaube, das ist auch der Grund, warum der Song gerade so eine riesige Welle schlägt: Weil er nicht so – ich sage es mal in Anführungszeichen – aggressiv ist. Weil sich darauf viel, viel mehr Menschen irgendwie einigen können und das Lied einfach nur ein schönes Bild von einer friedlichen Welt zeichnet. Und dagegen kann man eigentlich nichts sagen.“ Tatsächlich wird „Für immer Frühling“ gern mit Nicoles Grand-Prix-Siegertitel „Ein bisschen Frieden“ verglichen. Es erinnert inhaltlich aber auch ein wenig an die positive Dystopie der Rapper von K.I.Z. in „Hurra die Welt geht unter“ und die politischen Lieder von Danger Dan.
Einen konkreten politischen Anlass habe es beim Schreiben nicht gegeben, tritt Soffie Spekulationen entgegen, sie habe gezielt einen Soundtrack zur neuen Demokratiebewegung liefern wollen. „Die Grundidee entstand in den ruhigen Tagen zwischen Weihnachten und Silvester 2023.“ Eigentlich wollte sie ihre Sehnsucht nach dem Sommer ausdrücken wollen, erinnert sich Soffie. „Dann ist mir aber aufgefallen, dass mir der Sommer zu heiß ist. Deswegen der Frühling.“
Bei Mannheimer Demo auf der Bühne
Die Wechselwirkung mit der Demo-Welle im „deutschen Frühling“ ist allerdings hilfreich: „Ich habe natürlich gemerkt, dass der Song noch mal einen deutlichen Push bekommen hat, als die ganzen Demos angefangen haben. Das hat sich sehr krass gegenseitig bestärkt, und die Leute haben angefangen, das Lied über ihre Demo-Videos zu legen, und so und dann wurde ich gefragt, ob ich am 21. Januar in München auf der Demo spielen möchte.“ Dort drehten Soffie und ihr Team dann das dazugehörige Musikvideo.
Logisch, dass sie am 27. Januar auch bei der ersten großen Kundgebung „Nie wieder ist jetzt!“ in Mannheim auf der Bühne stand.
In der Quadratestadt lebt die 1999 in Backnang als Sofie Aspacher geborene Indie-Pop-Sängerin und Songwriterin seit dem Wintersemester – nach einem Jahr in Berlin. Ihr Studium an der Popakademie hat schon erste Früchte getragen: „Ich habe innerhalb eines Monats meine Managerin gefunden.“ Auch ihren Keyboarder und Musikalischen Direktor Nik Münger lernte die 24-Jährige im Studium kennen, während sie mit „Für immer Frühling“-Produzent Simeon und Drummer Kurt Böhm schon lange zusammen arbeitet.
Popakademie stand lange in Soffies Fokus
Zur Popakademie wollte sie schon immer: „Das habe ich auf dem Schirm, seit ich als Teenager angefangen habe, Songs zu schreiben.“ Nachdem sie in Mannheim mit 18 nicht angenommen worden war, hat sie lange gezögert, es noch einmal zu versuchen: „Weil ich super Angst hatte, von einer Ablehnung. Und dann hat es geklappt letztes Jahr und ich bin mega-happy.“
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Von der Mannheimer Demo in die Charts: Soffie als gutes Beispiel