Kunst - Port 25 in Mannheim präsentiert die Fotografen Edgar Lissel und Claus Stolz / Auch Künstlergespräche auf Onlineplattform

Port 25 in Mannheim präsentiert die Fotokünstler Edgar Lissel und Claus Stolz

Von 
Helmut Orpel
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Geheimnisvolle Farben: „Sonne“ von Claus Stolz. © Stolz/ Port 25

Edgar Lissel (Wien) und Claus Stolz (Mannheim), zwei Fotografen mit hohem künstlerischem Anspruch, verkörpern zwei Positionen innerhalb des weiten Spektrums der künstlerischen Fotografie. Ihre Werke sind zurzeit im Port25 – Raum für Gegenwartskunst zu sehen.

Stolz und Lissel arbeiten sehr experimentell und beziehen sich auf die Eigenschaften der Fotografie, den Moment in eine bleibende Form zu verwandeln. Sehr augenfällig wird das bei den sogenannten Biogrammen von Edgar Lissel. Aus dieser Serie gibt es zwei Reihen, die eine, „My Self“, zeigt großformatige Fragmente von Körperteilen, die über eine Nährlösung erzeugt wurden: Bakterien, welche die Oberfläche unserer Haut bevölkern, werden auf diese Weise sichtbar gemacht.

Sie wucherten allerdings weiter, und am Ende dieses Prozesses wäre der Körperandruck als solcher nicht mehr zu erkennen, wenn diese Prozesse nicht fotografisch festgehalten würden, sobald sie einen bestimmten Punkt erreicht haben. Etwas ganz Ähnliches bildet die Grundlage des Zyklus „Vanitas“, bei dem Lissel mit Cyanbakterien arbeitet. Die bläulichen Töne, welche die Bakterien an ihren Objekten hinterlassen haben, erinnern tatsächlich an feine Zeichnungen der Renaissance.

Von unterschiedlicher Art sind die monumentalen Fotogramme für die Lissel die Wohnräume von Freunden in Frankfurt und Hamburg in riesige Lochkameras verwandelt hat. Auf dem fotoempfindlichen Papier entstand auf diese Weise eine spannungsvolle Melange von Innenraum und Stadtpanorama.

Claus Stolz hingegen verfolgt ein anderes Konzept. Bei einem Teil seiner Werke arbeitet er mit Glasplatten, wie sie vor mehr als hundert Jahren in der Fotografie verwendet wurden. Diese Negativformen lichtet er ab und vergrößert sie. So schafft er verwaschen aussehende Landschaften, in denen der Betrachter geheimnisvolle Strukturen entdecken kann, die durch das Zusammenspiel der zarten Zeichnungen auf den Glasplatten und den Zeitspuren darauf entstehen.

In der Serie „Sonnen“ arbeitet Stolz dagegen mit Schmelzvorgängen, die aus unterschiedlichen Richtungen heraus ausleuchtet werden. So entstehen erstaunliche skulpturale Formen und geheimnisvolle Farben. An Wunderkammern denkt man bei einer weiteren Serie. Bei dieser fokussiert er mit seiner Kamera die Strukturen in Meteoriten oder Magensteinen und macht auf diese Weise Unsichtbares sichtbar.

Bis auf Weiteres bleibt das Ausstellungshaus Port 25 Corona-bedingt geschlossen. Für die aktuelle Ausstellung sowie für die anstehenden Künstlergespräche gibt es eine Onlineplattform (Informationen unter www.port25-mannheim.de).

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