Mannheim. „Mucke machen, Eindruck hinterlassen, Mannheim auf die Karte setzen“ - das ist die Mission des Rappers OG Keemo. Und es ist ihm bei der achten Ausgabe des Zeltfestivals in Mannheim am vergangenen Samstag erneut gelungen. Keemo ist in den Weiten des Hip-Hops kein Unbekannter, sondern gilt musikalisch gesehen als einer der besten Hip-Hopper Deutschlands.
Karim Joel Martin, besser bekannt als OG Keemo, wurde 1993 in Mainz geboren und wuchs in mehreren Städten auf, bevor er sich in Mannheim niederließ. Schon früh von der Hip-Hop-Kultur fasziniert, arbeitet Keemo seit 2012 mit Funkvater Frank alias Dominic D’Amato zusammen. 2017 unterschrieb er einen Vertrag bei dem Stuttgarter Independent-Label Chimperator Productions und veröffentlichte im selben Jahr die EP „Neptun“.
Positive Resonanz auf erstes Album „Geist“
Nach einigen EPs erschien 2019 das erste Album „Geist“, das überragende Kritiken einheimste. 2022 folgte „Mann beißt Hund“, das bei den Hiphop.de Awards 2022 als „Bestes Album national“ ausgezeichnet wurde. Seine aktuelle EP „Fieber“ erschien 2024. 635 300 Menschen hören seine Songs bei Spotify, und bei Instagram hat OG Keemo 123.000 Follower. Keemo behandelt Themen wie Kriminalität, Rassismus, Gewalt, Geld, Sex und Frauen - typische Hip-Hop-Themen. Neben Keemo muss sein Hausproduzent und DJ Funkvater Frank erwähnt werden, der für sein Faible für Soul-, Jazz- und Funk-Samples sowie gewaltige Trap-Beats bekannt ist.
Aber zurück zum Konzert: Bis die Main Acts OG Keemo und Funkvater Frank auftreten, müssen sich die Besucher ein wenig gedulden. In der Zwischenzeit geben zahlreiche unbekanntere MCs ihre Künste zum Besten und heizen das Publikum an. Das Wetter ist perfekt für dieses Festival - weder zu heiß noch zu kalt - und trägt zur angenehmen Atmosphäre bei. Ein Pluspunkt auch die hervorragende Organisation. Die Besucher, überwiegend jung und energiegeladen, kommen in schwarz-weißer Kleidung, oft mit Tattoos oder Fußballtrikots, was den Hype um die EM widerspiegelt.
Kurz nach 19 Uhr ist es dann endlich soweit. OG Keemo und Funkvater Frank betreten die Bühne. „Es ist Heimspiel heute!“, ruft Keemo und wird mit tosendem Applaus begrüßt. Der Funkvater heizt dem Publikum mit wuchtigen Trap-Beats ein, und es riecht immer wieder nach Marihuana. Keemo, mit schwarzem Bandana-Kopftuch, weißem Shirt und schwarzer Weste bekleidet, startet mit „Malik“ aus „Mann beißt Hund“. Der Song bietet Og Keemos typische Intensität: "Laserpointer zielen auf mein Haupt, die Siedlung voller Rauch / Satelliten kreisen über meinem Haus", rappt Keemo. Die Energie ist spürbar, die Stimmung ausgelassen.
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Im Zelt wird es immer heißer. Die Fans bilden große Kreise und tanzen Pogo, springen wild auf und ab, rempeln sich an, schubsen und pushen sich. Immer wieder rufen sie Keemos Namen, und OG genießt die Resonanz. „Ich zähle Bares, als wären es Schafe, bevor ich mich schlafen lege“, rappt Keemo zu „Tórshavn“ von der EP „Fieber“.
Manche Kritiker mögen sagen, dass Keemo frauenfeindliche Texte präsentiere. Umso interessanter ist es, dass viele Frauen seine Musik feiern und selbst bei sehr einschlägigen Zeilen begeistert mitgehen. „Wie steht es? 3:0?“, fragt Keemo das Publikum angesichts des EM-Spiels Spanien-Kroatien. „Alle Kroaten, macht mal Lärm!“, fordert der OG und bekommt eine laute Antwort. Immer wieder holt Keemo andere Rapper für Features auf die Bühne. Diese Überraschungsauftritte haben etwas von Wrestling-Shows, wenn plötzlich weitere Kämpfer auftauchen und den Ring stürmen. Diese Überraschungen bringen zusätzliche Energie ins Konzert, da man nie weiß, was als Nächstes geschieht.
Viele Songs drehen sich um das Musikgeschäft
So auch Ramzey, mit dem Keemo „Rammbock“ zum Besten gibt. „Ist das schon alles, was geht? Gibt es keinen anderen Weg? Was, wenn Mama sich schämt? Was, wenn Beamte mich seh’n? Was, wenn’s mein Vater der ganzen Verwandtschaft erzählt?“, rappt Keemo. Im nächsten Song „Guten Tag (FV Remix)“ geht es wieder ums Geschäft.
„Heut mach’ ich Hits, indem ich drüber laber ’und mach’ Geld wie die Zentralbank“. Zwischendurch spielt Frank funky Nummern. „Nebel“ leitet das „Geist“-Album ein. „Ich wache auf in einer Wohnung, die bei weitem zu klein ist, um sich dort wohl zu fühl’n, doch anscheinend groß genug ist, um dort ohne Flous zwei Kinder großzuzieh’n“, so Keemo.
Dann folgt die nächste Überraschung: Plötzlich ist der Sound weg _ ein so genannter Rewind-Effekt. Weiter geht’s mit „55 (Interlude)“ aus dem „Geist“-Album. In „Siedlung“ sind wieder Gewissensbisse und der Konflikt mit dem Vater Thema. „Mein Vater riet mir täglich dieses Leben ab. Aber ich sag’, ich sterbe für mein Barrio“ - Barrio, aus dem Spanischen, meint Viertel.
Dann gönnt sich Keemo eine Schaffenspause und lässt andere Künstler auf die Bühne. Es sei ihm gegönnt, denn er legt eine energiegeladene Show hin. Später holt er den bekannten Rapper Shindy auf die Bühne, mit dem er den Song „Pimpsport“ aufgenommen hat. Es folgt die obligatorische Zugabe eines tollen Konzerts. „Mannheim war wirklich krank“, konstatiert der OG. Ja, Keemo, das war es.
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