Mannheim. Wir, die Macht und der Mensch, ist das nicht immer schon eine einzige Farce, eine einzige Zumutung, eine einzige Lächerlichkeit, und gerade in diesen Tagen, in denen das Menschliche, das angeblich Fortschrittliche, das sich selbst bejubelnde Menschliche, das sich für aufgeklärt haltende Menschliche, sich wieder einmal als armselige Kulisse für die ewig gleiche Machtinszenierung von Mannsbildern wie Trump, Erdogan, Orban, Putin, Xi und vielen anderen entpuppt?
Gerade in diesen Tagen zeigt sich doch, wie wenig wir gelernt haben, wie wenig wir begreifen, wie sehr wir uns in unseren selbstgebauten Ruinen aus Fortschrittsglauben und Emanzipationspathos eingerichtet haben, wie wenig wir, trotz aller Bücher, trotz aller Diskurse, trotz aller Manifeste und aufklärerischen Anstrengungen, tatsächlich imstande sind, uns von den uralten Bildern, den uralten Mechanismen, den, ja, uralten Männern zu befreien.
So machen Sie mit
- Die Geschichte : Ihre Erzählung hat zwischen 8000 und 9000 Zeichen (inkl. Leerzeichen).
- Das Motto : Ihr Text widmet sich der Thematik „Macht und Mensch“.
- Das Einreichen : Schicken Sie Ihre unveröffentlichte Geschichte bitte ausschließlich als Textdokument in einer E-Mail (erzaehlmirwas@mannheimer-morgen.de) an die Redaktion. Nennen Sie unbedingt Namen, Alter, E-Mail-Adresse und Telefonnummer. Bitte nur zur Not Papier verwenden und postalisch senden (Postfach 10 21 64, 68 021 Mannheim). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
- Der Einsendeschluss : Ihr Text muss bis Sonntag, 13. Juli 2025, die Redaktion erreicht haben (postalisch zählt der Poststempel vom 12. Juli 2025).
- Das Alter : Ihr Alter ist nicht relevant. Falls genügend Einsendungen von Menschen bis 15 Jahre eingehen, werden wir einen Kinder- und Jugendliteraturpreis ausgliedern.
- 1.-3. Preis : Verlängertes Wochenende (Do-So) im Seminar- und Gästehaus Pfistermühle des Mannheimer Verlegers Ulrich Wellhöfer im elsässischen Wissembourg. An diesem Ort der Literatur können die Schreibenden in historischem Ambiente Inspiration für ihre Projekte finden, sich austauschen und an einer öffentlichen Lesung teilnehmen. Wie immer verwöhnt Wellhöfer seine Gäste zur Begrüßung mit elsässischen Spezialitäten.
- 4.-6 Preis : Büchergutscheine (300 Euro / 200 Euro / 100 Euro).
- Wie geht es weiter : Am 26. Juli werden die von einer Jury ausgewählten zwölf Finalistinnen und Finalisten bekanntgegeben. Kurz danach lesen Sie die Final-Storys täglich in Ihrer Zeitung, im E-Paper und auf der Website der Redaktion. Unsere Leserinnen und Leser stimmen dann darüber ab, wer die sechs Preise bekommt.
- Preisverleihung: Öffentliche Lesungen mit Preisverleihung sind geplant im Oktober in der Stadtbibliothek Mannheim und beim bundesweiten Vorlesetag am 21. November.
- Alles zum Schreibwettbewerb : mannheimer-morgen.de/erzaehlmirwas
So oder so ähnlich könnte die mikroskopische und ironische Keynote im Sinne einer möglichen Zugangsweise zum Thema unseres Schreibwettbewerbs „Erzähl mir was“ klingen, dem wir, die Kulturredaktion, in mittlerweile sechster Auflage das Thema „Macht und Mensch“ gegeben haben, wobei der Mensch hierbei eben gerade in unseren, den kriegerischen und inhumanen Zeiten, durch Mann ersetzt werden könnte, sind die politischen Führer, die Kriegsherren, Unterdrücker, Vergewaltiger und Verbrecher weltweit doch vorwiegend Männer – mit steigender Quote.
Ursula von der Leyen als Präsidentin der Europäischen Kommission, Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Christine Lagarde als Präsidentin der Europäischen Zentralbank dürften unter den mächtigen Weltwesen wohl die prominentesten Ausnahmen darstellen.
Gleichheit für geistige Bewohner der „Mannosphäre“ ein Fremdwort
Manche sprechen schon von einer „Mannosphäre“, einem antifeministischen Netzwerk auch in den sozialen Medien, das nicht nur für Männer wirbt, sondern auch gegen Frauen – mit Agitation, Hass und widerlichen Gewaltfantasien. Gleichberechtigung, Gleichstellung und Gleichheit, wie es die Egalité in der französischen Revolutionstrias Liberté, Egalité, Fraternité auch meint, sind für die geistigen Bewohner der Mannosphäre Fremdwörter, ihre humanistischen Ideale entweder unbekannt oder einer egoistisch-toxischen Genetik geopfert.
Und es sind ja immer wieder dieselben Männer, die sich an die Spitze setzen, die sich aufbäumen, die sich aufblasen, die sich, mit einer fast schon komischen Penetranz, mit einer dumpfen Beharrlichkeit, mit einer armseligen Selbstgewissheit, zum Maß aller Dinge machen wollen, zum Maß des Menschlichen, zum Maß der Macht. Da stehen sie, mit ihren Anzügen, mit ihren Stimmen, mit ihren Posen, mit ihrem Mangel an Zweifel, mit ihrer Überzeugung, zu wissen, was zu tun sei, als hätte es nie Feminismus gegeben, nie eine Infragestellung, nie eine Reflexion, nie irgendetwas, das auch nur im Ansatz geeignet gewesen wäre, dieses armselige, dieses erbärmliche, dieses lächerliche Männerbild, diese Groteske von Stärke, zu erschüttern.
Schreibwettbewerb „Erzähl mir was“: Welche Geschichten über kennen Sie?
Hierzu lassen sich sicherlich eine Menge Geschichten finden und erfinden, Geschichten, mit denen Sie, unsere Leserinnen und Leser, seit 2020 jeden Sommer zu Schriftstellern und Schriftstellerinnen werden und einen Sommer lang mit Erzählungen die literarisch Interessierten in der Redaktion erfreuen.
Vielleicht, denken wir, vielleicht ist es tatsächlich das einzige, was wir können: immer wieder zurückkehren, immer wieder wiederholen, immer wieder die alten Männer auf die Bühne zerren, immer wieder die alten Lügen glauben, immer wieder hoffen, dass diesmal alles anders wird, obwohl alles gleich bleibt. Vielleicht ist das der Mensch in seiner verhängnisvollen Lächerlichkeit, und die Macht – die Macht ist sein Spiegel. Blicken wir also in diesen Spiegel - womit wir auch wieder bei der so mikroskopischen wie emotionalen Keynote vom Beginn wären. Der Spiegel gehört niemand anderem als – Ihnen.
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