Bessere Botschafter für den Geist und die Kunst des Mannheimer Festivals Planet Ears, das internationale Musik neu denken und das Publikum einen „Planeten der ungeahnten Hörerlebnisse“ entdecken lassen will, kann man sich schwer vorstellen: Isaac Birituro & The Rail Abandon sind ein britisch-ghanaisches Duo, das für sein zweites, im Juli veröffentlichtes Album „Kalba“ mit zwei Dutzend Musikerinnen und Musikern aus aller Welt zusammengearbeitet hat.
Beim Festival-Eröffnungskonzert in der gut gefüllten (abgeteilten) Alten Feuerwache treten sie in einer sechsköpfigen Formation auf, wobei unbedingt die ghanaische Afropop-Sängerin Wiyaala hervorgehoben werden muss, die das Konzert mit umwerfender Stimme und bezwingender (Musik-)kinetischer Energie bestreitet.
Isaac Birituro, der die in Westafrika verbreitete Xylophon-Varinate Balafon spielt, und The Rail Abandon (ein Alias, das sich der Grammy-nominierte britische Produzent und Musiker Sonny Johns gegeben hat) formen gemeinsam eine Musik, in der sie die Kontinente überspannende Folk-Manifestationen und Afrobeat und Jazz wie auch dezente Elektro-Elemente miteinander verbinden. „Afrolktronica“ nennen die beiden es selbst, was hier entsteht.
Auftakt nach Maß
Einen Vorgeschmack auf die brodelnd vitale Vielgestalt ihres Schaffens gibt das Eröffnungsstück „Yesu Yan Yan“, das psychedelisch, Garage-Rock-artig und mit voluminösen, von einer Jazz-Posaune umsponnenen Groove-Sound daherkommt. Im Kern flackert Birituros Belafon mit seinem irrlichternd stiebenden Klang. Manche Songs, insbesondere wenn der Gesang und das Gitarrenspiel von Johns in den Vordergrund treten, lassen an die Folk-Pop-Exkursionen von Damon Albarn, an Velvet Underground oder auch an The Doors denken. Beim ziemlich tollen Stück „The Gift“, mit Flanger-Effekt-Gitarre und Johns ins Dunkle driftender Stimme, entsteht gleichsam Afro-Wave - womit wir mittendrin im Feld besagter „ungeahnter Hörerlebnisse“ wären. Das Wiyaala-Werk „Yaga Yaga“ besticht wieder mit flamboyanter rhythmischer Kraft, ähnlich wie „Don’t Stop Dancing“, dessen Ermunterung dazu, das Tanzen nicht einzustellen, im Publikum nicht folgenlos bleibt.
Ein Auftakt nach Maß, der die Lust auf die kommenden Festival-Konzerte befeuert.
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