Kulturpolitik

Kay Voges wird Schauspiel-Intendant in Köln

Das deutsche Intendantenkarussell, so wollen es die ewigen Gesetze des kulturpolitischen Kreislaufs, dreht sich weiter. In Köln freut sich ein dann für 1,1 Milliarden zu Ende saniertes Haus auf einen Düsseldorfer

Von 
Ralf-Carl Langhals
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Regisseur Kay Voges, zukünftiger Intendant des Schauspiels Köln, auf der Pressekonferenz seiner künftigen Arbeitgeberin, der Stadt Köln. © Oliver Berg/dpa

Köln. Kölner Jecken dürften jubeln; die karnevalistischen Bütten-Gags für die Session 2026 sind sicher. Denn dann wird ein gebürtiger Düssel-dorfer Theaterchef in Köln. Ob dann im (bis dahin endlich fertiggestellten) neuen Foyer des Schauspiels Köln Altbier statt Kölsch ausgeschenkt wird, ist allerdings zumindest kulturpolitisch unerheblich.

Wichtiger ist, dass mit Kay Voges nicht nur ein Rheinländer von der Donau an den Rhein zurückkehrt, sondern auch einer, der nicht nur Erfahrung, sondern auch Meriten vorzuweisen hat. Unter seiner Leitung landete etwa das Schauspiel Dortmund in der Kritikerumfrage des Fachmagazins „Theater heute“ ab 2015 in der Kategorie „Theater des Jahres“ gleich dreimal in Folge auf dem zweiten Platz. 2014 und 2017 waren seine Inszenierungen beim Heidelberger Stückemarkt zu Gast und im gleichen Jahr wurde Voges’ Inszenierung „Die Borderline Prozession“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Als Nachfolger von Anna Badora mischte er ab 2019 das einst etwas bräsige Wiener Volkstheater trotz Corona-Krise ordentlich und erfolgreich auf.

Mit Edel-Provokateuren wie Paul McCarthy, Tanztheater-Berserkerin Florentina Holzinger, Susanne Kennedy oder Jonathan Meese, blies er Staub von den Bühnenbrettern. In der Folge schafften es Claudia Bauers „humanistää!“ mit Texten von Ernst Jandl 2022 ebenso zum Berliner Theatertreffen wie die Koproduktion „All Right. Good Night“ des Performance-Kollektivs Rimini Protokoll. Erst im Juni wirbelte etwa Rainald Grebes Granaten-Abend „Ach, Sisi – 99 Szenen“ vom Wiener Volkstheater über die Bühne des Ludwigshafener Theaters im Pfalzbau.

Die Karawane zieht weiter

In Köln wird Voges dann ab der Spielzeit 2025/2026 ein bis dahin dann fertiges Spielhaus übernehmen können: Bereits seit 2012 wird (Mannheimer aufgemerkt) Wilhelm Riphahns 1957 bis 1962 entstandener Kombibau mit Oper, Schauspiel und anderen Spielstätten für 1,1 Milliarden Euro saniert. Da täte zur Steuerzahlerbefriedung und zur kulturpolitischen Skandal-Amnesie ein starker Auftakt und überregionale Aufmerksamkeit durchaus not.

Kay Voges weiß das. Zu dem Schluss, dass ihm dieser Erfolg, siehe Dortmund und Wien, durchaus zuzutrauen ist, kam wohl auch die Findungskommission, der unter dem Vorsitz von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker neben lokalen Kulturpolitikern auch externe Experten angehören. Karin Beier, einst auch in Köln und nun Intendantin des Deutschen Schauspielhauses Hamburg, Kathrin Mädler, Intendantin des Theaters in Oberhausen sowie Vorsitzende der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein, und Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters Berlin, sind unter ihnen. Notwendig geworden war die Nachfolgersuche, weil der Vertrag des derzeitigen Intendanten Stefan Bachmann im Juli 2021 vorzeitig um weitere drei Jahre bis zum 31. August 2026 verlängert wurde – und dieser dann Ende Dezember 2022 seinen Wunsch nach einem vorzeitigen Wechsel ans Wiener Burgtheater zur Spielzeit 2024/2025 offenlegte.

Die Karawane zieht weiter, die Kölner tauschen quasi mit den Wienern, das geht. Wie es hingegen mit Köln und Düsseldorf aussieht ...

Redaktion Seit 2006 ist er Kulturredakteur beim Mannheimer Morgen, zuständig für die Bereiche Schauspiel, Tanz und Performance.

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