Pop

Karat: Ehrliche Rockmusik mit deutschen Texten im Capitol

Mit den Musikveteranen der Band Karat kamen echte Klassiker des deutschen Rock- und Popgenres ins Capitol nach Mannheim. Der nächste Auftritt in der Stadt ist bereits terminiert

Von 
Helmut Orpel
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Karat im Capitol: Sänger Claudius Dreilich in Aktion. © Thomas Tröster

Mannheim. „Über sieben Brücken musst du gehen“ ist der bekannteste Song der Ostberliner Band Karat. 1978 wurde er von dem damaligen Keyboarder der Gruppe, Ed Swillms, komponiert. Von der aktuellen Interpretation in Mannheim waren die Fans begeistert. Ebenso von dem gelungenen gesamten Auftritt der Band. Tanzendes Publikum, stehende Ovationen bei den bekannten Songs wie „Die sieben Wunder der Welt“ oder „Blauer Planet“ wirkten offensichtlich überaus stimulierend auf die Spielfreude der Musiker.

Karat gastierte im Mannheimer Capitol vor ausverkauftem Haus. Nach manchem auf und ab der Band sowie personellen Veränderungen erfreut sie sich, wie der Tourneestart in Mannheim zeigte, nach wie vor außerordentlicher Beliebtheit - weshalb im nächsten Jahr, am 14.12.25, bereits ein weiteres Konzert im Mozartsaal des Rosengartens angekündigt ist. Das letzte Konzert der Band in Mannheim liegt Jahrzehnte zurück. Damals, 1987, trennte in Berlin noch eine Mauer den Ostteil und den Westteil der Stadt. Sänger auf der Bühne damals in der Feuerwache war Herbert Dreilich. An seiner Stelle steht heute dessen Sohn Claudius, der dem Vater nicht nur stimmlich, sondern auch von seiner Bühnenpräsenz her sehr ähnlich ist.

Keyboarder Martin Becker komponiert auch Stücke

Der Gitarrist der Band (Markenzeichen schulterlange, strohblonde Haare), Bernd Römer, ist heute der Dienstälteste in der Band. Er ist seit den frühen Achtzigern dabei und war damals schon als Musiker in der ganzen DDR voll anerkannt. Nach wie vor lebendig, außergewöhnlich vielschichtig und emotional ansprechend ist das, was er auf der Gitarre zauberte. Keyboarder Martin Becker stieß 1992 zu Karat und tritt nicht nur instrumental, sondern auch als Komponist in die Fußstapfen seines Vorgängers Ed Swillms. Ein Lied, das an diesem Abend zu hören war, war die Huldigung an seine langjährige Ehefrau.

Diese authentische Art der Texte und der Musik nimmt den Stil auf, mit dem die Band Karat schon seit ihrer Gründung in den Siebzigern die Fans begeistert: ehrliche deutsche Rockmusik mit sehr viel Gefühl und dem Appell an die Menschlichkeit, die in jedem von uns steckt. Die Texte sind schnörkellos und ohne falsches Pathos. Deshalb kommen sie auch heute noch so gut an wie damals, als die Band ihren Musikstil aus der Taufe hob. Zeitlose Musik ohne Verfallsdatum, wie zum Beispiel „Albatros“ von 1979, das von dem gleichnamigen Gedicht von Charles Baudelaire inspiriert ist, oder „Blumen aus Eis“ mit wundervoll poetischen Textzeilen.

Neu in der jetzigen Formation der Band ist der Schlagzeuger Heiko Jung, der im Studiengang Jazz und Popularmusik an der Musikhochschule Leipzig lehrt. Er hatte vorher Banderfahrung in verschiedenen Formationen gesammelt, unter anderem in der Band von Ulla Meinecke. Auch der Bassist Daniel Bätge ist erst seit Kurzem mit dabei. Er hat als Einziger der fünf Musiker einen konkreten Bezug zu Mannheim, denn er unterrichtet an der Pop-Akademie.

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