Kabarett

Gerd Dudenhöffer bringt Heinz und „das Hilde“ nach Mannheim

Gerd Dudenhöffer erobert Mannheimer Capitol: Heinz Becker's Hinterfragung der politischen Korrektheit und seine scharfzüngigen Blicke auf Tabuthemen treffen den Nerv

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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So kennt man ihn: Gerd Dudenhöffer (hier in Berlin) in Blaumann und mit Datschkapp. © Uli Deck / dpa

Ewig gestrige Nörgler sind alterslos. Das gilt auch für die Kunstfigur „Heinz Becker“, deren Schöpfer Gerd Dudenhöffer im knallvollen Mannheimer Capitol bereits mit frenetischem Beifall empfangen wird. Der saarländische „Dialektiker „ mit dem gedehnten „Joooo“, das so ziemlich alles zu bedeuten vermag, arbeitet sich „politisch unordentlich“ an jener „Agenda“ ab, die vorschreibt, was man nicht mehr sagen darf, jedenfalls öffentlich. Aber so ein Verbotswisch schmeckt dem bekennenden Meckerer so wenig wie Brezeln aus Tiefkühlteiglingen. Und deshalb pfeift er auf die Vermeidung des N-Wortes oder der als rassistisch verpönten Schnitzel-Bezeichnung: „Man darf gar nichts mehr sagen, nur noch Steuern zahlen.“ Der Mann mit Datschkapp und Hosenträgern sitzt bei seinem Ausflug in die große wie kleine Politik zwar stoisch auf einem Stuhl, tritt aber in (fast) alle Fettnäpfchen. Und dies zur Freude im Saal - auch wenn einige ob unverblümter Stammtischparolen die Luft anhalten.

Endlich darf die Angetraute über Männer im Allgemeinen und im Besonderen so richtig herziehen

„Mo so Mo so“ hat der studierte Grafikdesigner, der seit 1977 als Kabarettist auftritt, sein aktuelles Programm genannt. Nach der Pause mimt er nämlich „das Hilde“. Ein Novum. Endlich darf die Angetraute über Männer im Allgemeinen und im Besonderen so richtig herziehen. Eigentlich habe sie damit geliebäugelt, sich aufhübschen zu lassen. Aber weil der Heinz lakonisch empfahl, statt einen Schönheitsdoktor lieber einen Steinmetz zu konsultieren, bleibe alles beim Alten. Samt Topfhut aus Filz. Das zeitlich versetzte Kultduo - erst der Heinz auf schwarzer Bühne, dann „das Hilde“ mit buntem Hintergrund - kommt im Capitol bestens an. Und dass sich „Gerd“ in Nylons mit einem „Kuss-Schnütchen“ verabschiedet, ist auch für Uraltfans überraschend.

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