Fotografie

Fotokunst von Robert Häusser in Mannheim-Käfertal ausgestellt

Anlässlich des 100. Geburtstags des Mannheimer Fotografen Robert Häusser zeigt eine Ausstellung in seinem ehemaligen Wohnhaus in Käfertal Arbeiten des vielfach ausgezeichneten Künstlers

Von 
Helga Köbler-Stählin
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Oberbürgermeister Christian Specht beim Betrachten der ausgestellten Fotografien Robert Häussers. © Katharina Werle

Mannheim. „Die Farbe ist mir oft zu geschwätzig.“ Das sagte der Fotograf Robert Häusser. Und er meinte damit nicht nur seine eigenen fast ausschließlich in Schwarz-Weiß gehaltenen Aufnahmen. Er meinte auch den Titel des Films, den der Regisseur Rudij Bergmann über ihn drehte. Am Ende allerdings wird die Dokumentation schlicht „Leben und Werk“ heißen. Im „Salongespräch“ am 20. November wird man mehr darüber erfahren.

Doch erst einmal wurde ein fröhlicher Geburtstag gefeiert. Robert Häusser wäre vor ein paar Tagen nämlich 100 Jahre alt geworden. Und wo wäre die Feier schöner gewesen, als im ehemaligen Wohnhaus in Käfertal, im „Salon“ des vielfach ausgezeichneten Fotokünstlers. Der Architekt Sebastian Mandel hat das Bauwerk ein paar Jahre nach Häussers Tod erworben und mit dem Gedanken verbunden, „den Geist des Hauses als Raum für Kunst und Kultur“ zu erhalten. Und daher ist es nicht wunderlich, so verriet er in seiner Begrüßungsrede, dass „seit Mai kein Tag ohne Ausstellungsgedanke um den Jubilar vergangen ist“.

In der Ausstellung im Kulturhaus Käfertal sind auch zahlreiche Preise zu bewundern

Ina Häusser-Pargeter, Häussers Tochter, unterstützt freudig das Vorhaben, der Abteilungsleiter für Kunst und Kulturgeschichte der Reiss-Engelhorn-Museen, Claude W. Sui, kuratiert, sucht Passendes aus den Beständen, und am Ende stellen selbst Privatsammler ihre Fotografien zur Verfügung. „100 Robert Häusser Privat“ heißt die wunderbare Ausstellung, in die Oberbürgermeister Christian Specht mit launigen Worten einführte und der Familie „unglaublichen Dank der Stadt Mannheim, dieses Werk zu erhalten“, bekundete.

Alles zur Ausstellung

Ausstellung bis 24.11., Ladenburger Str. 23, Di und Do 12-17 Uhr.

Begleitprogramm:

13.11. 18-20 Uhr: Helen Heberer liest aus der Autobiografie von Robert Häusser

20.11. 18-20 Uhr: Salongespräch mit Prof. Dr. Claude W. Sui und Rudij Bergmann zu Robert Häussers Leben und Werk

24.11. 18-21 Uhr: Finnisage

Seit 1952 war Mannheim die Heimatstadt des Fotografen. Nach Kriegsjahren und Gefangenschaft begann er ein Studium für angewandte Kunst in Weimar. Schon ein Jahr danach stellte er auf der „Photokina“ in Köln aus und erregte damit den Argwohn in der neu gegründeten DDR. Häusser, der sich bedrängt fühlte, floh 1952 mit seiner Familie nach Mannheim. Seine Fotografien wurden hell; allerdings nicht lange. Er favorisiert bald starken Hell-Dunkel-Kontrast, symbolisiert in verstörend schönen Bildern, wie das „Marktbild“ ganz großartig zeigt.

Häusser erregt Aufmerksamkeit. Die Stadt Mannheim überreichte dem Künstler 1978 die „Schiller-Plakette“, 1985 erhielt er das „Verdienstkreuz I. Klasse der Bundesrepublik Deutschland für sein künstlerisches Lebenswerk“ und noch zahlreiche Preise, die in der Ausstellung zu bewundern sind. 1989 verlieh ihm das Land Baden-Württemberg den Professorentitel.

Aber 1995 wurde Häusser eine der wichtigsten Auszeichnungen zuteil: Der Mannheimer wird als erster deutscher Fotokünstler mit dem hoch dotierten Preis der Erna- und Victor Hasselblad Stiftung geehrt. Der „Hasselblad-Preis“ gilt als Nobelpreis der Fotografie und Häusser zählt spätestens ab dann zu den weltweit renommiertesten Fotografen. Und im Zuge der aktuellen Schau wurde als weitere Ehrung eine Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohngebäude enthüllt, die an ihn, den außerordentlichen Künstler und Sohn der Stadt Mannheim, für immer erinnern wird.

Robert Häusser

Robert Häusser wurde 1924 in Stuttgart geboren. 1940 bis 1941 volontierte er als Pressefotograf und besuchte bis 1942 die Graphische Fachschule in Stuttgart.

Nach der Kriegsgefangenschaft begann er 1949 ein Studium in Weimar und stellte 1950 auf der 1. Kölner „Photokina“ aus.

Nach Repressionen der neu gegründeten DDR zog er 1952 mit seiner Familie nach Mannheim und gründete ein Fotostudio.

Der Fotokünstler erhielt zahlreiche Auszeichnungen, etwa das Verdienstkreuz I. Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Die weltweit größte Anerkennung eines Fotografen ist der „Hasselbladpreis“. Die schwedische Prinzessin Lilian überreichte ihn 1995 an Robert Häusser als ersten deutschen Fotografen.

„Wenn Wände sprechen könnten!“, sagte Claude W. Sui in seiner Eröffnungsrede und erläuterte wortgewandt die Lebenswege des Jubilars, der am 8. November 1924 in Stuttgart geboren wurde und am 5. August 2013 in Mannheim starb. Die ausgestellten Werke seien wie eine Chronologie zu lesen, zeigten ein „Kartoffelfeuer“ auf einem Acker, auf dem Häusser 1948 arbeitete, lichte Fotos der „hellen Periode“ nach 1952, und andere „Abbilder, die zu Sinnbildern geworden sind“. Um die 100 Werke in typischem Schwarz-Weiß sind im „Häusser-Haus“ zu sehen. Stimmungs- und bedeutungsvoll sind sie, egal ob als Architektur-, Industriefotografie oder in Stadtbildern, auch die der Mannheimer Partnerstädte. Es war ein heiterer Abend unter Freunden und Wegbegleitern, die wie der ehemalige MVV-Chef Roland Hartung mit amüsanten Erinnerungen das Fest zu Robert Häussers 100. Geburtstag mitgestalteten.

Freie Autorin Studium: Journalismus, Medien- und Pressearbeit-PR

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