Kultur

Ensemble Schöne Mannheims mit prominenten Kabarett-Gästen im Capitol

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Die vier Schönen Mannheims in Aktion im Capitol. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Schon vor zwei Jahren wollten die Schönen Mannheims eine Mix-Show auf die Bühne bringen. Doch Corona-Aerosole waberten durch die Pläne. Das Warten hat sich gelohnt. Die Tausendsassa-Frauen begeistern gemeinsam mit dem Kabarettisten Arnulf Rating, der Königin der Kittelschürze Alice Hoffmann und dem „Winzer Bu“ Tim Poschmann. Den Schlussapplaus spendet das Publikum im Stehen. Wären nicht die Masken der Zuschauer, könnte man glauben, alles sei wie vor der Pandemie. Das Capitol ist voll, die Stimmung entspannt bis euphorisch, die Themenpalette fast virusfrei.

Drei plus eine: In dieser seit zehn Jahren erfolgreichen Besetzung wollen die stimmstarken wie spielfreudigen Sängerinnen Susanne Back, Anna Krämer sowie Smaida Platais und die furiose Pianistin Stefanie Titus allen Widrigkeiten zum Trotz „crazy und schräg“ bleiben, wie sie versichern. Ihr Auftaktsong „Das Ziel im Blick auf meinem Weg“ klingt nach Programm. Auch wenn sich die zwischen Musikkabarett und Comedy changierenden Ladies in keine Schublade stecken lassen. Sie bedienen sich kühn wie komisch, außerdem klug statt kalauernd aus den Genres Musical, Pop, Jazz, Schlager und Oper. Obendrein sind die Vier bekennende „Dialektikerinnen“ - Motto: „Hör doch äfach uff und sing!“ Als Beispiel dient eine Hymne auf Mannheim.

Das Geheimnis unter der Kittelschürz

Üblicherweise tragen Clowns eine rote Nase. Arnulf Rating, bissiger Polit-Clown mit fusseligem Haarkranz, trägt lieber rote Schuhe. Einen Stapel Zeitungen hat der Scharfzüngige, der für ironisch-sarkastisches Aufspießen von Schlagzeilen bekannt ist, in seinem Rollkoffer mitgebracht. Klar ist darunter auch die Wochenendausgabe dieser Zeitung. Glück gehabt, Rating stellt sich angesichts eingelegter Prospekte lediglich die Frage, ob es eine solch gewichtige Druckausgabe wohl ins kulturelle Erbe der Menschheit schafft. Bei seinem zweiten Auftritt (als Krankenschwester) erklärt er, warum man sich hüten sollte, einem Arzt zu trauen - erst recht einem, der sich in der Politik tummelt.

Nicht nur Rating ist 70 geworden, auch Alice Hoffmann. Na und?! Beide zeichnet ungeheure Verve aus, die das Publikum mit Zwischenapplaus honoriert. Hier der Querdenker aus Berlin, da die kultige Wahl-Saarländerin in der Paraderolle einfältiger Hausfrauen - früher als „das Hilde“ (ARD-Serie „Familie Heinz Becker“), heute als Vanessa Backes, die ihre geliebte Schokolade zum Obst zählt. Aus dem Häuschen gerät das Publikum, als die Komikerin mit Hüftschwung das Geheimnis lüftet, was sie unter ihrer Kittelschürz‘ trägt. Natürlich weitere Schürzen, die sich als Camouflage eines Tüllflatterkleides entpuppen.

Als dritter Gast mischt ein „Winzer Bu“ mit: Tim Poschmann, der sich am Boulevardtheater Deidesheim als Comedian „uff Pelzisch“ neu erfunden hat und gerade an einer Zweitkarriere arbeitet. Die Schönen Mannheims haben eingeladen. Eine tolle Idee mit gelungener Premiere. Wiederholung erwünscht.

Freie Autorin

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