Seebühnenzauber

Chako unterhält als „Mund-Artist“ im Mannheimer Luisenpark

Mit seiner Hommage aus dem Herzen eines „dialektisch“ bekennenden Kurpfälzers, dessen Hirnsynapsen Wörter zungenverknotend tanzen lassen, begeistert Christian Habekost im Mannheimer Luisenpark

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Christian „Chako“ Habekost auf der Seebühne im Luisenpark © Rudolf J. Uhrig

Mannheim. Klar darf Chakos „Ode“ an „moi superdubbe Schoppeglas“ als Königin im Flüssigkeitsbehälter-all und Heldin des klingenden Zusammenpralls im Gral des „Wois“ nicht fehlen. Mit seiner Hommage aus dem Herzen eines „dialektisch“ bekennenden Kurpfälzers, dessen Hirnsynapsen Wörter zungenverknotend tanzen lassen, begeistert Christian Habekost im Mannheimer Luisenpark. „Zwische Schoppeglas un Blummevas“ dopst seine „bunde Park-Show“ hin und her.

Liegt es an der Hitze oder den Ferien, dass die Ränge vor der Seebühne gut besetzt, aber nicht (wie sonst) knallvoll sind? Wie auch immer. Jene, die gekommen sind, toben vor Begeisterung und erweisen sich als lautstarke Mit-Macher. Beispielsweise wenn das Lieblingswort des promovierten Germanisten mit der so gar nicht akademischen Bühnenkarriere in Art eines Urschreis in den Abend gebrüllt wird: „Dudddd!“ Die kurpfälzisch-prägnante Kurzform der Tragetasche vermag nämlich in so ziemlich allen Lebenslagen zum therapeutischen Befreiungsschlag zu mutieren. „Weesch wie’sch mähn?“, erkundigt sich der Performer nicht nur einmal und schon erschallt ein bestätigendes „Ajoo!“

Schließlich versteht sich der „MundArtist“, wie es in Vorankündigungen heißt, auch als „SituationsAkrobat“ und „StimmungsGaukler“ mit dem Talent, das Publikum einzubeziehen. Natürlich auch „Außergewärtige“, also Nicht-Einheimische. Wie jenes Paar aus Göttingen, das vermutlich noch nie etwas vom „Hannebambel“ , der ach so nett klingenden und vom Beleidigungsparagrafen verschonenden Umschreibung für Dummkopf gehört hat. Die aus Niedersachsen stammenden Gäste dürften mächtig gestaunt haben, dass Kurpfälzisch als „erschtes do war“ und somit Ur-Sproooch der Menschheit ist. Und dies so sicher wie es Elwetritsche gibt. Obendrein, schwadroniert Habekost, haben andere Sprachen bei uns geklaut. Beispielsweise die Briten, die das übers „iwwers“ Wasser schallende „riwwer“ in ihrer Flussbezeichnung „river“ phonetisch adaptierten. Ach ja, wer‘s noch nicht wusste: Der Rhein hat nicht etwa seinen Namen vom vorgermanischen Reinos im Sinne von Strom – nein, der bei Mannheim „roi“ fließende Neckar hat verbal Pate gestanden.

Karten werden geografisch neu gemischt – zu Gunsten der Kurpfalz

Überhaupt stellt der „Viel-Osophierer“ einiges kühn auf den Kopf. Einschließlich der (literarischen) Frage aller Fragen: „Soi oder Drecksau?“ Geografisch mischt er die Karten neu und erhebt die von hochnäsigen „Außergewärtigen“ als Provinz verspottete (Kur-)Pfalz zur „Provence“ von Deutschland. Und wer sich bislang über Dialekt lustig gemacht hat, lernt: Diese spezielle „Kunstform“ der Sprache sollte schon deshalb nicht belächelt werden, weil sie mit Urquell des Lebens, dem Lachen, verwoben ist. Auch wenn sich der inzwischen 62-Jährige keineswegs mit Gendern hervortut, lobt er ausdrücklich Frauen. Als lachfreudiger! Männer litten hingegen häufig an „Lippenträgheit“ und „Zwergfellmauser“.

Der Himmel hat sich verdunkelt, als der Comedian im blumig gemusterten Hemd die angekündigten „Blumme“ in einer „Vas“ überreicht. Freilich nicht in seinem „Dubbeglas“. Denn das teilt er allenfalls auf dem „Worschtmarkt“ mit Schorlefreunden. Aber nicht mit „Scheranien “ oder „Tulwe“ – auch wenn diesen eine köstlich poetische Chako-Hymne blüht.

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