Neo Rauch gehört heute zu den Künstlern aus Deutschland, die weltweit am bekanntesten sind. Er wurde am 18. April 1960 in Leipzig geboren. Nach einem Studium an der Schule für Graphik und Buchkunst in Leipzig und großen Erfolgen im In- und Ausland, ist er heute auch einer der bekanntesten Lehrer an der Kunstakademie der sächsischen Metropole. Bei uns in der Region gab es Werke von Neo Rauch noch nicht so oft zu sehen. Eine Ausnahme: Im vergangenen Jahr gab es eine kleine Ausstellung im Museum von Bensheim, die dem Haus eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Besucherinnen und Besuchern brachte.
Auch einige Künstler, die in unserer Region leben und arbeiten, haben an der von Neo Rauch geprägten Hochschule in Leipzig studiert. So erlebte Alex Bär, ein Maler aus der Schweiz, der seit vielen Jahren in der Rhein-Neckar-Region zu Hause ist, in den frühen 1990er Jahren in Leipzig den Aufstieg von Neo Rauch. Bär war eigentlich wegen Arno Rink, bei dem Rauch damals Assistent war, von Basel nach Leipzig gekommen, weil er die Malerei, die damals allgemein totgesagt wurde, erlernen wollte.
„Leipzig war damals eine Schule, in der die Malerei noch geschätzt wurde und Professor Rink war für mich in dieser Beziehung sehr wichtig“, erinnert er sich. Damals, als Assistent Rings, setzte Neo Rauch schon stilistische Zeichen. So nahm er zum Beispiel Impulse auf, die von den amerikanischen Surrealisten, wie zum Beispiel Edward Hopper kamen. Durch diese Innovationen wurde von Leipzig aus die Malerei quasi gerettet.
Mit den Umbrüchen der Nachwendezeit wurde manches, was vorher weit über die scharf bewachten Grenzen der DDR hinaus große Anerkennung gefunden hatte, in Bausch und Bogen verdammt. In dieses Fahrwasser geriet auch die Kunst, und wer in den 1990er Jahren an Rundgängen in den ostdeutschen Akademien teilnahm, konnte erleben, wie diese zunehmend ihr eigenständiges Gesicht und im Einerlei der internationalen Stilrichtungen ihre ursprüngliche Identität verlor.
Neo Rauch, der Kunstmarkt und die Rettung der Malerei
Der Erfolg Neo Rauchs und die Rettung der Malerei als lebendiges Kulturgut ist nicht zuletzt dem internationalen Kunsthandel zu verdanken, der dessen überaus spannende Werke für sich entdeckte. An erster Stelle ist hier der Galerist Gerd Harry Lydke und dessen Galerie Eigen + Art zu nennen, die Verbindungen zu den internationalen Kunstzentren hatte und Rauchs Bilder bereits 1993 im Metropolitan Museum in New York präsentieren konnte. Zeitgleich wurde die Wucht dieser Werke auch von einem Museumsmann entdeckt, der eng mit Mannheim verbunden ist: Rolf Lauter, damals stellvertretender Leiter des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt, später Direktor der Mannheimer Kunsthalle. Er initiierte bereits 1993 eine Ausstellung in den Räumen der Dresdner Bank AG in der Mainmetropole.
Nach einem solchen Einstieg in den Kunstmarkt war es kein Wunder, dass die Preise der Werke des damals gerade 33-jährigen Künstlers in die Decke schossen und für die großformatigen Gemälde von ihm bald sechsstellige Beträge gezahlt wurden.
Neo Rauch stellt sich mit seinen Werken bewusst in die Tradition der Malerei von Max Beckmann, der mit seinen verrätselten Bilderfindungen wie „Depature“ (Pinakothek der Moderne, München) in der Nachkriegszeit international Furore machte. Auch Rauch bezieht sich mit seinen Bildern auf die gebrochene Figuration und die magisch aufgeladene Atmosphäre surrealer Bildräume. Die Atmosphäre solcher Räume zieht den Betrachter in den Bann und verstärkt die erzählerische Ausdruckskraft, wie die Beleuchtung und der Schnitt beim Film. Das unwirkliche Timbre, das über den Szenen liegt, verstärkt diesen cineastischen Eindruck noch, ebenso wie die collagenartige Graphik und Struktur des Bildraums.
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