Mannheim. Mola gelingt vieles sehr gut an diesem Konzertabend vor der Alten Feuerwache Mannheim. Aber die vielleicht bemerkenswerteste Leistung der Pop-Band ist es, einem das Gefühl für den Sommer von den Trümmern der Gegenwart freizuräumen. Vor allem „Wenn du springst“ klingt nach der Erinnerung an endlos erscheinende Sonnentage, in denen zu spüren ist, dass etwas endet und etwas Neues beginnt. Sicher ist nur eines: Alles ist möglich in dieser Zeit.
Die Gruppe Mola kommt aus München und formiert sich um die Sängerin Isabella Mola (bürgerlich: Isabella Streifeneder). Markus Sebastian Harbauer, zugleich Produzent des 2021er-Debütalbums „Schnee im Sommer“, spielt beim Open-Air-Auftritt auf der Sommerbühne Bass, Manuel di Camillo Schlagzeug und Matthias Hoheneichner Gitarre. Welche stilistischen Wege die Band beschreitet, lädt einen immer wieder zu munteren Genre-Spekulationen ein. Neo-NDW mit (auch modisch von der Band nach außen getragenem) Italo-Pop-Flair, der – mit viel Eigensinn ausgestattet – grob zwischen Ideal und Spliff und Gianna Nannini zu verorten ist, trifft es vielleicht nicht am ungenauesten. Das alles wird wiederholt von Rock-Gitarren angetrieben und auf einen Reggae-Beat aufgebockt.
Stilistisch eigenwillig
Und auch, wenn die Vier Titel wie „Rote Rosen“ mit sich führen, geht es inhaltlich keineswegs Pop-säuselig zu, vielmehr spart Molas Lyrik zwischenmenschliche Knitterfalten und emotionale (Un-)Tiefen nicht aus, was etwa beim wuchtig-dramatisch taumelnden Song „Google nennt das bipolar“ nachzuhören ist. Die rau-rockige, doppelbödige Weißwein-Hommage „Vino Bianco“ verankert sich dagegen mit lebensvoll kratziger Eingängigkeit im Ohr. Der Platz um die Bühne ist voll, die Leute singen mit, beim Album-Titelsong „Schnee im Sommer“ ebenso wie bei der Zugabe „Alles gelogen“, mit der ein schöner Konzert-Sommerabend an der Feuerwache endet.
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