Petra Parthenschlager und Tülin Keklik schauen oft in strahlende Gesichter bei ihrer Arbeit. Dabei verkaufen sie weder Eis noch Schokolade - und neu ist ihre Ware selten. Die beiden Frauen geben Menschen zurück, was diese verloren haben. Sie arbeiten im Mannheimer Fundbüro.
Petra und Tülin zeigen im Lager, was Leute besonders häufig liegen lassen: Da gibt es Regale mit Rucksäcken und Sporttaschen, aber auch Fahrradhelme, Jacken oder Regenschirme. Die meisten Dinge werden in Bus und Bahn aufgelesen, erzählen die Frauen. An den Fundstücken können sie manchmal auch erkennen, was in Mode ist: Hoch im Kurs bei den Funden waren in letzter Zeit kleine Handtaschen.
Kuriose Funde
Die Frauen erinnern sich an kuriose Funde: Einmal hat jemand ein Gebiss auf einem Sitz in der Straßenbahn verloren. Auch ein Koffer voller Rinderleber ist schon aufgetaucht. Wieso jemand so etwas mit sich führte, erfuhren sie leider nie - denn niemand fragte nach dem Koffer.
Was macht man, wenn man selbst etwas Wertvolles auf der Straße findet? Findest du weniger als zehn Euro (oder einen Gegenstand mit so einem Wert), bist du ein Glückspilz und darfst das Geld (oder den Gegenstand) behalten. „Ab zehn Euro muss man das Geld abgeben“, erklärt Petra. Das kannst du etwa bei der Polizei oder beim Fundbüro tun. Wenn du einen Namen am verlorenen Gegenstand findest, kannst du die Person auch selbst kontaktieren.
Lohn für den Finder
Leer gehst du bei einem Fund nicht aus: Das Gesetz bestimmt, dass du einen kleinen Teil behalten darfst: Bei einem Wert bis 500 Euro sind es fünf Prozent. Findest du 100 Euro, bekommst du also fünf Euro. Hat sich der Eigentümer nach sechs Monaten immer noch nicht gemeldet, gehört der Gegenstand oder das Geld dir. In Mannheim hat ein elfjähriges Mädchen mit ihrem Papa etwa 200 Euro gefunden, erzählen Petra und Tülin. Da sich niemand meldete, bekam die Familie die Summe ausgezahlt.
Nicht jeder nimmt den Finderlohn auch in Anspruch: Petra erinnert sich an einen obdachlosen Mann, der zwanzig Euro auf der Straße gefunden hatte und zu ihnen brachte. Den Finderlohn aber lehnte er dankend ab. Diese Großzügigkeit hatte sie sehr berührt. „Da hatte ich richtig Gänsehaut“, erzählt sie.
Knapp die Hälfte der Funde, die bei Tülin und Petra landen, kehren übrigens wieder zurück zu ihrem Eigentümer oder ihrer Eigentümerin, schätzen sie.
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