Walldürn. Sollten die Windkraftanlagen im Bereich „Kornberg/Dreimärker“ wie geplant gebaut werden, würden diese den Flugbetrieb auf dem Verkehrslandeplatz in Walldürn gefährden. Zu dieser Einschätzung kommt das Ingenieurbüro für Strömungsanalysen CFD Consultants (Rottenburg). Vom Flugsportclub Odenwald (FSCO) waren die Ingenieure im Sommer beauftragt worden, mögliche Auswirkungen der geplanten Windkraftanlagen auf die Flugsicherheit wissenschaftlich zu untersuchen.
Die Ergebnisse dieser Analyse haben die Verantwortlichen des FSCO und der wissenschaftliche Leiter der Studie, Dr. Volker Kassera, am Freitag den Walldürner Gemeinderäten vorgestellt. „Aus ihr geht hervor, dass der Betrieb der geplanten Windkraftanlagen in der Summe zu einem erheblichen Gefährdungspotenzial für den Flugbetrieb am Verkehrslandeplatz Walldürn führt“, fassen Dr. Christian Kuhn, FSCO-Vorstandsmitglied, und Oliver Stumpf, Bau- und Betriebs-GmbH des Verkehrslandeplatzes Walldürn, in einer am Montag veröffentlichten Erklärung zusammen.
Auf Vorschlag der Walldürner Gemeinderäte wollen sie die Studie auch den Mandatsträgern in Hardheim und Höpfingen vorstellen, um auf die zu erwartenden Gefahren und Risiken für den Flugverkehr hinzuweisen. Entweder im Rahmen einer Gemeinderatssitzung oder vor Ort auf dem Flugplatz.
In ihrer bisherigen Einschätzung sehen sich die Verantwortlichen des FSCO und der Betreibergesellschaft durch die Analyse bestätigt: „Zur Vermeidung weiterer Kosten und Aufwendungen sollte die Planung sofort eingestellt werden“, betonen Kuhn und Stumpf. Aufgrund der konkreten Gefährdung für die Flugsicherheit sei das Gebiet „Kornberg“ für die Ausweisung von Vorrangflächen für Windkraft weder geeignet noch genehmigungsfähig.
Als Basis für die Analyse von CFD Consultants diente der wissenschaftliche Bericht „Flugversuche im Nachlauf großer Windenergieanlagen“ des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Diese Studie haben die Ingenieure auf die Verhältnisse in Walldürn übertragen und die Auswirkungen von Windrädern auf drei typische, am Verkehrslandeplatz Walldürn betriebene Flugzeugtypen berechnet.
Diese Berechnungen beziehen sich auf die beiden auf Höpfinger Gemarkung geplanten Windräder. Die Verfasser legen jedoch Wert auf die Feststellung, dass insbesondere auch die Anlage „HA 3“ auf Hardheimer Gemarkung ein zusätzliches Risiko für den Flugverkehr bedeuten könnte.
Aus den detaillierten Berechnungen zu Winddefiziten und Windscherungen hinter Windkraftanlagen geht hervor, dass bereits übliche Veränderungen einzelner Parameter zu kritischen Flugzuständen führen. „Nicht auszuschließen ist eine Kumulation dieser einzelnen Risiken“, heißt es in der Analyse.
In ihrer abschließenden Bewertung kommen die Autoren der Studie zu dem Ergebnis, „dass Windenergieanlagen in der Größenordnung der projektierten Anlagen nicht einfach als Gebäude betrachtet werden können.“
Stattdessen erachten sie eine Berücksichtigung des Nachlaufs der Windenergieanlagen als notwendig: „Es zeigt sich, dass auch bei Einhaltung aller Standardverfahren die durch die Windenergieanlagen generierten Windscherungen die in der Platzrunde fliegenden Luftfahrzeuge erheblich gefährden können.“ Durch Abwindzonen entlang der Platzrunde aufgrund der Topographie des Geländes erhöhe sich das Risiko durch den Nachlauf der Windräder zusätzlich, weil Piloten in diesem Bereich steiler steigen und deshalb tendenziell etwas langsamer fliegen.
„In der Summe führt dies zu einem erheblichen Gefährdungspotenzial für den Flugbetrieb am Verkehrslandeplatz in Walldürn“, so das Fazit der Studie.
Kritische Haltung
Eine Sichtweise, die offenbar auch die Walldürner Mandatsträger teilen. „Die Gemeinderäte sahen sich in ihrer kritischen Haltung zu den Auswirkungen der Windkraftanlagen auf die Flugsicherheit bestätigt“, betonen Kuhn und Stumpf. Nicht zuletzt deshalb spielt man bei der Stadt Walldürn offenbar mit dem Gedanken, ein eigenes Gutachten zur Flugsicherheit in Auftrag zu geben. Eine ähnlich verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit dem Thema wünschen sich die Verantwortlichen des FSCO und der Betreibergesellschaft auch in den Gremien in Hardheim und Höpfingen: „Wir als Verein hatten bis zuletzt nicht das Gefühl, dass unsere Ängste und Sorgen verstanden und respektiert werden.“
Ob sie mit diesem neuerlichen Appell in Höpfingen auf offene Ohren stoßen, hat Bürgermeister Adalbert Hauck am Montag offengelassen. „Es bleibt abzuwarten, wie transparent mit dieser Studie vom FSCO umgegangen wird“, erklärt er. Nur, wenn man die Studie zur Verfügung gestellt bekomme, lasse sich überprüfen, ob die Aussagen und Schlussfolgerungen zutreffend sind. „Ich denke, dass davon auch abhängen wird, ob sich der Gemeinderat als Gremium die Ergebnisse präsentieren lassen wird“, so Hauck. Wie man im Hardheimer Rathaus mit der Studie umgehen will, ist indes noch völlig unklar. Eine Anfrage der FN ließ Bürgermeister Volker Rohm bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
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