Fechten - Die bei der FC-Mitgliederversammlung beschlossene Beitragserhöhung kann das finanzielle Defizit bei weitem nicht ausgleichen

Tippelschritte in neue Struktur

Von 
Michael Fürst
Lesedauer: 
Der Slogan des Fecht-Clubs Tauberbischofsheim – eine coole Basis in schwierigen Zeiten, empfindet Vorstandsmitglied Thomas Bayer. © Michael Fürst

Obwohl es dem Vorstand am Montagabend in der Emil-Beck gelang, seine Mitglieder von einer Beitragserhöhung zu überzeugen, so wurde doch deutlich, dass die Zeiten extrem schwer bleiben für den einst so ruhmreichen Fecht-Club Tauberbischofsheim. „Ich sehe eine finanzielle Situation, die nicht rosig ist“, sagte Thomas Bayer. Er ist der Mann im FC-Führungsgremium, der für das Geld zuständig ist.

Zu Jahresbeginn hatte Bayer ein „strukturelles Defizit“, wie er es nannte, von 345 500 Euro kalkuliert. „Das Geld, das wir uns aus der Beitragsanpassung erhoffen, wird aber bei weitem nicht ausreichen, um dieses Loch zu schließen“, erklärte der Finanz-Experte gestern den FN auf Nachfrage. Der Verein habe schon immer Mittel von außen benötigt. Durch die seit Jahren ausbleibenden sportlichen Groß-Erfolge und sonstige Negativ-Schlagzeilen rund ums Fechten in Tauberbischofsheim sind aber immer mehr Sponsoren verloren gegangen. Die laufenden Kosten haben sich dagegen kaum reduziert. Im Gegenteil: Es könne sein, dass der Fecht-Club ab 2019 Miete für die Nutzung der Räumlichkeiten im Fechtzentrum zahlen müsse, und zwar an den Landessportverband (LSV). „Dies ist ein Vorschlag, der im Moment beim BMI liegt“, informierte Peter Märtsch, der Leiter der Verwaltung im OSPe, die FC-Mitglieder. Der LSV ist seit Anfang 2018 Träger der Fecht-Einrichtung in Tauberbischofsheim.

Sollte dieser Fall eintreten, sehen die FC-Vorstände allerdings keine weitere Beitragssteigerung vor. „Wir wollen in den nächsten zwei Jahren nicht erhöhen“, sagte Vorstandsmitglied Lothar Derr. Die aktuelle Anpassung, die mit 37:29 Stimmen, bei fünf Enthaltungen, mehr murrend genehmigt als gerne beschlossen wurde, sei nötig gewesen, weil man die Abgaben der Mitglieder seit 2002 nicht mehr den sich wandelnden Gegebenheiten angepasst habe, so Thomas Bayer.

Bei all den Altlasten und zu stopfenden Löchern in und ums Zentrum, ist es dem Vorstand nun aber auch gelungen, erstmals konkrete Handlungen für die Zukunft zu formulieren und auf den Weg zu bringen: Unter anderem ist nach dem Ausscheiden von Geschäftsführerin Rita König zum Ende des Jahres nun die Zukunft der SMT (Sportmarketing Tauberbischofsheim) geregelt: Der Fecht-Club übernehme von der Stiftung (bisheriger Träger der SMT) die Anteile. Der FC verkaufe seine Werberechte an die SMT; diese werde an den Fecht-Club angegliedert, erläuterte Lothar Derr.

Leitbild entworfen

Weiter hat der Vorstand in Zusammenarbeit mit Studenten ein Leitbild für den Verein entworfen: Darin ist auch, so wurde es präsentiert, die „DNA Leistungssport“ verankert. Ein Kernsatz dieses Leitbilds lautet: „Unsere Tradition und Erfolge sind unsere Verpflichtung für die Zukunft.“ Da steckt freilich noch jede Menge Theorie sowie Fantasie und noch wenig Substanz drin. Doch solch eine nach vorne gerichtete Maßnahme ist ebenso ein Tippelschritt in eine neue Struktur wie der, dass ein „Steuerkreis Sport“ gebildet werden soll, in dem alle drei Waffen vertreten sind. Natürlich muss solch ein Gremium auch erst mit geeigneten Personen besetzt werden; aber es ist auch hier zunächst einmal eine Idee, die dazu dient, Zukunft zu gestalten und nicht Vergangenheit zu bewältigen.

In diese Richtung geht auch die Entscheidung, sich vom Frauensäbel zu lösen. „Wir werden im Damensäbel keine neuen Mädchen mehr aufnehmen“, sagte Thomas Bayer gestern den FN. Klar, dass dieser Beschluss vor allem in der „Fraktion der Sabreure“ keine Begeisterung auslöste. Nun sind aber Monate der „Herumeierei“ vorbei, und es ist klar, wie es hier weiter geht. Die bestehende Säbel-Gruppe der Mädchen könne einmal in der Woche in Künzelsau trainieren. Hier werde nun mit „Würth Künzelsau“ kooperiert, informierte Bayer. Insgesamt solle der sportliche Schwerpunkt künftig mehr auf den Stoßwaffen liegen.

„Wir haben Potenzial, aber oft erkennen wir es erst gar nicht“, stellte Thomas Bayer fest und endete, indem er den Mitgliedern kämpferisch den Slogan des Fecht-Clubs, der auf der Vereinsfahne zu lesen ist, zurief: „Unsere Farben, unsere Stadt, unsere Leidenschaft. Das ist doch eine coole Basis in schwierigen Zeiten.“

Diese Zeiten werden auch noch eine Weile schwierig bleiben. Auf dem Weg zurück in die Spitze ist weiter ein langer Atem gefragt, ein sehr langer sogar.

Versammlungs-Splitter

Der Fecht-Club Tauberbischofsheim hat aktuell knapp 600 Mitglieder. Einst waren es über 1000.

Zu Beginn wurde verkündet, dass Roman Christen (Florett) und Volker Fischer (Degen) jeweils Gold bei der Veteranen-WM gewonnen haben.

2018 wird es mit dem „VS-Cup“ und dem „Florett von Tauberbischofsheim“ noch zwei große Nachwuchsturniere in Tauberbischofsheim geben. Den Frauen-Florett-Weltcup im Frühling wolle man behalten, und möglichst auch wieder Deutsche Meisterschaften ausrichten

Die so viele Jahre in pompösem Rahmen zelebrierte „Bestenehrung“ findet dieses Mal am Dienstag, 27. November, unter dem Namen „Jahresfeier“ statt. FC-Vorstandsmitglied Lothar Derr sagte zu dieser Umbenennung: „Wir haben aktuell nicht so viel Beste zu ehren.“ mf

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten