Der Ukrainekrieg hat die Bedeutung der Landwirtschaft zur Ernährungssicherung wieder in den Fokus gerückt. Gleichzeitig haben die baden-württembergischen Familienbetriebe massiv mit den Auswirkungen des Krieges zu kämpfen. Nicht genug – die Pläne der EU-Kommission zum Pflanzenschutzmitteleinsatz gefährden den kooperativen baden-württembergischen Weg, der vor zwei Jahren im Biodiversitätsstärkungsgesetz gemündet ist.
Dringend korrigieren
„Die EU-Pläne bedrohen die Zukunft unserer heimischen Familienbetriebe. Diese Politik muss dringend korrigiert werden. Nicht zuletzt führt auch der Krieg in der Ukraine auf dramatische Weise vor Augen, dass Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit ist.“, erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes (LBV), auf dem traditionellen Bauerntag während des Landwirtschaftlichen Hauptfestes in Stuttgart.
Wie in vielen Wirtschaftsbereichen sind die Produktionskosten in der Landwirtschaft aufgrund des Ukrainekrieges in die Höhe geschnellt.
„Dünger und Energie haben sich massiv verteuert“, betont Rukwied. „Land- und Ernährungswirtschaft müssen in dieser schwierigen Zeit Vorrang haben, damit die Lebensmittelversorgung bei uns gesichert bleibt.“ Die Politik sei hier gefordert, den entsprechenden Rahmen zu setzen.
Weit oben auf der Agenda
Der Schutz von Umwelt, Klima und Biodiversität ist nach wie vor weit oben auf der Agenda der baden-württembergischen Bauern. „Das von der EU-Kommission vorgeschlagene pauschale Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten bedroht die regionale Landwirtschaft existenziell. Anstatt Ordnungsrecht zu verschärfen, muss gemeinsam mit der Landwirtschaft der Artenschutz gestärkt und Perspektiven für die Familienbetriebe geschaffen werden“, fordert Rukwied.
Kompromiss gefunden
Mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz im Land haben Landwirtschaft, Naturschutz und Landesregierung 2019 einen Kompromiss gefunden. „Dieser baden-württembergische Weg setzt auf Kooperation statt Verbote.“
Die Rinder- und Schweinehaltung geht seit Jahren im Land zurück. „Für die Tierhaltung brauchen wir die richtigen Weichenstellungen“, betont Rukwied. „Das Baurecht muss angepasst werden, die Haltungs- und Herkunftskennzeichnung muss endlich eingeführt und die Finanzierung des Umbaus der Haltungssysteme muss schnellstens gesichert werden.“
Vor großen Herausforderungen
Die Landwirtschaft steht vor riesigen Herausforderungen, der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit in vielen Bereichen der Branche bedeutet für die Bauern einen riesigen Kraftakt. Ein Baustein für die Zukunftsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe ist die Ausbildung der nachfolgenden Generationen von Landwirten. „Um die Ausbildung der jungen Menschen zu verbessern, muss die Landesregierung spürbar in die Qualität einzelner Fachschulstandorte investieren. Wir benötigen eine Konsolidierung der Bildungslandschaft in Baden-Württemberg“, erklärt LBV-Präsident Rukwied. „Bildung ist Zukunft. Wir brauchen gut ausgebildete und motivierte junge Betriebsleiter.“ lbv
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