Diese Zahl spricht für sich: Laut Bauwirtschaft fehlen allein in Baden-Württemberg etwa 70 000 Wohnungen. Das Schlimme ist: Wir haben uns schon daran gewöhnt. Wohnungen sind eben schwer zu finden und sind eben teuer. Selbst bauen? Bei dieser Fragen lachen viele Menschen einfach nur – weil es für sie schlichtweg unbezahlbar ist.
Der Wohnungsbau steckt tief in der Krise. Immer mehr Projekte werden auf Eis gelegt oder gestrichen. Schuld ist eine Mischung aus stark steigenden Material- und Energiekosten, höheren Zinsen, fehlenden Arbeitskräften im Bau und im Handwerk. Schuld sind aber auch unzählige Gesetze, Verordnungen und Normen, bei denen keiner mehr durchblickt.
Die Forschungseinrichtung Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßen Wohnungsbau in Kiel hat erst am Wochenende eine interessante Rechnung aufgestellt: Bei dem aktuellen Kostenniveau lassen sich Projekte nur wirtschaftlich rechnen, für die später 18 Euro Miete pro Quadratmeter verlangt werden. Viele Menschen können sich solche Wohnungen nicht leisten. Wie auch?
Eingedampfte Fördermittel
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) versucht zwar regelmäßig, zu beruhigen; doch zur Wahrheit gehört, dass die Regierung offensichtlich mehrere Zielkonflikte nicht lösen kann. Bauen ist so teuer wie nie, gleichzeitig soll es mehr preisgünstige (Sozial-)Wohnungen geben. Das allein ist schon schwierig genug. Nun sollen die Wohnungen zudem mit nachhaltigen Materialien gebaut werden, weniger Energie und damit weniger CO2 verbrauchen. Bedeutet mittlerweile: schärfere Neubauvorschriften bei eingedampften Fördermitteln. Damit setzt die Politik falsche Signale. So werden die Ziele im Wohnungsbau garantiert verfehlt. Zur Erinnerung: Die Ampel wollte in jedem Regierungsjahr für 400 000 neue Wohnungen sorgen. Davon ist sie so weit entfernt wie die Erde vom Mars.
„Wohnen ist ein Grundbedürfnis“ steht wörtlich im Koalitionsvertrag. Völlige Zustimmung. Aber dann muss die Regierung auch entsprechend handeln. Der Deutsche Mieterbund schlägt zum Beispiel die Bildung eines Sondervermögens für den bezahlbaren Wohnungsbau in Höhe von 50 Milliarden Euro vor. Das geht in die richtige Richtung.
Die Regierung muss entsprechende finanzielle Mittel bereitstellen, damit sie ihre vollmundigen Versprechen erfüllen kann. Auch die Länder und Akteure der Bauwirtschaft sind gefordert. Am besten handeln sie alle gemeinsam.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Regierung setzt im Wohnungsbau falsche Signale
Bauen ist wegen der rasanten Preissteigerungen und stetig verschärfter Vorschriften extrem teuer geworden. Wenn nicht bald etwas geändert wird, wird sich die Krise verschärfen, kommentiert Alexander Jungert