Rotlichtmilieu

Lupinenstraße: Entstehen in Mannheim 400 neue Mietwohnungen anstelle von Bordellen?

Es könnte ein bedeutender Schritt für die Mannheimer Stadtentwicklung werden: Von oberster Stelle wurden Pläne eingeleitet, ob sich das Rotlichtmilieu aus der Neckarstadt-West ins nördliche Hafengebiet verlagern lässt

Von 
Steffen Mack
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Das Mannheimer Rotlichtviertel könnte umziehen: Von der Neckarstadt ins nördliche Hafengebiet. © Dieter Leder

Mannheim. In der Mannheimer Lokalpolitik wird über einen Wegzug des Rotlichtmilieus aus der Lupinenstraße diskutiert. An seinem bisherigen Standort in der Neckarstadt-West könnten dann 400 neue Mietwohnungen entstehen, bevorzugt für Familien. Damit ließe sich die Situation in dem Problemviertel wohl nachhaltig verbessern.

Das Projekt wurde unter dem früheren SPD-Oberbürgermeister Peter Kurz schon vor Jahren begonnen. Im Zuge eines Korruptionsprozesses wegen Immobilien in der Lupinenstraße, in den das städtische Bauamt involviert war, legte man die Pläne zwischenzeitlich auf Eis. Nach Informationen dieser Redaktion nahm das Ganze dann vor rund einem Jahr wieder Fahrt auf und wurde einer eingehenderen Prüfung unterzogen.

Eine Entscheidung der Stadtspitze darüber gab es allerdings noch nicht. Die müsste jetzt unter dem neuen Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) fallen. Nach seinem Amtsantritt vor einem halben Jahr war dazu jedoch nichts mehr aus dem Rathaus zu hören.

Projektentwickler eingeschaltet

Bei einem Treffen mit den Fraktionsvorsitzenden hat Specht nun eingewilligt, sich mit dem Projekt auseinanderzusetzen. Er werde sich „über das konkrete Vorhaben des Investors informieren lassen und dabei die zuständigen städtischen Dezernate und Fachbereiche sowie die Polizei einbeziehen“, teilte sein Sprecher auf Anfrage mit.

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Bei dem als „Investor“ bezeichneten Mann handelt es sich indes um einen Projektentwickler. Unter Kurz entstand die Idee, dass dieser die Prostitutionsstätten in der Lupinenstraße - angeblich befinden sich aktuell 90 Prozent davon in einer Hand - kaufen, sie entmieten und an die Wohnungsgesellschaft GBG weitergeben könnte. Dann müssten weder die Stadt noch ihr Tochterunternehmen Geschäfte mit Menschen aus dem Rotlichtmilieu machen.

Um allerdings im Gegenzug nicht verstärkt illegale Prostitution entstehen zu lassen, ist die Ausweisung eines neuen Sperrbezirks vorgesehen. Nachdem zunächst mehrere Standorte zur Debatte standen, soll es mittlerweile nur noch einer im nördlichen Hafengebiet sein, in der Bonadiesstraße. Dort befindet sich derzeit ein Obdachlosenheim, das dann weichen müsste. Nicht näher bekannt ist, in welcher Form hier Rotlicht angesiedelt werden könnte.

Bedenken bei Amalie

Spechts Sprecher wies darauf hin, dass Mannheim diesbezüglich eher eine untergeordnete regionale Rolle spiele. „Falls es Veränderungen am bisherigen Sperrbezirk geben sollte, muss dabei sichergestellt sein, dass in der Stadt kein überregional bedeutsamer Prostitutionsstandort mit entsprechenden negativen Auswirkungen entsteht“, erklärte er.

In der Lupinenstraße, die diesen Namen 1961 bekam, soll seit rund 150 Jahren Prostitution betrieben werden. Da sie mitten in einem Wohngebiet liegt und rundherum auch ein entsprechendes Milieu anzieht, gab es immer wieder Debatten oder zumindest Gedankenspiele, sie an einen geeigneteren Ort zu verlagern. Die Bonadiesstraße ist zwar nicht mal einen Kilometer Luftlinie entfernt, befindet sich aber in einem recht abgelegenen Industriegebiet südlich der Friesenheimer Insel.

Die Leiterin der Prostituierten-Beratungsstelle Amalie, Astrid Fehrenbach, sagte dieser Redaktion, die Diakonie-Einrichtung werde auf alle Fälle in der Neckarstadt-West bleiben. Zu dem Verlagerungsprojekt wollte sie sich nicht näher äußern, gab aber grundsätzlich zu bedenken: „Wenn eine Gesellschaft sich zur Legalisierung der Prostitution entschieden hat, dann muss sie die auch in ihrer Mitte aushalten.“

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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