Jubiläum - Wie vor einem Vierteljahrhundert ein ehemaliges Gotteshaus zum katholischen Gemeindezentrum St. Kilian umgenutzt wurde

In der gesamten Region einmalig

Von 
Klaus T. Mende
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Das katholische Gemeindezentrum Assamstadt hat ein Alleinstellungsmerkmal: Außen nach wie vor Gotteshaus – innen Stätte der Begegnung. Jetzt begeht St. Kilian feierlich den 25. Geburtstag.

Assamstadt. „Einmalig, wie politische und kirchliche Gemeinde seinerzeit Hand in Hand tätig waren. Heute profitieren alle davon. Dies ist ein Meisterwerk.“ Bürgermeister Joachim Döffinger findet Worte der Anerkennung für das, was vor einem Vierteljahrhundert in Assamstadt realisiert wurde.

Nicht nur für ihn ist das Geschaffene ein Indiz dessen, dass gemeinsam viel erreicht werden könne – und er blickt dabei respektvoll auf Rudolf Frank, damals Vorsitzender des Pfarrgemeinderats, und Hermann Hügel, seinerzeit als Schultes Döffingers Vorgänger. Beide hatten bei dem Projekt eine tragende Rolle inne. Bis es jedoch soweit war, galt es, einige Hürden zu überwinden und viele Gespräche zu führen – letztlich allerdings mit Erfolg.

Stark katholisch geprägt

Die Gemeinde Assamstadt war seit jeher stark katholisch geprägt – und die (alte) Kirche hatte ortsprägenden Charakter. Allerdings war sie, trotz zwischenzeitlicher Umbau- und Erweitungsmaßnahmen, bald zu klein geworden – und nicht unbedingt für Messfeiern mehr geeignet. Doch es sollte seine Zeit dauern, bis – mit tatkräftiger Unterstützung des Erzbistums Freiburg – Abhilfe geschaffen wurde. Denn erst 1973 war die feierliche Inbetriebnahme von St. Kilian – das neue Gotteshaus war an anderer exponierter Lage errichtet worden.

Was tun mit der alten Kirche? Abreißen oder doch anderweitig nutzen? Diese Fragen beschäftigte den gesamten Ort, lassen Hügel und Frank bei einem Pressegespräch wissen, an dem neben Döffinger auch Thea Hammel und die Geistlichen Bernhard Metz und Trudpert Kern teilnehmen. Trotz vieler Diskussionen habe schließlich die Meinung die Oberhand behalten, das Gebäude zu erhalten – mit der Folge, dass es darüber hinaus unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Über eine weitere Nutzung sei da freilich noch keine abschließende Entscheidung gefallen, war in der Runde zu erfahren. Doch eine solche musste her, denn vor allem im Außenbereich nagte der Zahn der Zeit zunehmend und für alle deutlich sichtbar.

Lange Rede, kurzer Sinn – Mitte der 80er nahmen die Protagonisten von kirchlicher und politscher Gemeinde das Heft des Handelns in die Hand. Schließlich sei in Baden-Württemberg „das Förderprogramm Ländlicher Raum aufgelegt worden“. Hermann Hügel blickte da schon über den Tellerrand hinaus und sah eine Möglichkeit, die alte Kilianskirche ein Stück weit nach vorn zu bringen. Er habe zunächst das Dach auf Vordermann bringen wollen, um die Substanz des Gebäudes sich sichern. Aus der Landeshauptstadt gab es aber den Ratschlag, keine halben, sondern gleich ganze Sachen zu machen.

Gotteshaus profaniert

Und dann die interessante Lösung: Umbau des Gotteshauses nach dessen Profanierung (Entweihung) zum katholischen Gemeindezentrum. Um die Maßnahme entscheidend voranzubringen, erfolgte 1989 sogar die Gründung eines Fördervereins, der in der Folge durch Beiträge und Bewirtung von Festivitäten und Events seinen Teil zur Umsetzung des ehrgeizigen Projekts beisteuern sollte. Dieser Schritt war denn ein wesentlicher Baustein hin zu dem Ziel, Freiburg mit ins Boot zu bekommen.

Letztlich war auch klar, wie das 4,5-Millionen-Mark-Großprojekt erfolgreich gestemmt werden kann. Die Finanzierung setzte sich so zusammen: politische Gemeinde, Regierungspräsidium Stuttgart, Landesdenkmalamt, Denkmalstiftung, Main-Tauber-Kreis, diverse Fördertöpfe sowie Kredite.

Jetzt sei es möglich gewesen, Nägel mit Köpfen zu machen und etwas Nachhaltiges für die Nachwelt zu schaffen, wobei die Eigenleistung mehr als 2000 ehrenamtliche Stunden betragen haben dürfte, lassen Rudolf Frank und Hermann Hügel im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten wissen.

Die Sanierungsarbeiten, hier erbrachten die Mitglieder der Pfarrgemeinde jede Menge an Eigenleistung, förderten die eine oder andere Überraschung zutage. So fand man unter den Säulen des Innenraums Fundamente des Vorgänger-Kirchenbaus von 1711, unter der Stuckdecke stieß man auf jene alte, verzierte Holzdecke, die bei der Kirchenrenovierung 1932 überschalt worden war.

Die eigentlichen Bautätigkeiten gingen nach und nach über die Bühne. In das Kirchenschiff wurden im Zuge der Maßnahme eine Zwischendecke eingezogen. Im so errichteten neuen Erdgeschoss wurden je ein kleiner und ein großer unterteilbarer Multifunktionsraum, eine Küche, und ein barrierefreies, behindertengerechtes WC eingebaut. Dort, wo früher der Chorraum war, führt in dem Gemeindezentrum eine breite Treppe nach oben – hier befindet sich ein großer Saal mit Eventcharakter, der durchaus für mehr als 200 Personen Platz bietet und gerne genutzt wird – für Jubiläen, Geburtstage, Hochzeiten, Theateraufführungen oder Ähnliches.

„Längst etabliert“

Thea Hammel, Mitglied der örtlichen kfd, ist froh darüber, dass sich das Gemeindezentrum in der Kirche „längst etabliert hat“. Aus dem kirchlichen und gesellschaftlichen Leben der Kommune sei es als Begegnungsstätte inzwischen „nicht mehr wegzudenken“.

Es sei in all der Zeit viel angepackt und geleistet worden, zudem habe man viele Gespräche geführt und sei oft in Stuttgart und Freiburg gewesen, sagt Ex-Pfarrgemeinderat Rudolf Frank im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Inbetriebnahme 1994, im Beisein von Minister Gerhard Weiser, sei „ein schönes Gefühl gewesen“ und habe ihn und seine vielen Mitstreiter „mit Stolz erfüllt“.

In seiner Amtszeit seien sehr viele Projekte angestoßen worden, so Alt-Schultes Hermann Hügel – der Umbau des Gotteshauses zum Gemeindezentrum sei mit das bedeutendste gewesen. Man habe damit etwas schaffen wollen, damit Gemeinde funktionieren könne.

Für die Seelsorgeeinheit nannte Pfarrer Bernhard Metz diese Erfolgsgeschichte einen „Aktivpunkt innerhalb der Gemeinde“. Das Projekt sei „gelungen und einzigartig“, zudem erfahre man immer wieder Bewunderung von außen. Hier hätten sämtliche Generationen, angeboten würden vom Babycafé bis zu Seniorenfeiern eine breite Palette – eine Heimstatt gefunden, die vielfach mit Leben erfüllt sei.

Letztlich war sich die Runde einig, dass sich der Einsatz für die recht ehrgeizige Maßnahme in jeder Hinsicht rentiert habe. Schließlich verfüge man damit ein Aushängeschild, das weit und breit seinesgleichen sucht.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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