Händels Feuerwerksmusik an den Anfang eines Konzerts zu setzen, hat etwas Verschwenderisches. Das musste auch Beat Fehlmann einräumen. Doch der Intendant der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz stellte sich bei der Eröffnung des Musikfestes in der Speyerer Gedächtniskirche dann auch hinter die programmatische Entscheidung: „Raus damit!“
Der Händel-Klassiker mit seinen tänzerischen Suitensätzen passt immer ins Bild, wenn es gilt, eine festliche Stimmung zu inszenieren. Die war zum Auftakt des zehnten Musikfestes auch gewünscht. So feuerte Chefdirigent Michael Francis sein Orchester mit straffen und schwungvollen Zeichengebungen leidenschaftlich an.
Da knatterten die Paukenwirbel, blitzten Trompeten und Hörner fanfarenartig über schäumenden Streicherwogen auf – barocke Ziselierkunst und historisch-informierte Detailarbeit waren nicht gefragt. Immerhin setzten sich auch Oboen, Flöten und Fagott vernehmlich in Szene – bis auf die Cellisten spielten am Ende alle Musiker die letzten Takte im Stehen, was den feierlichen Effekt erhöhte und ein orchestrales Pathos verlieh, das nicht im mindesten parodistisch wirkte.
Mit Joseph Haydns populärem Klavierkonzert in D-Dur griff die Staatsphilharmonie den leichten, heiteren Ton auf und verlieh ihm einen federnden Schwung. Eine sorglos und luftig temperierte Stimmung, mit der sich Joseph Moog auf Anhieb identifizieren mochte. Wenn auch mit reichlich Pedaleinsatz am Werk, blieb der Pianist den flirrenden Läufen nichts an Brillanz schuldig, spielte die Kantabilität des zweiten Satzes schön aus und präsentierte ihn als ein Stück klingender Empfindsamkeit.
Heitere Stimmung erzeugt
Im Finalsatz mit seiner ungarisch-folkloristischen Anmutung spitzten die Akteure die heitere Stimmung mit sprühendem Brio übermütig zu. Ein Haydn, der die Seele froh machte. Und ein Liszt, den Moog am Ende zugab und der das Stück „Au bord d’une source“ aus den Années de Pelerinage in schillernder Diskantlage glitzern ließ. Hier darf das Wasser noch ausgiebig sprudeln – ein Hauch von Glück.
Dieses teilte sich auch in Schuberts großer C-Dur-Symphonie mit, wenn die Kipppunkte bei Schubert auch stets greifbar sind. Nichts davon beim Auftakt des Musikfestes, das mit dem frohen Hornmotiv zu Beginn einen sommerlichen Akzent erhielt – wenngleich Michael Francis die Gangart zu Beginn zügelte und melancholische Färbungen anklingen ließ, bevor sich das robuste Temperament der vorwärtsdrängenden Dynamik ergab.
In bestechenden Passagen traten die Holzbläser mit markanten Einsätzen hervor – besonders beim lyrischen Oboenmotiv im zweiten Satz, das die Klarinette mittrug – und entfaltete das Blech in den vom Dirigenten ausgreifend inszenierten Steigerungen majestätisch strahlende Dominanz. Mit einer gewissen Rückhaltlosigkeit wurden die dramatischen Verdichtungen in Szene gesetzt, bevor die Celli wieder sanfte Ruhe herstellten. Auf diese Weise öffnete sich die Musik für Luft- und Lichtwirkungen, bevor das Finale unter dem entschlossenen und kantigen Zugriff des Orchesters seine triumphale Wirkung entfaltete.
Die Vorzeichen für das Musikfest sind also gesetzt. Doch bis zum Finale am Sonntag präsentieren sich die Staatsphilharmoniker ausschließlich in Kammerbesetzung, bevor es am Sonntag in der Gedächtniskirche noch einmal ums große Ganze geht. Neben Mozarts Maurerischer Trauermusik steht auch dessen Requiem an, das der Speyerer Domchor und vier Gesangssolisten in der Fassung von Robert Levin singen.
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