Wie gehen die Faschingsgesellschaften mit der bevorstehenden Kampagne um? Fest steht: Es wird völlig anders als gewohnt.
Odenwald-Tauber. Die Corona-Pandemie macht auch den Freunden des gepflegten Karnevals in der Region Odenwald-Tauber einen dicken Strich durch die Rechnung. Um Gefahren aus dem Weg zu gehen, wird es 2020/21 keine öffentliche Fastnacht geben. Dies ergab eine Umfrage der Fränkischen Nachrichten unter den Vereinen des Narrenrings Main-Neckar.
Die Assamstadter „Schlackohren“ sind zwar nicht im Narrenring aktiv. Sie hatten sich aber bereits vor Wochen dazu entschlossen, die Prunksitzungen sowie den Rosenmontagszug, den größten seiner Art in der Region, komplett abzusagen, wie Carsten Diehm mitgeteilt.
Auch die Igersheimer „Kalroben“ werden die kommende Kampagne auf kleinster Flamme fahren, wie Susann Schäfer bestätigt. Kein Umzug, keine Saalfastnacht – „was wir planen, ist ein Basteln für Kinder“.
Die „Bischemer Kröten“ wollen auf Fastnacht nicht ganz verzichten, so Michael Noe. „Es wird aber anders durchgeführt als sonst“ – es könnte ganz neue Formate im kleinen Rahmen geben. Endgültige Ergebnisse sollten bis 11. November präsentiert werden.
Für die FG „Hederschboch Dick Do“ Heidersbach meint Volker Noe: „Die anstehende Kampagne wird vollkommen ,anders’ als gewohnt ablaufen. Die Entscheidungen in der großen Runde stehen bei uns zwar noch aus, aber es gibt erste Tendenzen. Es wird keine Sitzungen im ,Hällele’ geben, und auch auf der Straße sind keine großen Events geplant. Dennoch soll die Bevölkerung mitbekommen, dass Fastnacht ist, dazu lassen wir uns was einfallen.“ Dass man dabei nicht das große Geld verdienen könne, sei zweitrangig. „In der kommenden Kampagne geht es uns in erster Linie darum, präsent zu sein – gezielt, aber dezent und im Hintergrund.“
Die FG „Aaldemer Dunder“ Altheim hätte nicht nur coronabedingt auf größere Events während der Kampagne verzichtet. „Denn wir sind als Vorstand ohnehin nur noch kommissarisch im Amt“, teilt Jasmin Sommer mit. Wenn es eine Eröffnung gebe, dann „nur im kleineren Rahmen“. Die Tanzgruppen seien eifrig im Training, würden aber nur – wenn gewünscht – auswärts auftreten.
Bei den „Höhgoikern“ Glashofen gehe der Trend hin zu einer Komplettabsage der Session, wie Florian Beuchert wissen lässt. Intern habe man sich bis Ende Oktober eine Frist bis zur endgültigen Entscheidung gesetzt.
Eine Tradition in der Faschingszeit lassen sich die Boxberger „Narhalla“ nicht nehmen, wie Bernadette Häring deutlich macht: „Unsere Zeitschrift ,Buchfink’ werden wir in den Häusern verteilen.“ Prunksitzungen und Umzug seien bereits abgesetzt, eventuell gebe es innerhalb des Vereins im kleinen Rahmen Events. Die Garden seien im Übungsmodus.
„Wir sind spontan und flexibel“, betont Astrid Bernhardt für die Grünsfelder „Hasekühle“. Im Moment sei nichts Konkretes geplant, Corona bestimme auch hier das Geschehen. Aber man sei in der Lage, kurzfristig zu reagieren, sollte sich etwas verändern. „Wir müssen die Halle nicht konkret reservieren, unser Stadtoberhaupt ist sehr kulant.“ Vielleicht sei es möglich, dass die Garden ihr Können in einem „nichtöffentlichen Training“ ihren Angehörigen präsentierten.
Und auch beim KKK „Stöwwer-karre“ in Königheim habe Sicherheit Vorrang, so Christof Hammrich. Events wie Prunksitzungen und Umzug seien bereits zu den Akten gelegt. Auch hier habe man höchstens etwas Internes im Blick, um so etwa den Tanzgruppen eine Möglichkeit zu geben, das Einstudierte zu zeigen.
Auch die FG „Lemia“ Krautheim werde kleinere Brötchen backen, teilt Ramona Sbircea mit. Das übliche Programm gebe es nicht, man plane andere Formate – auf das Infektionsgeschehen abgestimmt.
Und auch NZ „Rouschebercher Milchsäuli“ Rosenberg verzichtet komplett auf Großveranstaltungen, wie Klaus Wild bekundet. Er könne sich aber kleinere Geschichten vorstellen wie Kappenabende in Gaststätten mit begrenzter Besucherzahl. Darüber hinaus gebe es Gedanken dahingehend, im Sommer etwas auf die Beine zu stellen.
Herbert Schwing hat für die Buchener „Huddelbätz“ die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, deswegen wolle man noch etwas abwarten. Sollte etwas durchgeführt werden können, dann freilich nur Dinge, „die wir machen dürfen“.
Auch bei den „Stedemer Beesche“ in Waldstetten ist man sich im Klaren, dass „nichts so sein wird wie in der Vergangenheit“, wie Tina Sieber auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. Ihr schwebe während der Kampagne etwa eine Art Freiluftveranstaltung vor, bei der sämtliche Vorgaben eingehalten würden. Auch eine Eröffnung im „intimen Rahmen“ könne sie sich vorstellen, denn „ein bisschen Fastnacht“ dürfe es schon sein.
Die „Lustigen Vögel“ Schweinberg wollen in wenigen Tagen in einer Sitzung über das weitere Vorgehen beraten. Doch auch hier stehe schon fest, so Christian Würzberger: „Wie gehabt wird’s nicht, schon deswegen, weil keine Lokalität zur Verfügung steht.“ Aber in irgendeiner Form wolle man sich betätigen, damit Fasching „nicht ganz unter den Tisch fällt“.
Der Elferrat der Stadt Osterburken sieht in diesen Zeiten große Probleme, „etwas fix zu planen“, erklärt Andreas Geiger. In der Römerstadt werde man probieren, in kleiner Form am 11. November etwas auf die Beine zu stellen. Zudem könnte sich vielleicht auch spontan etwas ergeben, „etwa einen kleinen Rathaussturm“.
In Mudau sei „aktuell alles auf Eis gelegt“, lässt Florian Stuhl für die „Mudemer Wassersucher“ wissen. Definitiv werde es einen Orden geben. Darüber hinaus habe man weitere Ideen, denn „ganz verzichten“ wolle man nicht. Der Verein schaue, was unter freiem Himmel möglich sei, schließlich gelte es, „einen Brauch fortzusetzen“.
„So wie wir sie kennen, wird die Fastnacht nicht stattfinden“, ist sich Holger Pabst für die KG „Wulle Wack“ Limbach sicher. Prunksitzungen und Umzug seien abgesetzt. Doch auch bei den Odenwäldern würde man gerne etwas auf die Beine stellen, um die Tradition fortzuführen. Dabei stehe aber die Gesundheit aller im Vordergrund.
„Wir werden am 11. November die Saison eröffnen. Das Ganze soll im Freien am Narrenbrunnen stattfinden“, verkündet Holger Ebert für die „Öwerlaüder Rootz“ Oberlauda. „Wir werden die spezielle Saison begrüßen und einen Sekt darauf trinken. Eine gemeinsame Feier wird es allerdings nicht geben. Einen Jahresorden werden wir auch entwerfen.“ Brauchtum und Tradition würden in diesem Jahr eben ohne „Publikum“ gepflegt. Ein großes Wehklagen am Aschermittwoch werde gewiss sein. „Wenn alles einigermaßen läuft, wollen wir noch ein paar ,Videosignale’ an das ,faschenöchtliche’ Volk senden. Unser neuer Bürgermeister soll sich auch noch nicht zu sicher fühlen.“
Bei der FG „Hettemer Fregger“ gebe es eine Marschrichtung, weiß Robin Schmelcher. „Wir wollen 2021 auf alle Fälle Faschenacht, wenn auch in abgewandelter oder abgespeckter Form, feiern.“
So lange es von der Politik keine klaren Verbote gebe, werde es keine komplette Absage der Kampagne geben. Genaue Pläne habe man noch keine. Was mit Sicherheit abgesagt werde, seien die beliebten Tanzveranstaltungen wie 80er- und Cocktailparty. Ein Planungsansatz sei auch, Open-Air-Veranstaltungen wie Narrenbaumstellen oder Schneebar etwas größer anzusetzen. „Wir wollen Faschenacht feiern unter den geltenden Vorschriften.“
„Das Feiern vor dem Fasten hat Tradition und gehört in unserem Kulturkreis in den Jahreskreislauf“, wirft Jürgen Farrenkopf für die „Höpfemer Schnapsbrenner“ ein. Diese Traditionen und Kulturgüter machten die Lebensqualität speziell auf dem Land aus. Kreativität sei hier gefragt, keine panische Kurzschlussreaktion. Auch wenn Fastnacht nicht wie gewohnt ablaufe, „sind Freude, Frohsinn und Leichtigkeit der Fastnacht gut für Wohlbefinden und Gesundheit“.
„Wir von der FG ,Külsheimer Brunnenputzer’ planen unter der Berücksichtigung, dass jederzeit eine Absage möglich ist und für den Verein keine Kosten entstehen“, argumentiert Marco Füger. Ihm sei aber wichtig, den Zusammenhalt innerhalb des Vereins zu fördern. Es sei der Sache förderlich, sich über Alternativen Gedanken zu machen.
Michael Oetzel von Wolfsschlucht Concordia Wertheim hat mit seinem Vorstand beschlossen, „alle öffentlichen Veranstaltungen abzusagen“. Dennoch wolle man sich die Chancen aufrechterhalten, eventuell intern etwas zu machen.
„Es gilt umzudenken“, zeigt sich Jörg Rathmann für die „Heeschter Berkediebe“ Hainstadt offen für eine andere Fastnacht. Vielleicht sei diese besondere Situation auch eine Chance. Man könne individuelle Events wie Kappenabende im kleinen Kreis oder die Boutze in Kleingruppen von Haus zu Haus schicken neu beleben. Ratsam sei darüber hinaus, bei der Ordensgestaltung oder bei Schautänzen ein „zeitloses Thema“ zu wählen, so dass sie auch ohne Fastnacht Verwendung finden könnte.
Spontanität sei auch bei der FG „Götzianer Heddebör“ Hettigenbeuern das Schlagwort. „Wir wissen noch nicht, was wir machen“, skizziert Thomas Graner die Lage. Große Dinge dürfte es aber wohl keine geben. Für eine etwas andere Fastnacht „hätten wir Ideen“.
Endgültig entscheiden wollen die „Hordemer Wölf“ Hardheim im Rahmen ihrer Hauptversammlung am 29. Oktober, wie Daniel Weber verkündet.
Nach derzeitigem Stand sei geplant, „etwas durchzuführen, was gefahrlos möglich ist“. Bälle oder Umzug sei ausgeschlossen, „die Leute sollen aber merken, dass Fastnacht ist“.
Stefan Schulz, gleichzeitig Präsident des Narrenrings Main-Neckar, sieht auch für seinen Laudaer Verein „Strumpfkapp Ahoi“ eine Möglichkeit, Fastnacht digital zu feiern, denn öffentliche Events „wird es nicht geben“. Es werde geprüft, was im Netz möglich sei.
„Der Trainingsbetrieb läuft zwar“, erklärt Thomas Geiger für den TSC „Der Dürmer Faschenaacht“ Walldürn, „doch die Fastnacht fällt bei uns aus. Es gibt keine öffentlichen Veranstaltungen und Auftritte.“ Und auch vereinsintern gebe es augenblicklich keine konkreten Pläne.
Die FG „Fideler Aff“ Walldürn habe in einer Sitzung des erweiterten Vorstands beschlossen, „die öffentliche Kampagne komplett abzusagen“, blickt Falko Günter nach vorn. Ob es intern ettas gebe, etwa den Ordensabend, werde sich zeigen. Sicherheit habe oberste Priorität, deswegen müsse man schweren Herzens diesmal „die Segel streichen“.
Keine Prunksitzung, kein Kinderfasching – auch die Königshöfer „Schnocken“ werden „alles auf Eis legen“, betont Rosemarie Pechtl. Die Situation sei zu gefährlich. Ob kurzfristig etwas möglich sei, könne man augenblicklich nur schwer prognostizieren.
Prunksitzung und Umzug fallen auch in Hochhausen in der anstehenden Kampagne aus, setzt Jens Meyer-Sack für die „Groasmückle“ unsere Zeitung über einen einstimmigen Vorstandsbeschluss in Kenntnis. Alles Weitere werde man genau beobachten. Die Tanzgruppen befänden sich hingegen im Übungsbetrieb, „um die Jugendarbeit im Verein weiter aufrechtzuerhalten“.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/deutschland-welt_artikel,-seite-1-ein-bisschen-fasching-darf-es-schon-sein-_arid,1703637.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/koenigheim.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/krautheim.html