In der Sagen- und Märchenwelt gibt es Beispiele für diese Art, sich über die wahre Meinung seines Volkes zu informieren: Da läuft der Herrscher als Bettler durch die Stadt, um unerkannt dem Volk aufs Maul zu schauen.
Heute macht man das anders, meinte Staatsministerin Silke Krebs (Grüne) wohl. Über eine Agentur wurden ein paar Auserwählte zu einer Diskussion ins Gasthaus "Ochsen" in Hardheim eingeladen. Die Veranstaltung wurde per Video aufgezeichnet. Das war bekannt. Und das Ergebnis wurde offenbar in einem anderen Raum live von der Ministerin mitverfolgt. Das wussten die Teilnehmer nicht. Ihnen wurde erzählt, "dass Menschen im Nebenzimmer mithören".
Eine sehr seltsame Methode der Informationsbeschaffung. Zumal nicht einmal am Ende der Diskussionsrunde Ross und Reiter genannt wurden. Der Auftraggeber, das Staatsministerium und seine Chefin, wollten anonym bleiben. Kein Wunder, dass man dabei die Presse nicht brauchen konnte.
Wir leben doch in einem demokratischen Staat, in dem keiner fürchten muss, Kritik an der Obrigkeit bringe ihn an den Galgen. Staatsministerin Silke Krebs hätte sich ohne weiteres zu erkennen geben können und hätte - mit großer Wahrscheinlichkeit - keine anderen Botschaften zu hören bekommen als unerkannt per Video.
Nur in einem Punkt wäre man aus Höflichkeit sicher nicht ganz ehrlich gewesen: Nämlich bei der Bewertung, was man von Leuten hält, die einen hinters Licht führen. Aber diese Frage wurde ohnehin nicht gestellt.
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