Kommentar

Entwicklung bleibt spannend

Heike von Brandenstein zur Stimmung im neu gewählten Kreistag

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Heike von Brandenstein
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© Repro: FN

Die Sommerpause ist vorbei. Die Arbeit hat den Alltag wieder fest im Griff. Das trifft auch auf die Mitglieder des Kreistags zu. Vor der ersten "richtigen" Kreistagssitzung mit prallem Programm und Abstimmungsmarathon am 15. Oktober wurde in dieser Woche bereits in den Ausschüssen vorberaten und vorbereitet. Eigentlich alles wie immer, oder?

Nein. Die üblichen Rituale fehlen noch, der Rhythmus des Hin und Her zwischen den Fraktionen hat sich noch nicht eingeschliffen, ganz zu schweigen vom echten Schlagabtausch. Die Stimmung ist eher säuselig, werbend, auf die Verantwortung des Einzelnen auf die Belange des Kreises im Ganzen gerichtet.

Kein Wunder: Immerhin gehören dem Gremium 21 neue Kreisräte an. Das sind satte 44 Prozent. Viele sind seit Jahren kommunalpolitisch aktiv, haben einen Sitz im Gemeinderat und kennen die Situation ihrer Gemeinde vor Ort. Als Kreisräte haben sie nun Verantwortung für das riesige Gesamtgebiet im "hohen Norden" Baden-Württembergs zu übernehmen. Da geht es nicht um die Ortsdurchfahrt, sondern um die künftige Ausrichtung des Öffentlichen Personennahverkehrs, Änderungen in den Sozialgesetzbüchern können sich als ebenso relevant für die Finanzierung erweisen wie vom Land verordnete Änderungen von Verwaltungsvorschriften. Viel zu tun gibt es da, viel zu lesen, viel aufzusaugen.

Nicht zuletzt deshalb schwirren die alten Hasen des Kreistags - einschließlich des Landrats - um die Neulinge herum und gurren, dass gemäß der Verpflichtung, die Belange des Kreises im Mittelpunkt zu stehen haben und deshalb ein gutes Miteinander der Fraktionen - am besten besiegelt durch einstimmige Beschlüsse - von nutzen sei. Das ist weder verwerflich noch verwunderlich. Denn als Fakt dürfte in Baden-Württemberg mittlerweile gelten, dass ländliche Regionen ganz andere Probleme haben als Städte. Diese aber - das hat sich an etlichen Beispielen gezeigt - werden von städtisch geprägten Landespolitikern schwerer zur Kenntnis genommen und leichter abgetan.

Man darf neugierig sein, wie sich das Kreisgremium entwickeln wird. Es dürfte durchaus spannend werden.

Redaktion Zuständig für die Kreisberichterstattung Main-Tauber

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