Berlin. Solche krassen Preisanstiege gab es selten. Der Goldpreis hat sich in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt, seit 20 Jahren sogar mehr als versechsfacht. Angeheizt durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und durch Donald Trumps erratische Zollpolitik suchten zuletzt immer mehr Menschen weltweit in dem Edelmetall einen „sicheren Hafen“ für ihr Geld. Allerdings ist auch das Investment keine Einbahnstraße. Die ersten Zollkompromisse des US-Präsidenten zeigen, dass die Kurse auch wieder nachgeben können.
Für Schmuckliebhaber wird Gold unterdessen zu einem immer größeren Investment. Eine Ausgabe, die sich nicht mehr alle leisten können. So ist die Nachfrage nach Gold im ersten Quartal 2025 zwar weltweit um ein Prozent auf einen Rekord von 1206 Tonnen gestiegen, berichtet das World Gold Council. Doch bei Schmuck sanken die verkauften Mengen auf den niedrigsten Stand seit 2020, während die Ausgaben dafür um neun Prozent auf 35 Milliarden Dollar (31,3 Milliarden Euro) zulegten.
Deutsche Händler erzielten zuletzt Rekordumsätze
Auch in Deutschland erzielte der Schmuckhandel in den vergangenen drei Jahren mit jeweils mehr als vier Milliarden Euro Rekordumsätze. „Mehr als zwei Drittel der Schmuckumsätze (70 Prozent) entfallen dabei auf Goldschmuck“, berichtet Joachim Dünkelmann, Geschäftsführer des Bundesverbands der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte (BVJ). Nach Corona seien die Umsätze gestiegen und bewegten sich auf einem sehr hohen Niveau. „Vor allem im oberen und Luxussegment hielt dieser Trend auch in den ersten Monaten 2025 an.“
Die Gründe für den Wunsch nach Gold sind vielfältig. Manche kaufen leicht handelbare Barren und Münzen, um ihr Geld zu sichern und zu mehren. Bei anderen ist das „Sich-Schmücken-Wollen“ ein starkes Bedürfnis, glaubt der Experte. „Wer sich etwas leisten kann und will, kauft hochwertig und lässt sich auch vom Goldpreis nicht abschrecken.“ Gold sei mittlerweile Alltagsgespräch, das Wertempfinden für Goldschmuck wachse. Auch bei der Qualität würden selten Kompromisse gemacht, sagt Dünkelmann. Die Kunden wichen nur selten auf minderwertigere Legierungen aus. „585er- und 750er-Gold bleiben gefragt. Die Stückzahlen gehen insgesamt zwar zurück, aber die Durchschnittspreise steigen – ,wenn, dann richtig’ scheint die Devise.“ Schließlich sei Goldschmuck zwar keine Anlage wie ein Wertpapier, „aber in jedem Fall eine werthaltige Investition“.
Gold ist nach wie vor Nummer eins der Materialien für Trauringe
Echtes ist vor allem gefragt, wenn es um Herzensangelegenheiten geht, berichtet auch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Schmuck, Uhren und Silberwaren, Guido Grohmann: „Wenn es wie bei Hochzeiten emotional wird, ist Gold bei Kundinnen und Kunden am stärksten gefragt.“ Gold ist nach wie vor Nummer eins der Materialien für Trauringe, für die Damenringe gibt es häufig noch einen Steinbesatz.
Platin ist wegen seiner Materialeigenschaften seit Langem eine beliebte Alternative. Doch ergibt sich daraus kein großer Preisvorteil. „Platin ist zwar etwas preiswerter, aber schwieriger zu verarbeiten – deshalb ist der Preisunterschied beim fertigen Schmuckstück nicht so deutlich“, erläutert Handelsexperte Dünkelmann.
So kostet beispielsweise ein schlichter Ehering (3 Millimeter breit, 1,4 mm hoch, Ringweite 69) in Gelbgold der höchsten Reinheit (750er-Gold) derzeit 1236 Euro, in 585er-Gold 893 Euro und 375er-Gold 534 Euro. In Weißgold (750er) werden 1424 Euro fällig, in Platin (950er) 804 Euro, in 600er Platin 495 Euro und in Palladium (950er) 592 Euro, so Grohmann.
„Das Jawort geben sich die meisten Paare unverändert mit goldenen Ringen“, weiß Dünkelmann. Auch wenn der ein oder andere Ring etwas schlanker ausfallen sollte, „an dem Schmuckstück, das die Verbundenheit und Liebe signalisieren soll, wird ungern gespart“.
Auch die Pfandhäuser profitieren vom hohen Goldpreis
Auch bei den Pfandhäusern wirkt sich der Preisanstieg beim Gold positiv auf die Geschäfte aus, weil höhere Darlehen gewährt werden können. Und auch die Kunden profitieren, sagt der Vizevorsitzende des Zentralverbands des Deutschen Pfandkreditgewerbes (ZdP), Jürgen Mohr: „Der Goldschmuck kann dadurch höher beliehen werden, sodass der Kunde einen höheren Kredit für sein Pfand erhält.“
Nur die wenigsten Kunden geben ihren Schmuck, den sie im Pfandhaus hinterlegen, um Bargeld zu leihen, für immer auf. Rund 90 Prozent würden wieder ausgelöst, so Mohr. „Die meisten unserer Kunden nutzen den Pfandkredit wie einen ganz normalen Bankkredit, um einen Liquiditätsengpass zu überbrücken.“ Oft gehe es darum, ein Zeitfenster von drei bis vier Monaten zu überbrücken, um wieder liquide zu sein. Pfandkredite würden aus allen Gesellschafts- und Einkommensschichten genutzt.
Sollte der Goldpreis in dem Zeitraum steigen, bleibt für die Kunden zudem der Wertzuwachs erhalten. Wo der Goldkurs zum Jahresende liegen wird, bleibt unterdessen im Reich der Spekulation – und wird auch unter Experten und Analysten verschieden bewertet.
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