Mannheim. Bei Südkabel in Mannheim gibt es Ärger um die Tarifbindung. Das Unternehmen ist Ende 2020 ausgetreten - und die IG Metall dringt auf eine Rückkehr zum Flächentarifvertrag. Am Mittwoch haben sich nach Gewerkschaftsangaben rund 70 Beschäftigte am Standort unweit des Grosskraftwerks Mannheim (GKM) an einem Warnstreik beteiligt.
„Die Beschäftigten von Südkabel haben es verdient, ordentlich bezahlt zu werden“, erklärt Janna Köke von der Mannheimer IG Metall. Sie kritisiert, dass schon seit Jahren auf Kosten des Personals gespart werde. Südkabel versuche bereits, die Arbeitsbedingungen neueingestellter Mitarbeiter arbeitsvertraglich zu verschlechtern. Bisherige Gespräche zur Rückkehr in die Tarifbindung hätten nichts gebracht, obwohl sie sich auch um Beiträge der Beschäftigten gedreht hätten. „Wir werden wahrscheinlich einen langen Atem brauchen.“
Südkabel führt die anhaltend schwierige wirtschaftliche Lage als Grund an, die Tarifbindung verlassen zu haben. „Der Eigentümer steht zum Unternehmen und zum Standort, deckt die anfallenden Verluste und zahlt die hohen Gehälter auf IG Metall Niveau von 2020“, teilt Standortleiter Johannes Kaumanns mit. „In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind aber auch Mitarbeiterbeiträge notwendig, um die Gesamtsituation des Unternehmens zu stabilisieren. Dazu war leider keine Vereinbarung mit der Arbeitnehmervertretung möglich.“ Es gehe hier mehr um Standortsicherung und Arbeitsplätze als um Tarifpolitik.
Der Betriebsratsvorsitzende Wolfram Riegler fürchtet indes, dass Südkabel bei den kommenden Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie im Herbst außen vor bleibt. Die IG Metall fordert acht Prozent mehr Geld - auch wegen der horrenden Inflation. Zuletzt hätten etliche Kollegen Südkabel verlassen, unter anderem wegen „Überstunden ohne Ende“.
Nach Angaben von Riegler benötigt der Standort dringend Investitionen in Maschinen und Verfahren, um wettbewerbsfähig sein zu können. Dem Vernehmen nach sind einige Maschinen schon um die 40 Jahre alt. Momentan arbeiten rund 250 Menschen bei Südkabel. Anfang der 1980er Jahre seien es noch 1400 gewesen, sagt Riegler.
Südkabel ist spezialisiert auf die Herstellung von Starkstromkabeln und Kabelgarnituren sowie deren Verlegung und Montage. Der Wettbewerb gilt als hart und preisintensiv. Größere Unternehmen haben hier oft einen Vorteil.
„Wir befinden uns zurzeit in einem Strukturwandel und müssen uns für die zukünftigen anspruchsvollen Aufgaben im Rahmen der Energiewende neu positionieren“, erklärt Standortleiter Kaumanns. Das bedeute Qualifikation und Investitionen in neue Produkte und Services, aber auch der Wegfall margenschwacher Produkte.
Südkabel gehört zu den ältesten Mannheimer Firmen, die Wurzeln gehen ins Jahr 1898 zurück (Süddeutsche Kabelwerke). Eigentümer ist seit 2004 der Unternehmer Johann Erich Wilms.
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