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Mieten oder kaufen – was ist günstiger?

In vielen Städten ist es häufig günstiger, eine Wohnung zu mieten, anstatt sie zu kaufen. Wobei auch die Mietkosten stark gestiegen sind. Ein Vergleich.

Von 
Hannes Koch
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Hohe Kaufpreise und gestiegene Finanzierungskosten machen den Erwerb einer eigenen Wohnung für viele Menschen unmöglich.Bild: Jens Büttner/dpa © picture alliance / Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin. Wohnungen zu kaufen, ist in den vergangenen Jahren erheblich teurer geworden. Das liegt vor allem an den gestiegenen Zinsen, die für Kredite fällig sind. Für viele Privathaushalte haben die Kosten eines Immobilienerwerbs deshalb in etlichen Städten eine Höhe erreicht, die auch mit guten Einkommen kaum noch zu finanzieren ist. Wie sich die Belastungen beim Kauf und Mieten von Wohnungen entwickelt haben, zeigen die folgenden Beispiel-Rechnungen.

Die Kaufpreise seit 2020

Wer eine Eigentumswohnung erwerben will, ist mit Kosten konfrontiert, die in den vergangenen vier, fünf Jahren deutlich angezogen haben. Käuferinnen und Käufer müssen oft Preise in der Größenordnung von 5.000 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Das ist etwa in Berlin und Frankfurt der Fall. Köln und Potsdam bewegen sich ebenfalls in dieser Liga. Wobei andere Städte wie München darüber liegen. Gegenbeispiele wie Leipzig oder Erfurt, in denen Eigentumswohnungen und Häuser günstiger zu erwerben sind, gibt es freilich auch.

Der Kaufpreis ist aber nur ein – wenn auch wesentlicher – Bestandteil der Gesamtkosten. Entscheidend sind zusätzlich die Kreditzinsen, die anfallen, wenn man sich Geld für den Erwerb einer Immobilie leiht. Diese haben sich stark erhöht: Während sie vor vier Jahren bei zehnjähriger Laufzeit beispielsweise bei einem Prozent lagen, betragen sie nun über drei Prozent. „Diese gestiegenen Kreditkosten sind die wesentliche Ursache für die mittlerweile viel höhere Belastung, die Käufer von Immobilien einkalkulieren müssen“, sagt Dirk Eilinghoff vom Verbraucherportal Finanztip.

Die Rechnung beim Erwerb

Um die grundsätzliche Kostenrechnung zu veranschaulichen, kann eine Eigentumswohnung mit 100 Quadratmetern Wohnfläche dienen, die 5.200 Euro pro Quadratmeter kosten soll. Zum Kaufpreis von 520.000 Euro muss man die Nebenkosten zum Beispiel für die Grunderwerbsteuer und das Notariat hinzurechnen, wodurch die Gesamtkosten auf etwa 579.800 Euro wachsen. Davon ist das Eigenkapital, zum Beispiel 100.000 Euro, abzuziehen, das Käuferinnen und Käufer mitbringen müssen, damit sie überhaupt einen Kredit bekommen. Unter dem Strich muss man sich also 479.800 Euro leihen, was bei 3,3 Prozent Kreditzinsen und zwei Prozent Tilgung des Darlehens auf eine jährliche Belastung von 25.429 Euro hinausläuft – oder 2.120 Euro pro Monat.

Aber das ist noch nicht alles: Es kommen die Betriebs- und Verwaltungskosten unter anderem für Strom, Heizung und Instandhaltung von beispielsweise 500 Euro monatlich hinzu. Das bedeutet, dass die Eigentumswohnung, in der man selbst wohnt, in diesem Beispiel anfangs 2.620 Euro pro Monat kostet.

Wer kann sich das leisten?

Für die große Mehrheit der Menschen sind solche monatlichen Wohnkosten untragbar. Denn viele Privathaushalte haben vielleicht 2.000 oder 3.000 Euro pro Monat zur Verfügung. Selbst Paare mit zwei guten Gehältern kommen bei derartigen Kosten an ihre Grenzen. Leisten können sich derartige Wohnungen nur noch Menschen mit sehr hohen Einkommen. Oder diejenigen, die auf Vermögen zurückgreifen, indem sie etwa eine Erbschaft von ihren Eltern erhalten. Wer 200.000 oder 300.000 Euro Eigenkapital mitbringt, kann dann die Kaufkosten so weit drücken, dass die monatliche Belastung erträglich wird.

Wie sich die Mieten entwickelt haben

Wer heute eine andere, eventuell größere Wohnung braucht, ist auch mit gestiegenen Mieten konfrontiert. Diese können in attraktiven Großstädten mittlerweile 15 Euro pro Quadratmeter betragen. Das bedeutet nicht, dass alle Mieten so hoch ausfallen. Die realen Preise hängen unter anderem von der jeweiligen Stadt und der Region ab. Und wer schon länger in einer Wohnung mit unbefristetem Vertrag lebt, zahlt oft viel weniger.

Die Rechnung beim Mieten

15 Euro netto Kaltmiete pro Quadratmeter laufen für eine 100-Quadratmeter-Wohnung auf 1.500 Euro pro Monat hinaus. Hinzu kommen die Betriebskosten mit vielleicht 400 Euro monatlich. Dann sind schon 1.900 Euro für die neue Bleibe fällig. Abziehen kann man im vorliegenden Rechen-Beispiel je nach Vermögensverhältnissen den Zinsgewinn, der mit 100.000 Euro Eigenkapital zu erzielen ist, die man nicht in den Kauf einer Immobilie investiert. Unter dem Strich würde die Wohnung somit 1.570 Euro Miete pro Monat kosten.

Der Vergleich

Mieten ist diesen Beispielen zufolge also günstiger als Kaufen. Im vorliegenden Vergleich betragen die Kosten für den Kauf 2.620 Euro pro Monat, für die Miete 1.570 Euro. Das bedeutet nicht, dass Mieten heutzutage billig wäre. Auch Mietkosten von 1.500 oder 2.000 Euro pro Monat überfordern die Mehrheit der Privathaushalte. Die Folgen: Viele ziehen nicht um oder müssen, wenn sich der Wechsel nicht vermeiden lässt, eine kleinere Wohnung nehmen.

Für Menschen, die sich jedoch beide Varianten – Kaufen und Mieten – grundsätzlich leisten können, ist auch diese Überlegung wichtig: Der Vergleich zeigt nur die Kosten am Beginn des Zeitraums, in dem eine Wohnung genutzt wird. Aber nach 15 oder 20 Jahren sinken die Kosten des Immobilienkredits drastisch, weil ein großer Teil bereits zurückgezahlt wurde. Das Eigentum wird damit potenziell billiger, während die Miete das Leben lang weiterläuft. In einer ehrlichen Rechnung müsste man deshalb die Mietkosten im Alter den aktuell niedrigeren Aufwendungen hinzurechnen, wodurch sich der Vergleich Mieten – Kaufen zugunsten des Erwerbs verschiebt.

Der Einzelfall zählt

Die vorliegenden Beispiele vermitteln nur einen Eindruck des Kostenvergleichs. Die Realität mag davon abweichen. Mit Ausdauer und Glück finden sich in den vielen Städten Wohnungen zum Kaufen oder Mieten, die deutlich günstiger sind als die oben genannten Preise. Das hängt besonders von der Wohnlage ab. Mit dem Abstand vom Zentrum sinken oft auch die Preise, wenn es sich nicht um einen Villenvorort handelt. Wichtig sind auch das Alter und der Zustand der Immobilie.

Korrespondent

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