Berlin. Geflügel steht auf der Genussliste vieler Konsumenten beim Fleisch ganz weit oben. Entsprechend viel Federvieh wird in Deutschland gezüchtet. Viele der rund 600 Millionen Masthühner werden noch in einer leidvollen Aufzucht zur Schlachtreife geführt. Aber es gibt auch Lichtblicke. Denn immer mehr Händler, Produzenten, Gastronomen oder Verarbeiter bekennen sich zu mehr Tierwohl. Das geht aus dem aktuellen Masthuhn-Report der Albert-Schweizer-Stiftung hervor. Sie setzt sich für eine Fleischproduktion ohne Tierleid ein.
Bei den Discountern rangiert Aldi Süd an erster Stelle
Der Report kommt zu sehr unterschiedlichen Bewertungen. Fortschritte gibt es vor allem bei den Supermärkten. Spitzenreiter beim Tierwohl ist die Kette Globus mit 77 von 100 möglichen Punkten. Knapp dahinter liegt Tegut, weil sich deren Bekenntnis nur auf Frischfleisch bezieht. Edeka kommt in der aktuellen Bewertung auf gar keine Punkte, doch das soll sich schnell ändern. Der Marktverbund hat sich nun hohe Ziele zur Verbesserung des Tierschutzes gestellt. So verpflichtet sich Edeka, ab 2030 bei den Eigenmarken nur noch Geflügel aus den höheren Haltungsformen einzusetzen.
Zentrale Probleme wie Überzüchtung, zu hohe Besatzdichten oder fehlendes Beschäftigungsmaterial bleiben dabei völlig ungelöst
Unter den Discountern rangiert Aldi Süd an erster Stelle, gefolgt von Aldi Nord, Penny und Lidl. Hier war Lidl lange das Sorgenkind. Doch auch dieses Unternehmen hat umgedacht. Neben einer Verpflichtung zu höheren Haltungsformen will Lidl auch strengere Kriterien zur Haltung und Schlachtung erfüllen.
Insgesamt haben sich der Stiftung zufolge mittlerweile 110 Unternehmen einer Masthuhn-Initiative für mehr Tierwohl angeschlossen. Doch noch immer sind die Verhältnisse in den Ställen teilweise mit viel Leid für die Hühner verbunden. Manches Geflügel wird so schnell großgezogen, dass die Füße das Gewicht nicht tragen können. Mitunter herrscht eine qualvolle Enge oder es fehlt den Tieren an Beschäftigungsmöglichkeiten. An diesen Bedingungen will die Stiftung etwas ändern. Erfolg hat sie dabei nicht bei allen Unternehmen.
„Erschreckender Abwärtstrend“ in der Systemgastronomie
Einen „erschreckenden Abwärtstrend“ verzeichnet der Report zum Beispiel in der Systemgastronomie. Die Marktführer McDonalds und Burger King landen in der Bewertung ohne Punkte auf den letzten Plätzen. „McDonalds plant zwar eine teilweise Umstellung auf Haltungsform 2, doch zentrale Probleme wie Überzüchtung, zu hohe Besatzdichten oder fehlendes Beschäftigungsmaterial bleiben dabei völlig ungelöst“, kritisiert Esther Erhorn, Leiterin Lebensmittel-Fortschritt bei der Stiftung. Auf der anderen Seite haben die Ketten Dean & Davis und L'Osteria ihr Engagement für das Tierwohl deutlich gesteigert.
Bei den Herstellern führt Dr. Oetker die Rangliste mit großem Abstand an, gefolgt von Frosta an. Der Tiefkühlhersteller Eismann erhält dagegen keine Punkte. In der Gemeinschaftsverpflegung sieht Erhorn einen Fortschritt mit Hindernissen. Zwar haben sich 21 große Caterer zu besseren Tierschutzstandards verpflichtet. Doch die praktische Umsetzung komme nur langsam voran. „Der hohe Kostendruck in der Krankenhaus-, Schul- und Kitaverpflegung sowie das begrenzte Angebot an tierschutzkonformer Ware bremsen viele Caterer aus“, bedauert Erhorn und fordert faire Rahmenbedingungen für die Branche.
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