Mannheim. Exoskelette, die beim Hochheben und Tragen helfen oder Künstliche Intelligenzen, die bei der Qualitätskontrolle im Werk und als Lernbuddy in der Berufsschule zum Einsatz kommen - das stellen sich die Auszubildenden bei Daimler Truck für die Zukunft vor.
Diese Veränderungen gibt es schon vor Ort
Wie sich die Ausbildung am Standort Mannheim verändert, ist aber bereits jetzt schon spürbar: Zeichnungen für Projekte sind auf einem Tablet gespeichert. Fahrzeugteile der Trucks und Busse können darüber auch in ein Programm geladen werden und so als Übersichtsplan dienen. Außerdem stehen in der Zukunftswerkstatt als Herzstück des Ausbildungszentrums 3D-Drucker. Aus eben einem solchen Drucker stammt auch das Geschenk für Personalvorstand Jürgen Hartwig, der die neuen Auszubildenden und dualen Studierenden am Standort Mannheim besucht hat.
Dieses Geschenk kommt aus dem 3D-Drucker
Die jungen Männer und Frauen haben für ihn einen Daimler-Truck „gedruckt“. Um die unterschiedlichen Ausbildungsberufe und Studiengänge vorzustellen, gibt es mehrere Stationen, an denen Hartwig nicht nur lernt, welche Inhalte die jungen Männer und Frauen in ihrer Ausbildung lernen, sondern auch weitere Fahrzeugteile für seinen Truck sammelt - bei den Mechatronikern gibt es LED-Lichter für die Scheinwerfer und bei den Fertigungsmechanikern ein Emblem für das Markenlogo.
So sollen Frauen für technische Berufe begeistert werden
Während Hartwig bei jeder Station seinen Truck ein bisschen mehr zusammensetzt, tauscht er sich mit den Auszubildenden aus und zeigt sich nahbar. Er will wissen, wie es ihnen geht - fragt bei Helena Wenninger nach, ob sie sich als Frau in der Ausbildung bei Daimler Truck gut aufgehoben fühlt. Helena bejaht, berichtet aber dennoch: „Manchmal gibt es den einen oder anderen Witz, aber ich kann mich gut durchsetzen und fühle mich sehr wohl hier.“ Einen Stromkasten könne sie beispielsweise selbst tragen und brauche dafür keine Hilfe.
Neue Technologien kommen aus Mannheim:
- Derzeit absolvieren rund 350 junge Menschen am Standort Mannheim eine Ausbildung oder ein duales Studium. Der Standort bildet in fünf technischen Ausbildungsberufen sowie in sechs dualen Studiengängen aus.
- Das Werk ist das Kompetenzzentrum für Batterietechnologien und Hochvoltsysteme. In den nächsten Monaten entsteht dort eine Pilotlinie für die Herstellung von Batteriezellen und für die Montage von Batterien. In der Produktion laufen neben konventionell angetriebenen Stadtbussen auch die vollelektrisch angetriebenen eCitaro vom Band, die rein batterieelektrische Variante bereits seit 2018 sowie seit 2023 auch der eCitaro mit Range Extender mit einer wasserstoffbasierten Brennstoffzelle, so Daimler Truck.
- Während der neue Jahrgang die Ausbildung erst im September begonnen hat, ist der Bewerbungsprozess für das Jahr 2024 bereits in vollem Gang: Interessierte Schülerinnen und Schüler können sich unter www.daimlertruck.com/karriere/schueler/ informieren und bewerben.
Mehr Frauen für MINT-Berufe zu begeistern und für ein gutes Klima in der Gruppe zu sorgen, stehe für Daimler Truck im Fokus, das betont Ausbildungsleiterin Britta Beiling. Neben Praktika gibt es auch den „Girls Tech Day“. Die Bewerberinnenzahl hierfür steigt, so Beiling und das, obwohl der Tag in den Ferien liegt und die Anmeldung freiwillig ist. Viele von ihnen würden sich nach solchen ersten Einblicken direkt für eine Ausbildung bewerben, sagt Beiling.
Gibt es auch noch in Zukunft den Beruf des Zerspanungsmechanikers?
Dass sich immer mehr Frauen für eine Ausbildung bei Daimler Truck entscheiden, ist nicht die einzige sichtbare Veränderung. Auch inhaltlich richten sich die Berufsbilder neu aus. „Das sieht man allein am Berufsbild des Mechatronikers - eine Mischung aus dem Ausbildungsberuf des Mechanikers und Elektrikers - in dem immer mehr Inhalte der Automatisierung und Industrie 4.0 hinzukommen. Ich denke, dass diese Entwicklungen immer schneller werden und sich unsere Berufe daran anpassen werden“, sagt Aykut Yalin. Der 22-Jährige hat seine Ausbildung bei Daimler Truck als Prüfungsbester absolviert und nun ein duales Studium angeschlossen. Azubi-Kollege Sven Dagenbach betont: „Der Stern steht für Fortschritt.“ Beim Rundgang führt er unter anderem vor, wie eine Brennstoffzelle einen Lkw antreibt - ebenfalls eine Innovation der letzten Jahre.
Berufe werden sich mit Inhalten neu ausrichten
Wird es unter diesen sich stetig verändernden Bedingungen einige Ausbildungsberufe irgendwann nicht mehr geben? Personalvorstand Hartwig ist sich unsicher, beispielsweise, wenn es um Zerspanungsmechaniker geht. Er betont aber: „Ich denke, dass die Bezeichnung vieler Berufe gleich bleibt, sich dahinter aber neue Inhalte verstecken.“Jetzt schon möglich sind Zusatzqualifikationen, die on top zur Ausbildung absolviert werden, zum Beispiel für den 3D-Druck. „Es gilt, diese und künftige Generationen mit digitalen Lernformen anzuziehen. Das gelingt uns gut. Mit den Bewerberzahlen sind wir zufrieden“, so Hartwig weiter.
So läuft die Ausbildung in anderen Ländern
Aber auch die Ausbilder müssen sich ständig fortbilden, um Neues vermitteln zu können. „Bevor neue Inhalte in der Ausbildung ankommen, sind wir lange davor gefragt“, erklärt Ausbildungsleiterin Beiling. Damit sollen die Berufe an Zukunftsbedarfe angepasst und jene Technologien aufgegriffen werden, die auf Höhe der Zeit sind. So will Daimler Truck als Arbeitgeber attraktiv bleiben.
Deshalb ist das deutsche Ausbildungssystem ein Vorbild
Dass dieses Konzept aufgeht, beweist unter anderem das standardisierte System der Ausbildung, sodass Auszubildende an allen Standorten in Deutschland arbeiten können. „Darum beneiden uns die Standorte im Ausland schon ein bisschen“, verrät Hartwig. Er war unter anderem in Japan, China und den USA, um die dortigen Werke zu besuchen. „In China gibt es innerhalb des Werkes, die im Werk in Gaggenau entwickelt wurden. Und Brasilien hat ein Ausbildungsmodell, das dem Deutschen ähnlich ist. Das überlegen wir nun auch in Japan zu implementieren.“
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