Einzelhandel

Warum es im Südwesten keinen Schichtkäse mehr gibt

Wieso die beliebte Backzutat für Käsekuchen in keinen Supermarktregalen mehr in Mannheim und der Region aufzufinden ist.

Von 
Vivienne Nwankwo
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In dem Käsekuchen befindet sich als Zutat der Schichtkäse. Das Verschwinden des traditionellen Schichtkäses in den meisten Supermarktregalen erregt im Südwesten die Gemüter © picture alliance/dpa

Rhein-Neckar. Da will die Oma ihren Enkeln einen perfekten badischen Käsekuchen backen. Sie läuft zum Supermarkt und kauft Eier, Butter und Mehl ein. Doch beim Kühlregal kommt ein großer Schreck: Der Schichtkäse ist einfach weg. Und was ist ein echter badischer Käsekuchen ohne Schichtkäse? „Denn gerade bei diesem Kuchen, schmeckt es ohne Schichtkäse einfach nicht wie gewohnt", sagt Julius Kohlhage, Geschäftsführer der Molkerei Hüttenthal im Mossautal. Genau dieses Problem erleben viele Back- und Bibeleskäs-Fans in der Region. Denn das einst so selbstverständliche Milchprodukt ist in den meisten Supermärkten verschwunden. „Bei uns gibt es überhaupt keinen Schichtkäse mehr", sagt Manuel Zander, stellvertretender Filialleiter beim Mannheimer Edeka Bruhn & Wahlbrink. „Anfangs kamen Kunden noch pausenlos auf uns zu und fragten nach, wo ihr geliebter Schichtkäse denn geblieben sei."

Doch was genau ist Schichtkäse? Es handelt sich hierbei um einen Frischkäse, der aus Kuhmilch hergestellt wird. Anders als Quark wird er nicht glatt gerührt, sondern in mehreren Schichten in Formen gefüllt und abschließend abgetropft. Daher stammt auch der Name des Käses. Durch die besondere Art der Herstellung entsteht eine leicht bröckelige Konsistenz. „Die Herstellung erfordert viel Handwerk", sagt Julius Kohlhage. „Das ist natürlich sehr aufwendig und hat dementsprechend auch seinen Preis." Doch wieso ist dieses bekannte, traditionelle Milchprodukt nirgends mehr zu finden?

Warum die Produktion eingestellt wird

Der Schichtkäse wurde bislang von großen Marken wie Landliebe produziert und war vor allem in Baden-Württemberg ein fester Bestandteil der Supermarktregale. Doch seit die Unternehmensgruppe Müller nach der Übernahme von Landliebe die Produktion Ende 2024 eingestellt hat, sieht es in den Kühltheken dünn aus. „Wir wollen unser Produktsortiment optimieren", sagt ein Unternehmenssprecher der Gruppe. Diese Entscheidung sorgt allerdings für Unruhe in der Back- und Brotaufstrichszene. Wer jetzt in den Supermärkten zwischen Frischkäse, Quark und Joghurt nach Schichtkäse sucht, fühlt sich wie ein Detektiv auf geheimer Mission, mit schlechten Erfolgsaussichten. „Ich denke das liegt einfach daran, dass der Schichtkäse eher bei Älteren bekannt ist", äußert sich Molkerei-Chef Julius Kohlhage. „Jetzt gibt es einfach viele vegane Produkte und dann noch die ganzen Trinkmahlzeiten. Die kommen vor allem bei Jüngeren einfach besser an und das lohnt sich für diese Unternehmen natürlich mehr."

Die Kunden irren weiterhin ratlos durch die Gänge, einige fragen das Personal, doch meist gibt es nur Schulterzucken zur Antwort. „Das liegt daran, dass mit Schwälbchen und Landliebe zwei große Hersteller ihre Produktion von Schichtkäse eingestellt haben", begründet eine Kaufland-Sprecherin. Für viele Verbraucher ist es ein Rätsel, warum gerade dieses Produkt plötzlich verschwinden musste.

Die Käse-Produktion erfordert viel Handwerk, Zeit und Hingabe. © picture-alliance/ dpa

Doch wer ist letztendlich zuständig für die Produktion dieses Milchprodukts? Das Geheimnis des Schichtkäses findet seinen Ursprung in den Molkereien. Für die Herstellung sind oft kleinere, regionale Molkereien oder Bio-Betriebe zuständig, die besonderen Wert auf traditionelle Methoden und Produkte legen, um regionale Rezepte am Leben zu erhalten. Doch wieso sind die Kapazitäten der Molkereien so begrenzt? Verantwortlich für die regionale Herstellung des Schichtkäses im Südwesten, ist die Molkerei Hüttenthal, ein traditionelles Unternehmen, welches für die Herrstellung verschiedener Milchprodukte bekannt ist.

Wie die Zukunft des Schichtkäses aussieht

„Bei uns ist Schichtkäse bereits eine lange Tradition", sagt Molkerei-Chef Julius Kohlhage. „Wir haben die Produktion deutlich erhöht, aber da bei uns keine Expansion stattfinden wird, sind unsere Kapazitäten weiterhin begrenzt." Die Molkerei führt nämlich insgesamt über 20 verschiedene Milchprodukte. „Es werden mit der Zeit, denke ich, einfach ein paar dieser traditionellen Produkte verschwinden", meint Kohlhage. „Wir bleiben uns weiterhin treu und konsistent, was auch unsere wachsende Kundschaft sehr erfreut."

Auch wenn Lidl, Aldi, Kaufland oder Norma derzeit keinen Schichtkäse führen, müssen Käseliebhaber noch nicht ganz verzweifeln. Die Molkerei Hüttenthal wird den Schichtkäse weiterhin produzieren. „Wir liefern zwar nicht deutschlandweit, aber man kann gerne zu uns vor Ort kommen und in unserem Hofladen den Schichtkäse genießen." Auch aus Karlsruhe-Rüppurr gibt es gute Nachrichten: Das Bio-Hofgut Schleinkofer ergreift die Initiative, den Schichtkäse selber herzustellen. Die Chefin des Hofguts sieht in der Schichtkäse-Knappheit mehr als nur eine Marktlücke: „Es geht darum, ein traditionelles Lebensmittel zumindest bei uns regional am Leben zu erhalten."

Und so beginnt die Renaissance des Schichtkäses, mit viel Hingabe, guter Milch und einer großen Portion Herzblut. Trotzdem ist der Frust der Kunden groß. Die Beschwerden häufen sich, besonders in Bäckereien und bei regionalen Herstellern, die auf das Produkt angewiesen sind. Auch Restaurants und traditionelle Gasthäuser in Baden-Württemberg sind betroffen.

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