Papierindustrie

Tarifrunde: IG BCE-Aktion bei Essity in Mannheim

Anfang Oktober ist die zweite Runde in den Tarifverhandlungen für die Papierindustrie ohne Einigung zu Ende gegangen. Die Gewerkschaft IG BCE will nun auch in Mannheim den Druck erhöhen - vor allem ein Punkt ist für sie zentral.

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Tatjana Junker
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Mit einer Aktionswoche will IG BCE Flagge zeigen. © Tobias Kleinschmidt/dpa

Mannheim. Im Tarifkonflikt in der Papierindustrie haben Beschäftigte diese Woche auch in Mannheim für höhere Löhne demonstriert. Bei einer Aktion auf dem Gelände des Hygienepapierherstellers Essity versammelten sich nach Angaben der Gewerkschaft IG BCE rund 450 Menschen zu einem Tarifmarsch mit Fahnen, Trillerpfeifen und Bannern.

Mit der Veranstaltung wolle man den Druck auf die Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde erhöhen, hatte die Gewerkschaft im Vorfeld erklärt. Für die laufende Woche hatte sie bundesweit mehr als 50 Aktionen in verschiedenen Betrieben angekündigt. In den Verhandlungen mit den Papierherstellern fordert die IG BCE für die rund 46 000 Beschäftigten der Branche unter anderem ein Lohnplus von acht Prozent oder mindestes 280 Euro sowie attraktivere Bedingungen für Schichtarbeit und andere Arbeitszeitmodelle. Die zweite Runde in den Verhandlungen am 8. Oktober ging allerdings ohne Einigung zu Ende. Wann die Gespräche zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverband fortgesetzt werden, ist derzeit noch offen.

Streit um Extra-Bonus für Gewerkschaftsmitglieder

Ein Knackpunkt bei den Verhandlungen dürfte das Ziel der IG BCE sein, für ihre Mitglieder einen exklusiven Bonus herauszuholen - ähnlich, wie es die Gewerkschaft zuletzt in der Chemiebranche durchgesetzt hatte. Dort sieht der jüngste Tarifabschluss eine zusätzliche Inflationsausgleichsprämie von 200 Euro exklusiv für Beschäftigte vor, die auch Mitglied der IG BCE sind. „Neben mehr Geld muss das nächste Angebot der Arbeitgeber unbedingt einen Vorteil für Mitglieder der IG BCE beinhalten“, betonte Steffen Seuthe, Leiter des IGB CE-Bezirks Mannheim, laut einer Mitteilung auch für die laufende Tarifrunde in der Papierindustrie. „Ohne Mitgliederbonus ist eine Sozialpartnerschaft für uns nicht mehr denkbar“, bekräftigte auch IG BCE-Verhandlungsführer Frieder Weißenborn.

Arbeitgeber führen die wirtschaftliche Lage ins Feld

Die Arbeitgeber wiederum hatten die Forderung nach einem Bonus für Gewerkschaftsmitglieder gleich zu Beginn der Verhandlungen zurückgewiesen, weil sie dadurch eine Spaltung der Belegschaften fürchten. Insgesamt wirft der Verband der Gewerkschaft vor, bei ihren Forderungen die aktuelle Lage der Branche nicht zu berücksichtigen. „Die IG BCE ignoriert die wirtschaftliche Realität komplett“, wurde Verhandlungsführer Ulrich Wienbeuker nach der letzten gescheiterten Runde zitiert.

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Alexander Jungert und Tatjana Junker
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Die Arbeitgeber hatten nach eigenen Angaben bei einer Laufzeit von 28 Monaten eine Entgelterhöhung von 2,5 Prozent für Januar 2025 und ein weiteres Plus von 2,5 Prozent für Januar 2026 angeboten, zudem eine Einmalzahlung von 100 Euro. Auch eine Erhöhung der Schichtzulage und der Altersvorsorgeförderung sei vorgesehen gewesen. IG BCE-Verhandlungsführer Weißenborn nannte das Angebot „angesichts der soliden wirtschaftlichen Lage der Unternehmen auf der einen Seite, und der Belastungen der Beschäftigten auf der anderen Seite, eine absolute Frechheit“.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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