Mannheim. Nicht nur das Podium war beim MM-Talk "Sport trifft Wirtschaft" hochkarätig besetzt. Größen aus Wirtschaft und Sport waren beim interessanten Gespräch zwischen MM-Chefredakteur Karsten Kammholz, DFB-Schatzmeister Stephan Grundwald und dem renommierten Ökonom Lars P. Feld anwesend. Wir haben einige von ihnen gefragt: Geht es Ihnen bei der Fußball-EM noch genug um den Sport oder ist sie Ihnen schon zu kommerziell?
Klaus Hofmann, Präsident Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald
Fußball ist der beliebteste Sport, den wir Deutsche ausüben. Wir alle sind gerne am Stammtisch der Bundestrainer, Sport und Fußball begeistern uns. Jedoch muss ich langsam sagen: Wenn man so die wirtschaftlichen Entwicklungen im Fußball aus dem Ausland sieht, fragt man sich manchmal schon, ob da die Verhältnismäßigkeit zum Sport noch stimmt. Denn um konkurrenzfähig zu bleiben, ist es natürlich wichtig, dass wir da mitziehen. Dass Mannheim aber wirtschaftlich von der EM profitieren wird, kann ich mir persönlich nur schwer vorstellen.
Jennifer Schäfer, Geschäftsführerin SV Waldhof Mannheim
Schwierige Frage für mich in meiner aktuellen Situation, was den Waldhof betrifft. Denn das ist der Verein, für den ich brenne. Aktuell ist bei mir die Europameisterschaft erstmal hinten angestellt, weil es gerade bei uns um etwas mehr geht – und zwar um den Klassenerhalt. Ich sage mal so: Wenn unsere Saison abgeschlossen ist, kann ich mich auch mehr auf den weiteren Fußball fokussieren. Ist die EM zu kommerziell? Jein. Der Sport steht bei der EM zwar erstmal im Vordergrund, aber das Kommerzielle und der Sport gehören mittlerweile einfach zusammen.
Klaus Schlappner, ehemaliger Trainer SV Waldhof Mannheim
Es dreht sich alles zu viel um Profit. „Profitis“ sind auch die Spieler – das sind keine Profis oder Arbeitnehmer mehr, wie man sie eigentlich nennen müsste. Deshalb ist der Sport, gerade was den Fußball angeht, etwas verkommen. Natürlich freue ich mich aber auf die EM: Dass sie im eigenen Land stattfindet, das ist immer ein Highlight. Es mobilisiert auch den einen oder anderen, der normalerweise mit Fußball weniger am Hut hat. Es geht auch um die Stimmung – und für die Stimmung im Land ist gerade in der jetzigen Zeit wichtig, dass man mal wieder ein Highlight feiert.
Sabine Hamann, Vorsitzende Sportkreis Mannheim
Eigentlich ist die Fußball-EM tatsächlich ein bisschen zu kommerziell. Sport gerät bei dieser Diskussion etwas in den Hintergrund. Es spielen auch viele gesellschaftliche und politische Dinge eine Rolle bei dieser Europameisterschaft, die mit zu bedenken sind. Für mich als Vertreterin des Breitensports ist bei der EM ein ganz wichtiges Thema, dass wir mit Sicherheit einen Run auf unsere Vereine erwarten. Wir haben aber jetzt schon die Problematik, dass die Vereine gar keine neuen Mitglieder aufnehmen können. Das Problem ist, dass wir keine Übungsleiter und Trainer haben.
Volker Proffen, Bürgermeister für Finanzen der Stadt Mannheim
Ich bin Vorsitzender des TSV Neckarau, ich lebe Fußball. Fußball ist in erster Linie ein ganz wichtiges Element in der Gesellschaft. Natürlich kann Fußball auch die Facette haben, ein Wirtschaftsfaktor zu sein. Ich denke, die Veranstaltung hat einfach viele Seiten. Wir alle können von der Europameisterschaft profitieren. Wenn wir offen in das Turnier hineingehen und nicht allzu hohe sportliche Erwartungen haben, dann werden wir positiv überrascht. Und ich würde mich freuen, wenn wir einfach alle zusammen ein schönes Fest erleben. Es liegt an uns, das Beste draus zu machen.
Gerald Marzenell, Cheftrainer Tennisclub Grün-Weiss Mannheim
Ohne Wenn und Aber, ja! Ich komme ursprünglich vom Fußball, aber die Sportart spielt auch gar keine Rolle: Wichtig ist, dass man mit dieser EM Menschen erreicht und dadurch auch die Integration verbessern kann. Wenn es um die Kinder, die Menschen und die Emotionen geht, glaube ich, dass die EM für unser Land gut ist. Gute Stimmung, den Alltag vergessen und auch mal die Sorgen hinter sich lassen – das finde ich wichtig. Da ist der Fußball prädestiniert für eine kleine Aufbruchsstimmung. Jede positive Emotion ist momentan super für unser Land.
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