Wirtschaft

So beliefert die Viernheimer Gewürzmühle Nubassa seit 90 Jahren die ganze Welt

Das Familienunternehmen feiert Geburtstag, ist aber alles andere als altbacken. Ein Einblick in die Trends der Lebensmittelbranche. Welche Gewürze verkauft Nubassa am meisten und welche Rolle spielen Geheimrezepturen dabei?

Von 
Vanessa Schmidt
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Michael Mohr (links) und Marcus Effler führen das Familienunternehmen Nubassa. In der Wurstküche werden Produkte im Beisein von Kunden getestet. © Christoph Blüthner

Viernheim. Es riecht nach frisch gemahlenem Koriander. Ein paar Schritte weiter liegt ein Pfeffer-Geruch in der Luft. Das ist der Arbeitsort von Marcus Effler und Michael Mohr. Zumindest werfen die beiden als Geschäftsführer zwischendrin immer mal einen Blick in der Produktion des Gewürzwerks Nubassa.

Das Unternehmen feiert in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag. Angefangen hat alles 1933 mit dem Großvater von Marcus Effler, der in Viernheim zunächst Kaffee und Tee herstellte. Mittlerweile gibt es weder Kaffee noch Tee im Sortiment des mittelständigen Betriebs. Stattdessen hat sich Nubassa auf Gewürze spezialisiert. Rund 90 Prozent des Geschäftes fließen in die Fleischindustrie. 20 bis 30 Produkte wurden wiederum zum Backen kreiert. Im Jahr erwirtschaftet Nubassa so einen Umsatz von 8 bis 10 Millionen Euro.

Gewürzverkehr Nubassa vertreibt an Metzgereien und Lebensmittelgeschäfte

Doch wie landen die Gewürze von Nubassa in den Fleischprodukten? „Händler kaufen bei uns die Gewürze ein und verarbeiten sie in ihren Produkten“, erklären Effler und Mohr. Die Händler sind unter anderem Metzgereien oder Lebensmittelgeschäfte, weshalb die Produkte auch bei den Endkunden landen.

Doch bevor es so weit ist, werden die Gewürzmischungen getestet. Wie lange dies dauert, ist sehr unterschiedlich und abhängig davon, was im Sortiment schon vorhanden ist. „Es gibt zwei bis drei Verkostungen und der Kunde ist mit dem Geschmack zufrieden, teilweise braucht es mehr als 20 Versuche“, so Effler und Mohr. Für Nubassa steht der Austausch mit Kunden im Fokus, um Gewürze zu entwickeln und zu verfeinern. Damit stellt das Familienunternehmen rund um Effler als Enkel des Gründervaters und Schwager Mohr sicher, langfristige Lieferverträge abzuschließen.

Nubassa aus Viernheim exportiert vor allem nach Osteuropa

Nubassa hat sich so über 90 Jahre hinweg einen Namen gemacht und zählt rund 5000 Produkte zum Sortiment, die in mehr als 40 Länder geliefert werden – ein Großteil davon nach Osteuropa. Dafür werden Etiketten in kyrillischer Sprache gedruckt. „Wir sind sehr exportlastig, daher haben wir den Ukraine-Krieg natürlich auch gespürt“, so Mohr.

Auch während des Lockdowns waren Lieferketten unterbrochen oder Produkte verteuerten sich. „Teilweise haben wir die banalsten Dinge wie Etiketten nicht bekommen.“ Dennoch ist es ihnen gelungen, den Betrieb und seine 50 Mitarbeitenden durch schwierigere Zeiten zu manövrieren. Das Geheimrezept hierfür liegt aber nicht in den Gewürzen: „Im Familienunternehmen muss man Wort halten“, erklären sie. Dazu zählt, Geheimrezepturen zu wahren, wenn Mischungen beispielsweise individuell für einen Dönerladen kreiert werden.

Dass er einmal den Betrieb führt, war für Effler schon früh klar. „Ich hatte großes Interesse an Biologie und Chemie.“ Wie die Nachfolge für die nächsten 90 Jahre abgesichert werden soll, steht indes noch nicht fest. „Mein Sohn ist erst acht Jahre alt, da wäre es ein bisschen früh, darüber nachzudenken“, so Effler.

Im Trend: Gewürze für vegane Produkte

Pläne für die nahe Zukunft hat Nubassa wiederum einige. Anfang 2024 soll ein neuer Markt erschlossen und Gewürze in Supermärkten deutschlandweit angeboten werden. Bisher bietet diese nur der Viernheimer Edeka im Sortiment an. „Die Gewürze sollen ausgefallenerer Mischungen sein.“ Denn der Gewürzmarkt ist ein hart umkämpftes Geschäft. Bereit 2022 stieg Nubassa in die Gastronomie ein und verkauft seither große Gewürzdosen an diese. Nun geht es an die Endkunden.

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In der Zwischenzeit kümmern sich Effler und Mohr auch darum, Bestandskunden zu halten und neue Kunden dazuzugewinnen. Hierfür besuchte Mohr zuletzt eine Messe in Dubai. Dort werden Trends der Lebensmittelindustrie vorgestellt, an denen sich auch Nubassa orientiert. So gibt es Superfoods wie Quinoa in Gewürzmischungen oder saisonale Sorten wie „Kürbis Chili“. „Auch der vegane Sektor wächst sehr stark.“ Den richtigen Geschmack bei solchen Produkten zu treffen, sei nicht das Problem. „Die Verbraucher erwarten einen Geschmack wie bei Fleisch. So gehen wir auch an die Würzung heran. Schwieriger wird es bei der Technologie. Wir testen, wie sich Gewürze beispielsweise so mit Erbsenprotein verbinden lassen, dass es nach Fleisch schmeckt.“

Bürokratie auf dem Gewürzmarkt verändert sich

Mit dem Fokus auf die Fleischindustrie beobachten sie nicht nur den Wandel hin zu veganen Produkten: Zwar nicht auf den Veganismus zurückzuführen, jedoch auf fehlenden Nachwuchs, bemerkt Nubassa zunehmend das Sterben des Metzger-Handwerks. Und auch innerhalb des Gewürzmarktes verändert sich viel. „Auch wenn der Pfeffer der Gleiche wie vor 90 Jahren ist, nimmt dafür die Bürokratie immer mehr zu und macht es uns als Mittelstand schwerer“, betont Effler.

Neben Gesetzesvorgaben setzt der Betrieb auch eigenständig Vorgaben, beispielsweise hinsichtlich Umweltaspekten. Eingekauft wird so nachhaltig wie möglich. Paprika importiert Nubassa noch selbst aus Spanien. Den Rest bezieht der Betrieb von einem deutschen Großhändler. Ebenso gibt es enge Absprachen mit Verpackungslieferanten, um diese so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Auf Glas verzichtet Nubassa wegen des Gefahrenpotenzials, das es zu Bruch gehen und Teile davon in Gewürzen landen könnten.

Bei allen Veränderungen bleibt jedoch eins gleich: Neben Koriander ist der Pfeffer „der Efflers“ nach wie vor eines der beliebtesten Produkte.

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