Konjunktur

Industrie in Mannheim und der Region klagt über sinkende Aufträge

Die Handelspolitik des US-Präsidenten belastet die Firmen in Mannheim und der Region. Doch auch andere Faktoren drücken auf die Stimmung in der heimischen Wirtschaft.

Von 
Tatjana Junker
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Ein Schiff wird im Hafen von Philadelphia in den USA entladen. Das US-Geschäft der hiesigen Industrie leidet unter der erratischen Handelspolitik von Donald Trump. © Matt Slocum/AP/dpa

Mannheim. Von der Frühjahrsmüdigkeit ungebremst in die Herbstdepression? Salopp gesagt, lässt sich die Stimmung in der regionalen Wirtschaft aktuell so wohl ganz gut zusammenfassen. Als „kraftlos und schwach“ beschreibt Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar, jedenfalls die konjunkturelle Lage, als er am Dienstag in Mannheim die jüngste Umfrage der Kammer dazu vorstellt. 344 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk haben daran teilgenommen.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

In der Industrie hat sich die Stimmung verschlechtert

  • Weniger Aufträge : Die Industrie schaut aktuell deutlich pessimistischer in die Zukunft als bei der letzten Umfrage im Frühjahr. Das liegt vor allem daran, dass die Betriebe immer weniger Aufträge haben. Vor allem im Export – tragende Säule für die regionale Industrie – rechnen die Unternehmen mit schlechteren Geschäften, allen voran auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt. „Die US-Handelspolitik belastet die Geschäftsaussichten unserer Unternehmen“, bilanziert der IHK-Hauptgeschäftsführer.
  • Viele Herausforderungen im Exportgeschäft : Die chaotische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ist laut Nitschke aber nicht die einzige Herausforderung, mit der die heimische Industrie zu kämpfen hat. Die deutschen Exporte verlören im Vergleich mit anderen Industrienationen immer stärker den Anschluss. Nitschke sieht dafür vor allem zwei Gründe: Zum einen sei die Wettbewerbsfähigkeit von Produkten „made in Germany“ gesunken. Zum anderen habe der russische Überfall auf die Ukraine wichtige Absatzmärkte für die deutsche Wirtschaft geschwächt.

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Enttäuschte Erwartungen an die Bundesregierung

Bei der Frage nach den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung nennen die Unternehmen wieder häufiger die „wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ als Stichwort. IHK-Konjunkturexperte Julian Harpf sieht darin eine „klare Botschaft an die Regierung“. „Die Unternehmen wissen, dass die neue Bundesregierung nun seit einem halben Jahr im Amt ist – aber sie spüren davon noch nichts“, ergänzt Hauptgeschäftsführer Nitschke. Das führe zu einer gewissen Desillusionierung. Der groß angekündigte „Herbst der Reformen“ lasse auf sich warten, für Probleme wie steigende Sozialversicherungsbeiträge seien keine Lösungen in Sicht. Als größtes Geschäftsrisiko betrachten die Betriebe unterdessen die schwache Inlandsnachfrage. Nitschke: „Der Schlüsselfaktor dafür ist Vertrauen. Aber das fehlt aktuell.“

Zurückhaltung bei Investitionen und Beschäftigung in Mannheim und Region

  • Mehr Personalabbau als -aufbau: In der Umfrage der IHK gaben 22 Prozent der Unternehmen an, dass sie Arbeitsplätze abbauen wollen. Nur zehn Prozent rechnen dagegen mit einem Stellenaufbau. „Diese Entwicklung lässt befürchten, dass die Beschäftigung in der Region weiter zurückgeht“, so Nitschke. Vor allem in der Industrie haben sich die Beschäftigungsaussichten in den letzten Monaten weiter verschlechtert.
  • Gebremste Investitionen: Über alle Branchen hinweg sind die Unternehmen bei Investitionen zögerlicher geworden. Jeder fünfte Betrieb plant überhaupt keine Investitionen. Wenn Geld in die Hand genommen wird, dann vor allem für Ersatzbedarf. Nur noch 17 Prozent der Firmen planen Investitionen in Expansion oder größere Kapazitäten.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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