Gastronomie

Das Irish Pub in Ludwigshafen hat kein Guinness mehr

Die Guinness-Nachfrage boomt – auch in Mannheim und Ludwigshafen wird das Bier langsam knapp. Wann gibt es Nachschub?

Von 
Vivienne Nwankwo
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Im Ludwigshafener Irish Pub von Ben Lösch (l.) und Dennis Fix sind die Guinness-Gläser leer. © Vivienne Chidera Nwankwo

Mannheim. Guinness, das war lange Zeit das Bier für ältere Herren, die es dunkel, schwer und bitter mögen. Vielleicht ist es nur ein Klischee, aber man stellt sich den typischen Guinness-Trinker doch als gemütlichen Mann mit Tweedjacke vor, der in einem dunklen Irish Pub an einem Pint nippt und dabei alte Geschichten erzählt. Doch inzwischen hat sich das Bild gedreht. Guinness ist plötzlich ein Trendbier geworden, das vor allem bei den jungen Leuten ,,in“ ist.

„Da hat sich in der Tat etwas bewegt“, sagt Dennis Fix, Mitinhaber des Irish Pubs Ireland's Own in Ludwigshafen. „Früher war Guinness wirklich ein Getränk für Oldtimer, jetzt ist es das Trendbier schlechthin, vor allem bei Frauen.“ Das lässt sich auch mit Zahlen untermauern. Diageo, ein globaler Getränkegigant, der mit Marken wie Guinness die Welt versorgt, berichtet von einem starken Anstieg der Nachfrage. Laut Unternehmenschefin Debra Crew ist der Konsum von Guinness unter Frauen in Großbritannien und Irland um 24 Prozent im vergangenen Jahr gewachsen. Der Guinness-Durst ist förmlich explodiert.

Woher kommt der plötzliche Guinness-Engpass?

Angefangen hat alles mit einem Instagram-Beitrag von Kim Kardashian. Die Reality-TV-Ikone, Selfie-Queen und Unternehmerin gehört zu den wenigen Persönlichkeiten, die mit einem einzigen Instagram-Post eine wahre Welle auslösen kann. Ihr Foto mit einem Pint Guinness inspirierte unzählige Menschen, es ihr gleichzutun. Binnen kürzester Zeit fanden sich überall in sozialen Netzwerken Bilder von Leuten mit dem Stout-Bier. Die Biersorte zeichnet sich dadurch aus, dass sie fast schwarz ist und stark geröstetes Malz enthält.

Selbst Bars, die traditionell kein Guinness führen, haben deshalb das berühmte schwarze Gold in ihr Sortiment aufgenommnen. Dann geschah das Unvorstellbare: In Großbritannien gab es plötzlich kein Guinness mehr. Das dunkle Gebräu wurde damit zum Opfer des eigenen Erfolgs.

Wir geben uns Mühe, die Menschen nicht auf dem Trockenen zu lassen.
Ben Lösch Mitinhaber von Ireland‘s Own, Ludwigshafen

Inzwischen haben sich in ganz Europa die Regale geleert. Die Lieferengpässe werden immer größer. „Wir geben uns Mühe, die Menschen nicht auf dem Trockenen zu lassen“, sagt Ireland's Own-Mitinhaber Ben Lösch. Sein Irish Pub kann zurzeit tatsächlich kein Guinness mehr servieren. Handelt es sich dabei nur um ein kurzfristiges Problem? Und wie reagieren Brauereien, Händler und vor allem Guinness Fans auf die Engpässe?

Werbeplakat im Irish Pub in Ludwigshafen. Am St. Patrick's Day soll es wieder Guinness geben. © Vivienne Chidera Nwankwo

Die Guinness-Brauerei Diageo hat bereits reagiert und die Produktion erhöht. Knapp 200 Millionen Euro wurden in eine neue Fabrik in Irland investiert, um die steigende Nachfrage zu bewältigen. Dennoch gibt es weiterhin Lieferprobleme. In Deutschland ist die Radeberger Gruppe als Guinness-Distributor die Anlaufstelle schlechthin für Gastronomen, die dringend auf Nachschub warten. „In unserer Rolle als deutscher Vertriebspartner arbeiten wir gemeinsam mit Diageo mit Hochdruck an einer Entspannung der Situation und haben bereits eine Priorisierung des deutschen Marktes bei den in Kürze anstehenden Lieferungen erwirkt“, sagt Tobias Glass von der Kommunikationsabteilung bei Radeberger. Und er fügt hinzu, dass es ab 10. März wieder Guinness in ausreichender Menge geben soll.

In der Zwischenzeit versuchen einige Pubs das dunkle Bier durch andere Stout-Biere ersetzen. ,,In Grünstadt wurde beispielsweise ein Ersatzbier mit englischer Hefe entwickelt, das als Alternative dienen soll“, sagt Dennis Fix. „Wir haben schnell reagiert und sogar neben den zwei alternativen Bieren neue Gläser besorgt und natürlich die Getränkekarten verändert.“

Wenn das Kultbier knapp wird

Die weltweite Nachfrage nach Guinness hat zugenommen, deshalb müssen die Gastronomen kreativ sein, um Engpässe auszugleichen. Ersatzbiere sind daher eine Lösung, um den Mangel an Guinness zu überbrücken, ohne den Biergenuss der Kunden zu beeinträchtigen.

Ein beliebter Ersatz ist das O'Hara's Pale Ale , ein irisches Craft-Bier, das durch seine erfrischende Note einen ähnlichen Charakter wie Guinness bietet. Auch andere Stouts, wie der English Stout aus der Brauerei Sausenheim, sind beliebte Alternativen, die den robusten Geschmack eines klassischen Stouts bieten.

Diese Ersatzbiere haben sich in manchen Irish Pubs als Substitute etabliert, die den Kunden weiterhin ein gutes Trinkerlebnis ermöglichen. naw

Fix erinnert sich noch gut an den Bingo-Abend am 26. Februar: „Da ging das Guinness bei uns komplett aus! Der letzte Gast saß noch Stunden vor seinem letzten Glas und genoss jeden einzelnen Tropfen.“ Vor allem bei Veranstaltungen macht sich der Mangel bemerkbar.

Dennis Fix, Mitinhaber des Irish Pubs in Ludwigshafen, will Guinness zapfen – doch es kommt kein einziger Tropfen heraus. © Vivienne Chidera Nwankwo

Während in Ludwigshafen der dunkle Durstlöscher vorübergehend mit wehender Fahne verabschiedet wurde, fließt in Mannheim noch das legendäre Stout. Zumindest bei Murphy's Law in Mannheim können Gäste noch Glück haben. „Wir haben genug Guinness da“, teilt Tosca Bos, Managerin der Tagesschicht, mit. „Wir sehen bei uns bisher keine Änderung, doch man weiß nie, wie sich das entwickelt. Wir bleiben optimistisch.“

Die Pubs freuen sich jetzt erst einmal auf den 17. März. Dann ist St. Patrick's Day, der irische Feiertag, der Irlands Schutzpatron mit Paraden und viel grün ehrt. Ohne Guinness ist dieser Tag kaum vorstellbar. Die Zeichen stehen gut, dass bis dahin auch in Ludwigshafen im Ireland's Own das Guinness wieder fließt.

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