Quartalszahlen

Daimler Truck bleibt auf der Kostenbremse

Von Krise kann bei Daimler Truck derzeit keine Rede sein - trotzdem will der Nutzfahrzeugkonzern weiter an der Kosteneffizienz arbeiten, bekräftigt Vorstandschef Martin Daum. Die 5 wichtigsten Punkte zur Quartalsbilanz

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Tatjana Junker
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Martin Daum, Vorstandsvorsitzender der Daimler Truck Holding AG, hat am Dienstag die Daimler-Quartalsbilanz vorgestellt. © dpa

Leinfelden-Echterdingen/Mannheim. Weniger verkaufte Fahrzeuge, aber mehr Umsatz: Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck sieht sich nach dem dritten Quartal weiter auf Kurs. „Trotz eines volatilen Umfelds bestätigen wir unsere Prognose für das Gesamtjahr 2023 und rechnen mit einem Rekordergebnis für Daimler Truck“, erklärt Vorstandschef Martin Daum, als er am Dienstag die Zahlen vorstellt. Die wichtigsten Punkte zur Quartalsbilanz:

Lieferprobleme bremsen Absatz 

Insgesamt hat Daimler Truck im dritten Quartal fünf Prozent weniger Fahrzeuge verkauft als im Vorjahresquartal. Grund dafür war laut Daum weniger ein Problem auf Nachfrageseite, sondern eher beim Angebot: Vor allem wegen Schwierigkeiten bei einem Zulieferer in den USA habe man deutlich weniger Lkw verkauft als es möglich gewesen wäre. Anders als in der Chipkrise handele es sich aber bei den jüngsten Lieferschwierigkeiten nicht um ein strukturelles, sondern um ein singuläres Problem, dass sich, so hofft Daum, zeitnah erledigt.

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Busgeschäft erholt sich

„Unsere Busse sind zurück“, fasst Claus Bässler, Head of Treasury & Tax bei Daimler Truck, zusammen. Nach Angaben von Daimler-Buses-Chef Till Oberwörder konnte das Unternehmen in Europa in den ersten neun Monaten satte 30 Prozent mehr Fahrzeuge verkaufen als im Vorjahr. Vor allem das Reisebusgeschäft, das in der Pandemie dramatisch eingebrochen war, erhole sich weiter. Auch bei den Linien-Bussen, die in Mannheim gebaut werden, lief es Oberwörder zufolge gut.

Sparen, sparen, sparen

Auch wenn von Krise bei Daimler Truck derzeit keine Rede sein kann, will das Management weiter an der Kosteneffizienz arbeiten. Die Resilienz des Unternehmens zu verbessern bleibe „Top-Priorität“, so Bässler. „An den Kosten arbeitet man besser, wenn es dem Unternehmen gut geht, statt zu warten, bis es in der Krise steckt“, bekräftigt Vorstandschef Daum. Eine Chance biete sich durch die Einführung neuer IT-Systeme, mit denen die alten Mercedes-Benz-Systeme ersetzt würden. Dadurch ließen sich Prozesse optimieren - was laut Daum immer bedeutet, dass weniger Menschen gebraucht werden. „Hier arbeitet auch der demografische Faktor für uns.“ So müsse man nicht alle Babyboomer ersetzen, die in Rente gehen. Gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern arbeite man an Lösungen, spruchreif sei noch nichts. Konkret für das Werk Mannheim sieht der dortige Betriebsratsvorsitzende Bruno Buschbacher aktuell unterdessen wenig Spielraum für einen Stellenabbau: „Natürlich sind Kostenbetrachtungen in einem Werk ein Dauerthema, weil wir wettbewerbsfähig bleiben müssen. Am Standort Mannheim liegt der Fokus insgesamt aber auf der Erfüllung unseres Produktionsprogramms und da brauchen wir praktisch alle Kolleginnen und Kollegen“, sagt er. Man habe in Mannheim sowohl im Bereich Lkw als auch bei Daimler Buses aktuell eine gute Auftragslage. Dies dürfte sich auch 2024 fortsetzen.

Abschwächung erwartet

Insgesamt erwartet Daimler Truck für 2024 eine leichte Abkühlung, bereits im dritten Quartal ging der Auftragseingang deutlich zurück. Daum rechnet trotzdem mit weiter starken Märkten in Europa und Nordamerika. Man gehe von einem „brandheißen“ über zu einem guten Markt.

Transformation geht voran

Im dritten Quartal habe man mehrere Meilensteine in Sachen Transformation erreicht - unter anderem mit der Vorstellung des elektrisch angetriebenen eActros 600 für den Fernverkehr. Er soll ab 2024 serienmäßig in Wörth produziert werden. In Mannheim wurde außerdem Richtfest für das InnoLab Battery gefeiert: Hier soll eine Pilotlinie für die prototypische Herstellung von Batteriezellen entstehen. Der größte Bremsklotz für die Elektrifizierung des Nutzfahrzeug-Verkehrs bleibt laut Daum unterdessen der schleppende Ausbau der Ladeinfrastruktur.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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