Bioökonomie

Aus Müll wird Rohstoff: So sieht die Strategie der Rhein-Neckar-Region aus

Ein großer Teil des Abfalls in Mannheim und Rhein-Neckar-Region wird bisher nicht aufbereitet und weiterverwendet. Mit ihrer Bioökonomie-Strategie will die Metropolregion Rhein-Neckar die Kreislaufwirtschaft nun stärken

Von 
Tatjana Junker
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Bauschutt – hier bei der Hochstraße Süd in Ludwigshafen – soll in der Region künftig häufiger aufbereitet und weiterverwertet werden. © dpa

Mannheim. In jeder Küche der kleinen Gemeinde Haßmersheim im Neckar-Odenwald-Kreis soll es bald einen neuen Behälter geben: Er ist klein und grün und wird von der Jugendfeuerwehr an alle Haushalte im Ort verteilt.

Der Sinn? Die Haßmersheimer und Haßmersheimerinnen sollen darin Speiseöl- und Fettreste sammeln, die in ihrer Küche anfallen: überschüssiges Bratfett aus der Schnitzelpfanne zum Beispiel. Oder Olivenöl aus dem Antipasti-Glas.

Altes Fett gehört nicht in den Abfluss

Bis jetzt landen solche Reste in den allermeisten Haushalten im Abfluss - obwohl sie da eigentlich gar nicht hingehören, wie Sebastian Damm von der Kreislaufwirtschaft Neckar-Odenwald, einem kommunalen Entsorgungsunternehmen mit Sitz in Buchen, erklärt.

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Hanna Gersmann
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Denn zum einen verschmutzt das Fett dort die Abwasserrohre und das Kanalsystem, das dann für teures Geld gereinigt werden muss. Zum anderen könnten die Reste laut Damm eigentlich viel besser genutzt und weiterverarbeitet werden: zu Biokraftstoffen. In einem Pilotprojekt sollen die Öl- und Fettreste deshalb nun von den Privathaushalten in Haßmersheim gesammelt werden. Ist die kleine Dose in der Küche voll, kann sie an einem Sammelautomaten im Ort eingeworfen und gegen einen frischen eingetauscht werden.

Biologische Reste sind kein Abfall, sondern Rohstoff

Das Vorhaben aus dem Neckar-Odenwald-Kreis ist eines von mehreren Projekten, die es in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) schon im Bereich Bioökonomie gibt. Unter dem Begriff versteht man - kurz gesagt - ein Wirtschaftssystem, in dem fossile Rohstoffe Stück für Stück durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden.

So sieht altes Fett aus der Küche aus. © Georg Wendt/dpa

Ein Kernelement ist die Kreislaufwirtschaft: Reststoffe mit biologischem Ursprung sollen dabei nicht mehr als Abfall gesehen und behandelt werden, sondern als Rohstoff für weitere Anwendungen und Produkte.

Geht es nach der MRN, soll es in der Region künftig wesentlich mehr Aktivitäten in diesem Bereich geben. Ziel sei es, die „Kenntnis, Nutzung und Potenzialentfaltung der Bioökonomie in den nächsten fünf Jahren“ in der Region deutlich zu steigern, sagt Miriam Freudenberger, als sie im Mannheimer MAFINEX eine Zwischenbilanz zur Bioökonomie-Strategie der Metropolregion vorstellt. Freudenberger ist bei der MRN GmbH Projektleiterin für Kommunale Bioökonomie.

Der meiste Abfall in der Metropolregion ist Bauschutt

Mit der Entwicklung der Strategie hat die Metropolregion schon vor einiger Zeit begonnen, es gibt einen eigenen Think Tank zu dem Thema. Das baden-württembergische Umweltministerium fördert die Pläne.

Eine Potenzialstudie zur Bioökonomie in der Metropolregion hat unter anderem ergeben, dass der meiste Abfall in der Region aus Baumasseabfällen besteht, also zum Beispiel Boden, Steine und Baggergut. Der Großteil davon - nämlich knapp 80 Prozent - wird bisher nicht weiter verwertet.

Das soll sich ändern: das sogenannte Urban Mining, also die Rückgewinnung von Wertstoffen zum Beispiel aus abgerissenen Gebäuden - ist deshalb einer der Bioökonomie-Schwerpunkte in der Region. Ein weiterer ist die stoffliche Nutzung von Restbiomasse. Auch davon gibt es reichlich in der Region. Bei einer stofflichen Nutzung wird sie allerdings nicht zur Energieerzeugung verwendet, sondern als Rohstoff, zum Beispiel für die Produktion von Dämmmaterial. Ein dritter Schwerpunkt der regionalen Bioökonomie-Strategie ist das CO2-Recycling.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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