Mannheim. Paula, ein humanoides Wesen, weiß so ziemlich alles. Zumindest über Produkte von Hima. „Wie kann ich Ihnen heute helfen?“, fragt sie höflich. Paula sucht in sämtlichen Hima-Handbüchern nach Informationen und stellt sie zusammen.
Der firmeninterne Chatbot soll noch im Juni eingeführt werden, später soll er auch für Kunden einsetzbar sein. Entstanden ist „Ask Paula“ („Frag Paula“) im Himalaya.
Hima-Ideenschmiede im Green Business Park
Gemeint ist nicht das Gebirge in Asien, sondern die gleichnamige Ideenschmiede von Hima im Green Business Park Mannheim. Der Anbieter von Steuerungstechnik für Anlagen-Sicherheit tüftelt hier an Innovationen.
Wer Himalaya auf Taylor an der B38 Richtung Weinheim betritt, sieht offene Räume, ergonomische Möbel und multifunktionale Arbeitsplätze. Einige Büros erinnern an das heimische Wohnzimmer. Der Fokus liegt auf Nachhaltigkeit, New Work lässt grüßen.
Nur die besten Ideen im Innovation Lab werden weiterverfolgt. Optimalerweise entstehen daraus interne Anwendungen, neue Geschäftsmodelle und Produkte. Das Team wurde nach und nach aufgestockt; momentan besteht es aus rund zehn Mitgliedern. Neben Innovationsmanagern gehören Werkstudenten dazu.
Durch Künstliche Intelligenz soll Himalaya einen weiteren Schub erhalten. KI habe großes Potenzial für Hima, sagt Finanzchef Michael Löbig. Das Innovation Lab sei „genau der richtige Ort“, um Anwendungen schnell zu erkennen und zu erschließen.
Lösungen von Hima sollen die Sicherheit von Anlagen erhöhen (beispielsweise, dass sie automatisch heruntergefahren werden, bevor ein Notfall eintritt) und sie rentabler machen. Aus dem Himalaya stammt eine KI-gestützte Ferndiagnose, mit der Unregelmäßigkeiten in Sicherheitssteuerungen frühzeitig erkannt und gewartet werden können. In 18 Monaten ging es von der Idee bis hin zum ersten erfolgreich laufenden Piloten beim Kunden.
Das 1908 gegründete Familienunternehmen mit Hauptsitz in Brühl bei Schwetzingen ist heute mit rund 1.100 Beschäftigten weltweit vertreten. Kunden kommen hauptsächlich aus der Prozessindustrie, aber auch das Bahn-Segment wächst. „Hima“ ist übrigens die Abkürzung für „Hildebrandt Mannheim“.
Steffen Philipp, Gesellschafter der Hima-Gruppe, freut es, dass das Unternehmen ein Innovation Lab in Mannheim unterhält – wenn die Stadt schon im Namen steckt. „Wir leisten uns diesen Standort“, sagt Philipp. Innovation sei unverzichtbar.
Hima will sich internationaler aufstellen
Im vergangenen Geschäftsjahr 2024 hat Hima den Umsatz weiter steigern können (siehe Infokasten). Der Heimatmarkt ist nach wie vor wichtig, obgleich der Anteil zurückgeht. Nach mehreren Zukäufen will sich das Unternehmen international breiter aufstellen. Man habe „die eigenen Aktivitäten außerhalb Europas weiter ausgebaut, um auch anspruchsvolle Kundenprojekte lokal unterstützen zu können“, erklärt Hima-Chef Jörg de la Motte.
Zuwachs beim Umsatz
Die Hima-Gruppe ist auch im Jahr 2024 weiter gewachsen. Der Umsatz stieg um 23 Prozent – von 151 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 186 Millionen Euro im Jahr 2024. Zum Gewinn werden keine Angaben gemacht.
In Europa entfielen 24 Prozent des Umsatzes auf DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz), 19 Prozent auf die übrigen EU-Länder sowie elf Prozent auf das Vereinigte Königreich und neun auf Norwegen. Asien-Pazifik trug mit 19 Prozent zum Umsatz bei, gefolgt vom Mittleren Osten und Indien mit zwölf sowie Amerika mit sechs Prozent.
Mit mehr als 50.000 installierten Sicherheitssystemen gilt Hima nach eigenen Angaben als Technologieführer.
Von den rund 1.100 Beschäftigten weltweit arbeiten etwa 500 am Stammsitz Brühl.
Ein paar Beispiele? Nach der Eröffnung einer neuen Landesgesellschaft in Saudi-Arabien im Jahr 2023 folgte im November 2024 eine weitere Tochtergesellschaft in Indien. Darüber hinaus wurden in mehreren Ländern neue Vertriebsbüros und Servicecenter eröffnet, in China etwa ging ein neues Servicecenter in Zhanjiang in Betrieb, um die Kunden im Südosten Chinas besser betreuen zu können. Darüber hinaus wurde in Kolumbien eine Tochtergesellschaft eröffnet und in Peru ist eine Niederlassung geplant.
Nach dem guten Geschäftsjahr 2024 wagt Finanzchef Löbig eine Prognose: „Auch für das laufende Jahr erwarten wir weiteres Umsatzwachstum, wobei das Marktumfeld insbesondere in Deutschland schwierig bleibt.“ Was er damit meint, lässt sich gut mit der BASF erklären. Der Chemiekonzern hat sich einen massiven Sparkurs auferlegt und schließt am Stammsitz Ludwigshafen mehrere Anlagen. Und wenn ein Kunde Anlagen stilllegt, spürt das Hima bei den Aufträgen.
2024 ist das Bahn-Segment stark gewachsen, nicht zuletzt durch neue Kundenprojekte mit Unterstützung der Tochtergesellschaft Sella Controls in Großbritannien. Mittlerweile macht das Geschäft 17 Prozent des Gesamtumsatzes aus – und darf, wenn es nach de la Motte geht, gerne noch größer werden. Sicherheitslösungen stecken etwa in Bahnübergängen, Stellwerken und Schienenfahrzeugen. In der London Underground etwa, der ältesten U-Bahn der Welt, sorgt Technik aus dem Hause Hima dafür, dass Türen sich nur an verfügbaren Bahnsteigen und auf der richtigen Seite öffnen.
Zurück im Himalaya, dort steht der „HIMAgine 2034“. Das Gerät erinnert an einen Spielautomaten. Dahinter steckt eine mit Hima-Expertenwissen angereicherte KI. Mit ihr lässt sich zehn Jahre in die Zukunft der Prozessindustrie blicken. Wie arbeiten wir im Jahre 2034 zusammen? Wie entwickeln sich diverse Trends – und welchen Digitalisierungsgrad werden wir vorfinden? So sollen neue Produktideen als auch künftige Arbeitsabläufe entdeckt werden. Paula interessiert das sicher auch.
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