Das Wichtigste in Kürze
* SAP-Chef Christian Klein betont die Bedeutung von Vielfalt in der Arbeitswelt. * SAP investiert in neue Standorte in Deutschland und will weltweit Talente fördern. * Der Campus in Walldorf wird attraktiver gestaltet mit neuen Freizeit- und Arbeitsmöglichkeiten.
Walldorf. SAP-Chef Christian Klein hat derzeit allen Grund für gute Laune: Seine Cloud-Strategie geht auf, der Konzern will 2025 weiter wachsen. Auch abseits der Zahlen gibt es spannende Themen.
Eigengewächs
Christian Klein wurde am 4. Mai 1980 in Heidelberg geboren.
Er ist in Mühlhausen (Rhein-Neckar-Kreis) aufgewachsen, in Östringen zur Schule gegangen und hat in Mannheim studiert.
Die Karriere bei SAP begann Klein 1999 als Werkstudent .
Im Vorstand sitzt der Manager seit 2018, an der Spitze ist er seit Oktober 2019. Zuerst mit Jennifer Morgan , seit Mitte April 2020 allein.
Kleins Vertrag bei SAP läuft noch bis zum Jahr 2028 .
Herr Klein, wie überrascht waren Sie, dass sich deutlich mehr Beschäftigte für das Freiwilligenprogramm gemeldet haben als erwartet?
Christian Klein: Das war nicht so überraschend – weil wir wussten, dass das Programm attraktiv ist. Wichtig und nicht außer Acht zu lassen ist der Punkt, dass Know-how das Unternehmen verlässt. Fokus war und ist es deshalb, die Übergabe an verbliebene und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicherzustellen. Und ich sage es noch einmal: Dieses Programm war wichtig, um das zukünftige Wachstum von SAP zu sichern.
Mag bei dem ein oder anderen Beschäftigten auch Unzufriedenheit eine Rolle gespielt haben? Stichwort strengere Büropflicht, Leistungsbeurteilung …
Klein: Diese Stimmen gibt es immer. Solch ein Kulturwandel ist schließlich einschneidend. Aber: Die Mitarbeiterzufriedenheit bei SAP ist mittlerweile auf einem Niveau, das andere Unternehmen gerne hätten. Ich bin mir sicher, dass wir in drei Jahren hier sitzen und feststellen werden: All diese Maßnahmen haben geholfen, das Unternehmen besser zu machen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern. Einige Dinge mussten wir während der Gespräche natürlich auch anpassen.
Welche denn?
Klein: Die Leistungsbeurteilung zum Beispiel. Meine Managerkollegen und ich haben gesagt: Lasst uns mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass niemand außen vor ist. Und so machen wir das jetzt. Die Leistungsbeurteilung beginnt bei den Managern, für die Mitarbeiter dann im nächsten Jahr.
Ende 2024 hatte SAP mehr als 109.000 Beschäftigte, deutlich mehr als Ende 2023 - trotz weltweitem Abbauprogramm. Sie haben also wieder kräftig eingestellt. Mehr in Indien als in Deutschland?
Klein: Die Frage hat so einen negativen Beigeschmack, der meines Erachtens nicht gerechtfertigt ist. Sehen Sie: In den vergangenen 20 Jahren hat SAP überproportional in Indien eingestellt – wie viele andere Unternehmen auch. Trotzdem sind wir in Deutschland weiter gewachsen, SAP hat zum Beispiel in neue Standorte in Berlin und München investiert. Das Engagement in Indien ist nicht nur eine Frage von Kosten, sondern auch von Talenten. So viele Fachkräfte, wie wir zum Beispiel bei SAP Labs India in Bangalore rekrutiert haben, hätten wir in Deutschland gar nicht bekommen.
SAP wirbt seit jeher für Diversity, also für Vielfalt im Arbeitsleben. Wie bewerten Sie es, dass der wiedergewählte Präsident Donald Trump in den USA dagegen ankämpft?
Klein: Ich bin im vergangenen Jahr in 40 Ländern gewesen. Wenn ich mir vorstelle, es gäbe an den SAP-Standorten keine Diversität – keine Chance! Unsere Kunden würden das auch gar nicht akzeptieren. Ohne Vielfalt würden wir Probleme bekommen, wir wären weniger innovativ, würden Herausforderungen, Chancen und Kundenbedürfnisse weniger umfassend wahrnehmen. In Walldorf hat sich eine Community gebildet aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den USA, aus Indien … Ich sage es ganz klar: Die deutsche Wirtschaft profitiert von Vielfalt, Offenheit und internationaler Zusammenarbeit!
Also ändert sich bei SAP in den USA nichts?
Klein: Nein. Das Thema Diversität müsste meines Erachtens sogar noch mehr in den Vordergrund gestellt werden, bei der Aus- und Weiterbildung etwa.
Haben Sie Tesla-Chef Elon Musk eigentlich jemals kennengelernt? Was halten Sie von seinem politischen Engagement? Er berät Trump …
Klein: Musk und ich sind uns einmal kurz über den Weg gelaufen. Ich halte es so: Jeder tut gut daran, sich auf das zu fokussieren, wofür er bezahlt wird.
Noch immer verhandelt eine Einigungsstelle darüber, wie SAP künftig mit Homeoffice umgeht. Warum zieht sich das so lange?
Klein: Das frage ich mich auch (lacht). Für mich ist das Thema durch. Es geht meines Wissens noch um ein paar Details, wir sind in den Endzügen.
Haben sich die Leute mittlerweile daran gewöhnt, öfter ins Büro zu kommen?
Klein: Der Campus in Walldorf füllt sich wieder mit Leben, mit mindestens drei Tagen Anwesenheit die Woche beschreiten wir einen guten Mittelweg. Das hilft dem Miteinander, der Kommunikation und gemeinsamen Projekten. Nach Corona ist ein Rahmen nötig geworden. Dabei sind wir nach wie vor flexibel. Wenn jemand aus der Familie krank ist oder der Kindergarten geschlossen hat, muss man eben mal zu Hause bleiben. Übrigens – niemand wird bei uns kontrolliert.
SAP ist gerade dabei, den Campus noch attraktiver zu gestalten.
Klein: Genau, es gibt einen Ideenwettbewerb für den Campus. Zu den Wünschen zählen unter anderem eine Anlage für Padel-Tennis und Orte für Meetings an der frischen Luft. Ebenso wird überlegt, einen Markt zu eröffnen, in dem Beschäftigte frisches Obst und Gemüse kaufen können.
Wie läuft die Sanierung der Zentrale?
Klein: Nach Plan. Im ersten Quartal 2027 soll sie fertig sein. Hell, mit genügend Flächen für Gemeinschaftsarbeit, einer großen Kantine. Und ausreichend Platz für Kunden, um sich die neuesten Technologien anzuschauen. Ein Campus ist ja auch eine Art Aushängeschild.
Hören Sie ab und zu noch etwas von Hasso Plattner?
Klein: Bei SAP hält sich Hasso Plattner seit seinem Abschied weitestgehend raus. Er hat ja viele Hobbys: das Segeln, die Kunst, seine Enkel. Vor Kurzem wollte ich ihm telefonisch zum Geburtstag gratulieren, habe ihn aber nicht erreicht.
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